unseren Marsch dicht am Flusse hin fort. Die Gegend war durch
das Gebirge am linken Ufer etwas abwechselnder geworden,
auch passirten wir einen kleinen Wald von Talha-Bäumen
(Gummi-Akazien) und da, wo die schreckliche Areg-Kette,
die mich mit Erstaunen erfüllte, den Boden nicht überschwemmt
hatte, fanden die Kameele reichliches Futter, so
dass wir nur langsam vordrangen. Schih, diese Lieblingspflanze
jener Thiere, ist hier jedoch nicht mehr zu finden.
Wir kampirten noch eine Nacht, und zwar in gleicher Höhe
mit Beni Chliff (Machluf), hatten am anderen Morgen dann
nur noch einen kleinen Ritt von 3 Stunden und bald tauchte
das hohe Minaret der Sauia Karsas vor uns auf. Um 6 Uhr
befanden wir uns vor den Thoren der Sauia.
III. Abschnitt,
Reise von Karsas im Ued Ssaura nach Ain Salah, 29. Jnli
bis 17. September, und allgemeine Beschreibung von Tuat.
Karsas ist nicht nur der Einwohnerzahl nach, sondern
auch des grossen Einflusses wegen, den der Chef der Sauia,
Sidi Mhamed-ben-Aly, am ganzen Flusse geniesst, und wegen
seines Reichthums die Hauptstadt des l’Ued Ssaura. Ich hatte
mehrere Empfehlungsbriefe an ihn, die ich ihm denn auch
bei meinem Empfang übergab. Obgleich ausser aller Berührung
mit der Civilisation — er war nur in seiner Jugend
ein Mal in Fes gewesen — fand ich in ihm einen zuvorkommenden
und liebenswürdigen Wirth und bis jetzt hat er mich
mit Aufmerksamkeiten aller Art überschüttet, obgleich ich
ihm noch gar kein Geschenk gemacht habe. Die Marabutin
oder richtiger Schürfa — denn sie sind Abkömmlinge von
Mohammed — in Karsas stammen aus Marokko und haben
einen gemeinschaftlichen Stammbaum mit den Schürfa von
Uesan, indem sie auch Nachkommen von Muley-Driss sind,
diese jedoch durch Muley Abd-Allah-Scherif, jene durch
Muley Abd-es-Ssalam-ben-Mschisch. Der zweit-Grösste der
Sauia ist ein Vetter Sidi Mhamed’s und nennt sich Sidi
el-Hadj-el-Kebir; obgleich ich keine Empfehlungsbriefe an
ihn hatte, empfing mich auch dieser mit zuvorkommender
Güte. Ich muss jedoch gestehen, dass dieser Empfang vielleicht
mehr meiner fingirten Person, als meiner wirklichen
galt, denn von Igli an hatte ich mich meiner Sicherheit
Rohlfs, Reise. 6