Tuat einzudringen. „Wenn sie noch einen Empfehlungsbrief
vom Sultan oder von Sidi el-Hadj-Absalom gebracht hätten,
so würden wir sie freundlich aufgenommen haben“, versicherten
die Erzähler. Die Tuater mochten dann aber wohl fühlen,
dass es für sie nothwendig sei, sich irgend einer Macht an-
zuschliessen, und sie, die früher nie das Türkische Gouvernement
hatten eindringen lassen, die die schwache Regierung
von sich gewiesen hatten, welche Muley Sliman unter ihnen
einzurichten versuchte, sammelten nun in aller Eile eine freiwillige
Steuer, welche 3 Qonter (1 Qonter, welches Wort von
dem Französischen Quintal herkommt, ist gegen 1000 Metkal,
ungefähr 1600 Francs), also ungefähr 5000 Francs abwarf,
trieben ausserdem 20 hübsche schwarze Sklavinnen auf und
sandten dies als Tribut an Sidi-Mohammed, Sultan von Rharb,
mit der Bitte um Schutz gegen fernere Versuche der Christen,
in ihr Land einzudringen. So gering die Gabe w a r, nahm
der Sultan doch das Geschenk a n , gab ihnen einen Schutzbrief
und versicherte, den Franzosen und anderen Christen
verboten zu haben, fernerhin ihr Land zu betreten. Ich
glaube schon mitgetheilt zu haben, dass der Sultan in der
That die Absicht hat, einen Kaid und einige Maghaseni nach
Timmimun, dem bedeutendsten Ort Tuats, zu senden, um nominell,
wie in Tafilet und Draa, seine Regierung über Tuat
auszubreiten.
Man erzählte mir ferner von Abd el-Kerim (Dr. Barth),
von seiner 181äufigen Pistole (wahrscheinlich ein hochläufiger
Revolver), vermuthete jedoch nicht, dass ich seine Erlebnisse
besser kannte als s ie , überdies Landsmann und Glaubensgenosse
von ihm sei.
Am anderen Morgen früh brachen wir auf, kamen jedoch
nicht weiter, als nach dem unfernen Tamentit, wo ich bei
einem Emkaden Uesans abstieg. Meine Begleitung bestand
ausserdem in einem Emkaden von Timmi, der mich bis
Ssahli, einer der südlichsten Provinzen des eigentlichen Tuat,
begleiten sollte. Dieser Mann liebte sehr die Ruhe und gutes
Essen, und da er die Küche in Tamentit nach seinem Ge-
schmacke fan d , war es unmöglich, ihn weiter zu bringen.
Zudem befand ich mich ganz in seiner Gewalt, denn er hatte
mich mehrere Mal schreibend gefunden und wusste nicht
recht, ob ich Christ oder Mohammedaner sei, jedoch schien
er an letzterem nicht zu zweifeln. Er erzählte mir unter
Anderem bei Gelegenheit, als er mich schreiben sah und mir
rieth, mich vor den Leuten damit in Acht zu nehmen, dass
vor einigen Jahren die Franzosen einen angeblichen Uesaner
Scherif in ihr Land geschickt h ä tten , um dasselbe auszukundschaften
(das ist in der That der Fall gewesen, nur war
dieser Mann weder Scherif noch von Uesan), dass sie aber
dahinter gekommen und nahe daran gewesen wären, ihn zu
tödten. Ich hatte also Ursache, diesen Emkaden und seine
Leidenschaften etwas zu schonen. Am folgenden Tag endlich
sollte ich ein Stück weiter kommen; wir ritten Morgens früh
zu E s e l, ausser dem Kameel das einzige Transportthier in
Tuat, fort in 200° Richtung, bei Bu-Faddi vorbei, das wir
rechts liegen liessen und dessen südlichen Palmenrand wir
berührten. In gleicher Höhe liessen wir hier links, also nach
Osten zu die kleine Oase Nomeness in einer Entfernung von
etwa 10 Kilometer liegen, und als wir Bu-Faddi passirt hatten,
erschien im Westen der Palmenwald von Tasfaut dicht am
l’Ued Mssaud.
Bu-Faddi, eine kleine Oase von einigen Ksors , liegt
ungefähr auf halbem Wege zwischen Tamentit und Fenorrhin,
der ersten und nördlichsten Oase vom eigentlichen Tuat. Diese
Oase erreichten wir, uns von Bu-Faddi aus in 180° Richtung
haltend , früh Morgens, denn sie ist nur ungefähr 15 Kilometer
von Tamentit entfernt. Wir kehrten in dem Ksor Uled
Raschid ein und stiegen bei dem Scherif Muley Ssaid ab,
einem der einflussreichsten Männer Tuats. Obgleich derselbe
nicht abstand, uns Quartier anzubieten und unser Emkaden
ihn nicht wenig darin unterstützte, setzte ich es dennoch
durch, dass wir Nachmittags, nachdem die Hitze etwas nach