aufwartet, sich entfernt, um Wasser zu holen, und dann muss
mein Bursche Wache stehen.
Endlich ist es besser geworden, alle Welt betrachtet
mich als ihres Gleichen und selbst Si Ottmann scheint zu
glauben , dass ich ein guter Muselmann s e i, und stellt sich
jetzt häufig bei mir ein. Er hat es auch wohl thun müssen,
da die ganze öffentliche Meinung für mich ist. Ich habe nun
wieder meine vollkommene Freiheit, mache täglich weite
Spaziergänge nach den benachbarten Dörfern Ain-Salahs oder
in den herrlichen Palmenwald. Vor einigen Tagen habe ich
sogar die Uled Bu-Humo besucht, deren vier Ksors dicht
am Gebirge oder am Ufer liegen, denn das, was man Djebel
Tidikelt nennt, ist weiter nichts als der Rand oder das
schroffe Ufer des Hochlandes Tedmait.
Meine Reise nach Timbuktu habe ich indess definitiv
bis zum Frühjahr verschieben müssen, Mangel an Geld (meine
Louisd’or sind nicht zu wechseln) und die Unsicherheit der
in diesen Tagen von Akebli abgehenden Karawane haben den
Hadj-el-Kader uld Bu-Guda selbst veranlasst, mich zu bestimmen
, über Rhadames nach Tripoli zurückzugehen, um
nicht hier bis zum Frühjahr zu warten. Ich werde also mit
der nächsten fertigen Karawane aufbrechen, so leid es mir
thut; aber nach reiflicher Ueberlegung giebt es gar keinen
anderen Weg für mich. Zudem ist die Nachricht hier eingetroffen,
dass in Sudan wieder der Krieg an allen Ecken
und Enden wüthet; der älteste Sohn des Schich Hamed-el-
Bakay kämpft in diesem Augenblick mit den Tuareg-Hogar,
die seinen Oheim Sidi Mohammed Sserir ermordet haben, der
Schich selbst hat den Sohn des Hadj Omar zu bekämpfen,
der nach dem Tode seines Vaters neue Streitkräfte gesammelt
u n d , wie es scheint, vor Timbuktu stehen soll. In dieser
Stadt herrscht nach den Aussagen der in diesen Tagen hier
eingetroffenen Karawane Hungersnoth und Theuerung. Alles
dies würde mich indess nicht abschrecken und hätte ich nur
noch hinlängliche Geldmittel, so würde ich mich getrost auf
den Weg machen. Ich habe indess durch einen Boten, der
vorgestern von hier nach Timbuktu abging (einzelne Leute,
meist Tuareg mit einem Meheri beritten, legen den Weg von
Ain-Salah nach Timbuktu in 12 bis 15 Tagen zurück, während
die grosse Karawane 40 Tage braucht, indem sie oft
ra s te t, um zu weiden und zu tränken), den Schich Hamed
el-Bakay meine Ankunft wissen lassen; wenn anders er nicht
schon durch die von Akebli abgehende Karawane Nachricht
erhält. Ich habe nicht erfahren können, was die grossen
Kaufleute von Ain-Salah bestimmt ha t, einen Expressen abzusenden,
jedenfalls indess muss derselbe wichtige Nachrichten
überbringen, da sie ihm die grosse Summe von löOMetkal
(fast 500 Fr.) bezahlt haben. Der Hadj Abd-el-Kader war
so freundlich , meinen Brief mit einzuschliessen I er selbst
betheiligte sich mit 15 Metkal an der Sendung.
Dieser ausserordentliche Mann, dessen Name jetzt schon
in der Legende ist, — denn unzählbare Gesänge feiern seine
Heldenthaten — ist das Haupt der Uled Bu-Humo, obgleich
er nicht unter ihnen wohnt, sondern seinen Sitz, sowie auch
seine Brüder, im Hauptorte Ain-Salahs, dem Ksor el-Arb,
hat. Obgleich der Zweite der Familie — denn Hadj Mohammed
ist mehr als 5 Jahre älter H l zeichnete er sich durch
geistige Ueberlegenheit aus und die berüchtigten Uled Bu-
Homo erwählten ihn zu ihrem Chef. Damit ist er denn zugleich
Haupt von ganz Tidikelt und man kann sagen der
ganzen nördlichen Centralwüste, denn alle Tuareg, wenn sie
ihm auch nicht gehorchen, fürchten ihn. Seine erste Helden-
that verrichtete er gegen einen Stamm der Schaamba, die
seinen Vater überfallen und ermordet hatten, er zog mit
sämmtlichen Uled Bu-Humo gegen sie, besiegte sie und schnitt
ihnen alle Palmen ab; es kann dies wohl mehr als 25 Jahre
her sein und da die Palme sehr schnell wächst, ist wohl
keine Spur mehr davon zu sehen. Die Schaamba beugten
sich und mit auf den Rücken gebundenen Händen kamen sie
vor ihn und baten um Verzeihung. Seinen Zug gegen Brin