passirten wir den Ued Iliattel, der, vom Rjebaner Gebirge
kommend, durch Gedah nach NO. strömt und so dem Meere
zufliesst, um 1 Uhr jedoch änderten wir wieder unsere Rich-
tung, passirten kurz darauf noch manchmal den Ued Iliattel
und wandten uns gerade gegen Osten. Wir überschritten
nun noch zahlreiche kleine Flussbetten und um 3 Uhr den
Gebirgszweig, der sich in Form kleiner Hügel vom Djebel
Kasr-türk 50 Kilometer weit nördlich in die Djefara hinein
erstreckt und dann allmälich mit der Ebene verschwimmt.
Nachdem wir ihn um 4 Uhr ohne Schwierigkeit passirt hatten,
sahen wir etwas nördlich den bir (Brunnen) Mdeggen vor
uns und kampirten etwas weiter im Osten von ihm. Wir
befanden uns in der Nähe zahlreicher Heerden, und der
Schantat, der Diebereien während der Nacht befürchtete, ging
zu ihnen hin und sagte ihnen, ich sei vom Türkischen
Gouvernement; auf diese Weise , meinte e r , bekämen sie
Respekt, denn die Araber fürchten die Türken sehr. Vielleicht
dachte er auch, dass sie uns dann einen Hammel anbieten
würden. Das Letztere thaten sie nun zwar nicht, indess
liessen sie uns Nachts in Ruhe.
Am anderen Tage gingen wir um 7 Uhr in östlicher
Richtung fort, wir brannten Alle vor Ungeduld; Tripoli zu
erreichen, jedoch sollten wir auch heute noch nicht das Meer
erblicken. Der Schantat wusste nämlich den Weg nicht, wir
hielten daher keinen Weg inne, sondern gingen bloss der
ungefähren Richtung nach. So kamen wir durch zahlreiche
Duar, in wellenförmiger und bedeutend besser angebauter
Gegend, erreichten um 12 Uhr den bir Ogla und bogen dann
in 45° Richtung um. Der Schantat sagte je tzt, dass er die
Gegend von hier an kenne, dass wir Abends in der Nähe
von der Grabstätte des Marabut Mamora kampiren und dort
auch auf die grosse von Kasr nach Tripoli führende Strasse
stossen würden. So war es auch, um 4 Uhr kamen wir bei
Mamora vorbei, das wir etwa 1 Kilometer rechts liegen
liessen und hatten damit auch die grosse Strasse erreicht.
Da die Ruinen von Mamora mir gar nicht aussahen wie die
Ueberreste einer Rhoda, so trennte ich mich von meiner
Karawane und kletterte den Hügel hinan. Hier sah ich denn
auch gleich, dass dieselben nichts von einem Marabutsgrabe
enthielten, sondern das Ganze die Trümmer einer ehemaligen
Burg war, von denen einzelne Theile noch recht gut erhalten
waren. Da die gut behauenen Steine, die mit Sorgfalt
gearbeiteten Bogen und Mauern jedenfalls nicht von den
Arabern herrühren konnten, die Türken aber ihr eigenes
Machwerk wohl nicht zerstört haben würden, so denke ich,
dass es Spanier-Bauten gewesen sein mögen. Es war schon
vollkommen dunkel, als ich herabstieg, die Wachtfeuer unserer
Karawane jedoch zeigten mir den Weg zu unserem Lager
und bald hatte ich es erreicht.
Wir glaubten nur noch einen Tagemarsch bis Tripoli vor
uns zu haben, denn der Schantat sagte, wir würden um
L’asser, also ungefähr 3 Uhr, die Stadt erreichen, „in scha
Allah“ (wenn es Gott gefällt). Ich schickte also meinen
Bedienten voraus, mir ein Zimmer in einem Hotel zu miethen
und um zu fragen, ob ein Konsul von Deutschland sich in
der Stadt befände und ob es einen Telegraph gebe. Wir
selbst sollten aber dennoch nicht die Stadt erreichen, obgleich
wir schon um 7 Uhr aufgebrochen waren. Der Schantat hatte
sich nochmals in der Entfernung verrechnet. Wir kampirten
denselben Abend in den Sanddünen, welche die Tripolitaner
Ebene von der Djefara trennen, und erst am folgenden Tage
(29. Dezember) hatten wir die Gewissheit, die Stadt zu erreichen.
Um 1 1 Uhr kamen wir ans Meer. Bei diesem grossartigen
Anblick fingen meine Tuater Reisegenossen an, laut
ins Gebet zu rufen: Gott ist der Höchste, Gott ist
der Höchste! ich bezeuge, es giebt ausser Allah keinen
Gott, ich bezeuge, es giebt ausser Allah keinen Gott;
ich bezeuge, dass Mohamed der Gesandte Gottes ist,
ich bezeuge, dass Mohamed der Gesandte Gottes ist; kommt
ins Gebet, kommt ins Gebet; kommt in den Tempel, kommt