westlichen Rande. Nachdem wir wieder über eine einförmige
Ebene gezogen waren, erreichten wir, immer in gerader südwestlicher
Richtung, Merarghin, einen kleinen, vereinzelt in
der Wüste liegenden Ksor. So ärmlich dieser Ksor zu sein
schien, so gastfrei nahmen uns die Bewohner auf und verlangten
für alles dies nur unseren Segen. Wir blieben
hier bis 3 Uhr Nachmittags, um die Hitze vorübergehen zu
lassen. Nur noch einige Stunden trennten uns von Timmi
und von hier aus in gerader südlicher (1.80°) Richtung uns
haltend, erreichten wir diese grosse Oase um 6 Uhr Abends.
Auf demselben Wege Hessen wir in einstündiger Entfernung
Ksor und Oase Tinnilahn liegen, ebenfalls berühmt wegen
ihrer Salpetergruben.
So ungastlich uns der Schich von Tsabit in Brinken
behandelt hatte, so zuvorkommend nahm uns der Schich von
Timmi in Adrhar auf. Adrhar selbst, Hauptstadt von Timmi,
wird Brinken wenig an Grösse nachstehen und ist insofern
wichtiger, als es ein beständiger Markt ist, wie denn ganz
Tuat überhaupt nur drei Marktplätze besitzt, Timmimun,
Adrhar und Tamentit. Adrhar hat zwei Moscheen; die grosse,
die ich gestern beim Freitagsgottesdienst in Augenschein
genommen, ist unansehnlich und äusserst plump. Von den
beiden Kasbahs, die am östlichen Ende des Ortes li e g e n is t
die eine ausschliesslich vom Schich Hadj-Mhamed-uld-el-
Hadj-Uassan bewohnt. Dieser reiche Mann, einer der begütertsten
von ganz Tuat, ist von einem gebildeten Wesen und
vorurtheilsfrei, soweit es ihm seine Religion erlaubt. Obgleich
er ein weibliches Aeussere h a t, indem er sich den ganzen
Bart rasirt, wie denn überhaupt hier Niemand einen Schnurrbart
träg t, würde man sich stark täuschen, wenn man ihn
für schwächlich hielte. Im Gegentheil, er ist thatkräftig und
Timmi, eine grosse Oase von über 20 Ksors, ist die am
besten regierte in ganz Tuat. Westlich von dieser Oase (die
einzelnen Ksors führe ich später bei der allgemeinen Beschreibung
von Tuat auf) liegt Buda am TUed Ssaura. Der
Hauptort Manssur ist nur eine Stunde von hier entfernt.
Ich habe zwar einen Empfehlungsbrief an den Schich dieser
Oase, Namens Bel Gassern, da aber die Hitze noch so entsetzlich
ist, dass Einem jeder Ausflug zu einer Folter wird
überhaupt der Schich von Adrhar mir versprochen hat, mich
morgen nach Tamentit schicken zu wollen , welches zu besuchen
jedenfalls merkwürdiger ist, so habe ich ihm meinen
Empfehlungsbrief zugeschickt. Die Hitze erreicht nämlich
Nachmittags immer noch gegen 40° im Schatten. Von 9 Uhr
Morgens bis 4 Uhr Nachmittags transspirirt jeder Körper
dermaassen, dass der Schweiss in Tropfen herunterläuft, und
namentlich schwitzt man mehr, wenn man ruht und schläft,
als wenn man in Bewegung ist, weil dann durch den Luftzug
die wässerige Absonderung gleich verdunstet; dabei sind die
Nächte kühl,, denn obgleich das Thermometer vor Sonnenaufgang
nicht unter 25° sinkt, sind sie doch kühl im Verhältniss
zur grossen Hitze am Tage.
Eigenthümlich ist es, wie schnell sich das Gerücht von
m e i n e m °Zündnadel-Revolvor verbreitet; ich glaube, dass sie
heute in Ain-Ssala schon Nachricht davon haben. Das Erste,
sobald ich in einen Ort komme, ist immer, dass die Leute
meinen Revolver zu sehen verlangen, ohne dass ich weiss,
wer sie davon unterrichtet hat. Man trifft indess bei den
hiesigen Grossen auch schöne Waffen, entweder aus Algerien
oder vom Sudan importirt.
Gestern war ich in Tamentit, theils um den Ssebcha
von Tamentit, theils um die Stadt, die eine der grössten und
wichtigsten von ganz Tuat ist, zu sehen. Von der Oase Timmi
ist die Stadt blos durch den sogenannten Ssebcha getrennt,
der eine Länge von circa 4 Kilometer auf eine Breite von
2 1/2 Kilometer hat und sich in ovaler Form mit der langen
Achse von Norden nach Süden bis dicht nach Tamentit hin
erstreckt. Von Adrhar selbst ist lamentit, das in gerader
südlicher Richtung davon liegt, 10 Kilometer entfernt. Die
Palmen Timmi’s stossen, um das östliche Ufer dieses ausge