trockneten See s henimgehend, mit denen Tamentit’s zusammen,
die Oase jedoch, die diese Verbindung bewerkstelligt,
Sauia Sidi el-Bickri genannt, zählt weder zu der einen noch
zu der anderen. Der Ssebcha selbst, mit einer glänzend
weissen Salzkruste bedeckt, verdient eigentlich wie auch der
von Timmimun gar nicht diesen Namen, denn er hält nie
Wasser, weder durch Zufluss noch durch Niederschlag.
Was nun Tamentit anbetrifft, so ist dies wohl in jeder
Beziehung eine der merkwürdigsten Städte Tuats. Der Ort
bildet mit den ihn umgebenden Palmen eine in politischer
Beziehung unabhängige Oase, von der Jemma und deren
Schich regiert. Einer der ältesten Gentralpunkte Tuats, war
der Ort früher gleich mehreren anderen in Tuat von Juden
bewohnt, die jedoch nach dem Hereinbrechen der Mohammedaner
und ihrer Religion mit Gewalt bekehrt oder ausgerottet
wuiden, so dass heut zu Tage wie in ganz Tuat kein einziger
Jude mehr vorhanden ist. Auch wenn man die jetzigen Bewohner
betrachtet, die sich selbst Abkömmlinge der Juden
nennen, lässt Nichts auf ihre Abstammung schliessen, denn
durch die starke Vermischung mit den Negern Sudans sind
sie eben so dunkelfarbig geworden wie die übrigen Eingebornen
Tuats. Indess hat sich unter ihnen die bekannte Rührigkeit
und Betriebsamkeit ihrer Voreltern erhalten, Handel und Wandel
und allerlei Handwerke, als, die der Schuh- und Kleidermacher,
Waffenschmiede und Schlosser, sind noch heut zu
Tage stark im Gange.
Tamentit selbst kann gegen 6000 Einwohner haben;
eine Kasbah, fünf Moscheen, alle jedoch ohne architektonische
Bedeutung und ohne Minarets, dann mehrere lange Gassen
an beiden Seiten mit kleinen Verkaufs - Gewölben bilden das
Anziehendste für den Fremden. Was die Eingebornen jedoch
unter sich als das Merkwürdigte rühmen, ist ein nach ihrer
Aussage vom Himmel herabgefallener Stein, der im Hofe der
Kasbah liegt. Er soll erst Silber gewesen sein und sich dann
in Eisen verwandelt haben. Obgleich ich ihn gesehen, konnte
ich ihn dennoch nicht näher untersuchen, um genau seine
Natur und Beschaffenheit angeben zu können. Sein Durchmesser
beträgt etwa '/2 Meter, von aussen ist er schwarz,
glänzend, mit grossen Fingereindrücken versehen, und dass
er vom Himmel gefallen, ist sehr wohl möglich und nur eben
für die Bewohner Tuats ein Wunder.
Die Bewohner Tamentit’s sind alle Fkra*) Muley Thaib’s
von Uesan und Sidi el-Hadj-Äbsalom hat sogar zwei Intendanten
hier; bei einem Namens Sidi Barka stiegen wir ab.
Ich bemerke hier nochmals, dass alle Mohammedaner einer
religiösen Sekte angehören oder sich zu einem Heiligen bekennen,
so die Bewohner Tuats hauptsächlich zu Muley Thaib
von Uesan oder Hamed ben-Mussa von Karsas. Erstere
tragen einen messingenen Ring an ihrem Rosenkranz, letztere
eine Bernsteinperle. Ich habe schon angeführt, dass die
Fkra Uesans in allen mohammedanischen Staaten verbreitet
sind. Sobald die Einwohner erfuhren, dass wir von Uesan
seien, mussten wir überall unseren Segen austheilen und die
Leute küssten unsere Kleider im Vorbeigehen. Trotz dieser
guten Aufnahme kehrte ich noch denselben Abend wieder
zurück, denn ich hatte meine sämmtlichen Effekten in dem
Hause, das mir der Schich von Timmi zur Disposition gestellt
hatte, gelassen, und obgleich dasselbe abgeschlossen
war, fürchtete ich doch, dass eine längere Abwesenheit Diebe
oder Neugierige über das Dach herbeilocken könnte. Ich
fand indess bei meiner Ankunft Alles in gutem Stande.
Heute vor einem Jahre tra t ich meine Reise von Algier
aus an und so schnell ich die ersten Stunden zurücklegte
— denn von Algier bis Blida benutzte ich die Eisenbahn —,
so langsam komme ich jetzt vorwärts. Es ist dies jedoch
nicht meine Schuld und besser langsam und sicher als schnell
und vielleicht aller Früchte beraubt, denn je weiter ich vordringe,
desto unsicherer wird der Weg. Und auch die ge-
*) Plural von Fakir.