mich fort und am 30. Mai war ich bei einem anderen Intendanten
Sidi s, Muley-el-Arbi, in Mediona einquartiert, einem Ksor am
Westrande der Oase und etwas südlich vom vorigen. Gestern
auf dem Markte, wohin ich mich begeben hatte, um Einkäufe
zu machen, traf ich auch den Enkel des Sultan Sliman, der
mir von früher her bekannt ist; er wollte durchaus, dass ich
bei ihm logire, und ich werde wohl heute Nacht bei ihm
zubringen müssen.
— Mdaghra. ist eine der glücklichsten, bevölkertsten und
reichsten Oasen der Wüste. Ueber 40 Ksors, zum Theil sehr
gross, liegen längs des Flusses und im Palrnenwald, der sich
weiter südwärts zu einem grossen Kreise ausdehnt, versteckt.
Diese Oase bringt Alles hervor, was der Mensch wünschen
kann, vor Allem vorzügliche Datteln, Oel, Wein, Aprikosen,
Pfirsiche, Pflaumen und andere Fruchtarten. Heute, am 1. Juni,
wo ich dies schreibe, ist das Getreide überall schon untergebracht
und von den Obstarten sind Aepfel und Aprikosen
reif. Die Bevölkerung ist gemischt aus Schürfa, also Arabern,
die den grössten Theil ausmachen, Berbern vom Stamme der
Ait-Sdig und Juden, die man aber nur im Ksor es-Ssuck in
einer Anzahl von etwa 50 Familien findet. Die Kichtung des
Stromes, der hier noch den Namen Sis hat, ist, die vielen
Krümmungen abgerechnet, südlich, unbedeutend gegen Osten
neigend. Die Namen der Ksors von Norden nach Süden sind
folgende: Tiriuri, Tasuka, Rhaba, Beni-Urain, Kso-r-djedid,
Tagonit, Mskalil, Ksor es-Ssuck, Tsigilt, Tagasuth, Asamor,
Targa, Uled el-Hadj, Sauia uled Sidi-Abd-Allah, Uled-bu-
Neschi, Ksor Dachlani, Lhamarna, Ait-ben-Saud, Ksor-djedid-
tani, Ksor Beranin, Sauia-Taurirt, Sidi-bu-Abd-Allah, Sidi-
beni-bu-Hollül, Asrir, Lhaibus, Lhaibus tani, Mediona-mta-noib,
Kasbah-djedida, Kasbah-kedima, Uled Mhamed, Ksor-kasbah,
Beni-Mussi, Grebergess, Gauss, Tasnacht, Mesquin, Lross
und Tetaf.
Von den Ksors der Mdaghra-Oase ist Kasbah-kedima
der ä lte ste , wichtigste und bevölkertste. Er mag etwa
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1500 Einwohner haben und liegt inmitten der Oase am
rechten Ufer des Sis. Der Sage nach soll die ganze Bevölkerung
Mdaghra’s von ihm ausgehen. Im Verhältniss zur
Grösse der Oase, welche eine Länge von etwa 4 Stunden
und in der grössten Breite 1 Stunde hat, ist dieselbe sehr
bevölkert und würde längst übervölkert sein wie alle Oasen,
deren Raum ja meist beschränkt ist, wenn nicht schreckliche
Krankheiten und unzulängliche Nahrung die Leute dahinrafften.
Während ich gestern am Rande des Sis im Schatten
eines Palmbaumes schrieb, — denn im Hause ist es der
Fliegen wegen unmöglich, am Tage zu schreiben — kamen
Hunderte von Leuten zu mir, um Arznei zu verlangen.
Freilich lag auch viel Schuld daran, dass ich von Uesan kam
und jetzt auch die Unheilbarsten glaubten, dass ein Arzt aus
Uesan ihnen Linderung verschaffen könne. So muste ich
unter Anderem den Teufel aus einem Hause vertreiben, der
fortwährend die Ziegen und Schafe tödtete; ich bewerkstelligte
es dadurch, dass ich einen neuen Fussboden legen liess, um
den von Mist verfaulten zu ersetzen, aber des Scheines halber
musste ich ihnen einen Vers über die Thüre schreiben.
Augenkrankheiten, durch Wüstenstaub und Unreinlichkeit
hervorgerufen, sind vorherrschend, mehr als zwei Drittel der
Bevölkerung sind mehr oder weniger augenkrank. Der
Sis strömt von NW. nach SO. durch die Oase und behält
diese Richtung auch bis Aly-Bu-Saidan ,■ dem nördlichsten
Ksor von Ertib, von wo er eine mehr südliche Richtung
annimmt.
Heute Morgen um 5 Uhr brachen wir auf, obgleich mich
mein Wirth mit Gewalt noch länger beherbergen wollte; nach
einer Wanderung von 2 Stunden längs des Flusses, der auf eine
kleine Strecke zwischen Mdaghra und Ertib aufhört, von Palmen
bewachsen zu sein, erreichten wir Ali-Bu-Saidan, den Ort,
wo der Enke] des Sultan Sliman wohnt, bei dem ich abstieg.
Da ich nicht wusste, was ich ihm schenken sollte, aber von
früher her aus Erfahrung kannte, dass diesen Herren Geld