südlicher Richtung durchritten. Während in der Muluia-
Ebene die Steinformation überall Granit war, bildete hier
wieder Sandstein, mitunter durch Schiefer, Kalk und Marmorschichten
unterbrochen, den Grund des Gebirges. Hier am
Pass Tisint-el-Riut mündet auch der von Fes durch die Ait-
Yussi und Luxaby führende Weg ein. Die steinige Hochebene
war bald überschritten und durch eine Art Felspforte,
essalamon-alikum (ich griisse Euch) genannt, traten wir in
ein Flussbett, das dem Sis zuströmt und etwas; weiter bei
Nasla, einem kleinen Orte, den Namen Sis selbst erhält. In
Nasla, das am Eingänge des nach Süden aus dem Gebirge
führenden Passes liegt, müssen alle vorbeikommenden Karawanen
einen hohen Zoll von mehr als 8 Francs auf jedes
beladene Thier zahlen. Die Bewohner dieses Ksor, Berber,
haben dies Vorrecht vom Sultan Sliman erhalten. Dieser und
die anderen Zölle, welche die Beni-Mgill willkürlich von der
durchpassirenden Karawane erheben, hemmen daher fast jeden
Handelsverkehr zwischen Tafilet und Fes für diesen Augenblick
und alle Karawanen passiren über Marokko. Nachdem
ich meine Briefe vorgezeigt und mich als vom Hause des
Scherif legitimirt h a tte , liess man mich ungehindert ziehen,
versorgte uns noch obendrein mit Nahrung und verlangte
dafür unseren Segen.
Hier bogen wir nun in den Pass ein, der aus dem
Gebirge führt und dessen Eingang hier Kaf es-Sultan oder
Königsstein genannt wird. Unzählige Male mussten wir den
Sis passiren und der Pass selbst, bald östlich, bald westlich,
bald nördlich, bald südlich einbiegend, bot unseren Pferden
die grössten Hindernisse dar. Seine Hauptrichtung war jedoch
SSO. Um 5 Uhr Abends erweiterte er sich und gab Platz
für einige kleine Ksors, welche die Bewohner schlechtweg mit
dem Namen Humo Said bezeichnen. Hier übernachteten wir.
Logis war aber auch Alles, was man uns anbot, und es war
g u t, dass wir uns mit Nahrungsmitteln für uns und mit
Gerste für unsere Pferde versehen hatten. Die Bevölkerung,
Berber vom Stamme der Ait-Sdig, ist ungastfreundlich wie
alle Berber.
Die Berge am Südabhange des Aiaschin-Gebirges sind
gänzlich nackt und kahl, hin und wieder etwas Haifa und
Schih ist Alles, was die von der Sonne verbrannten Felse
hervorbringen. Die Berge selbst zeigen jenen eigenthum-
lichen schroffen, zerrissenen Typus, den man so häufig ai
den Gebirgszügen in der Wüste wahrnimmt. Die Luft selbst
oft mit Sirokkostaub geschwängert, lässt schon auf die Nahe
der Sahara schliessen, die in gerader Richtung wohl oss
noch einige 50 Kilometer entfernt ist. j|
Da wir -schon in Nasla unsere Karawane, die wegen des
Bezahlens sich länger aufhalten musste, zurückgclassen hatten,
brachen wir auch von hier allein am Morgen des 26. früh um
4'/a Uhr auf. Der Weg führte uns in südlicher Richtung
über nackte, unwirtldiche Felsen, indem wir den l’Ued Sis,
der hier etwas SW. dem l’Ued Gers zuströmt, verkessen.
Um 9 Uhr hatten wir das schöne Gers-Thal vor uns, das
eben hier, obgleich der l’Ued Sis sich schon mit dem l’Ued
Gers verbunden, dennoch den Namen Gers, wie die ganze
Landschaft, beibehält und erst in Tialali den Namen Sis
wieder annimmt. Der Gers oder Sis, wie man will, lauft hier
in rein östlicher Richtung, erst bei Tialali, wo er eine breite,
von Bergen umgebene Ebene bildet, nimmt er seinen südlichen
Kurs wieder an. Rechts und links am Ufer des Gers
liegen Ksors, von reizenden Gärten umgeben, die Alles hervorbringen,
was bei uns das warme Italien erzeugt; wir fanden
hier den Weizen und anderes Getreide fast reif, während
es oben in Nasla höchstens einen halben Fuss hoch war.
Die Haupt-Ksors am l’Ued Gers von der Quelle abwärts,
also von W. nach 0., sind: Tirulassin, Ait-Tickart, Chersosa,
Amalo, el-Hain, Ait-el-Faki, Suducka, Ksor el-Brahim, Ait-
Chruschman, Ksor Asero, Haiko. Sie liegen theils am rechten,
theils am linken Ufer uud sind alle von Berbern vom Stamme
der Ait-Sdig bewohnt. Das Zelt hat hier nun gänzlich auf