punkt zwischen diesen beiden grossen Oasen ist. Doch ich
habe meinen Weg noch zu beschreiben. Von Kinnta ritten
wir am Abend des 5. September bis zur unfernen Sauia es-
Schich. Die Gegend war etwas abwechselnder, indem sich
am linken Ufer die Palmen hoch auf das Ufer hinauf erstreckten,
was von Weitem aussah, als ob man bewachsene
Berge vor sich h ä tte ; rechts über das rechte Ufer hinaus
erblickte man freilich eine unabsehbare Areg-Ebene und dieselbe
begleitete uns auch bis nach Ssali hinab. Wir blieben
bloss eine Nacht in der Sauia es-Schich, in welcher der
grösste Heilige von ganz Tu at, SidiAbd-el-Kerim, bagraben liegt;
derselbe ist zu gleicher Zeit Vorfahr der Sauia Karsas und
beide leiten ihren Ursprung von Muley-Driss her. Dicht bei
der Sauia es-Schich liegen die Ksors von Bu-Aly und bilden
so zu sagen Ein Land. Von hier gingen wir indess bloss
bis Asegmir, einem Ksor, der wie mehrere andere im Norden
Ssali’s liegt, ohne zu dem einen oder anderen Lande zu
zählen. Die Kichtung des Flusses ist von hier an etwas
östlich und der Palmenwald, der sich von Fenorrhin an ganz
nach dem Flusse^richtet, folgt ebenfalls dieser Richtung, im
Ganzen war dieselbe 160°. Von Asegmir bis Tillulin, wo wir
am folgenden Morgen eintrafen, sind es blos etwa 12 Kilometer.
Wir hatten unterwegs die beiden Ksors Tettauin
(Tetaun bedeutet in der Schellah-Sprache „Auge“ , Tettauin
ist der Dual) liegen lassen, rechts über das Flussufer hinaus
sah man fortwährend die Areg-Ebene, die in der Ferne mit
dem Himmel zu verschwimmen schien. Gestern Abend endlich
trafen wir hier in Ssali ein und stiegen im Ksor Mharsa bei
Sidi Mohamed bel-Habib, einem der ersten Notablen Tuats, ab.
Von hier aus denke ich nun in einigen Tagen, sobald nur
eine Karawane abgeht, nach Tidikelt aufzubrechen.
In Ssali bei Sidi Mohamed fand ich eine ausgezeichnete
Aufnahme, obgleich ich ihm keinen Empfehlungsbrief von
Uesan, sondern blos vom Schich von Timmi brachte. Der
Emkaden war indess die Ursache, denn um gut bewirthet zu
werden, verfehlte er nicht, meine Titel und Eigenschaften zü
vergrösseru, ja , er behauptete sogar, ich hätte in Timmi
Blinde sehend gemacht. Er leistete mir indess einen grossen
Dienst bei Sidi Mohamed. Dieser hat nämlich einen Bruder
in Timbuktu, der seit 3 Jahren dort wohnt und als Scherif
von grossem Einfluss ist. Es war mir daran gelegen, einen
Empfehlungsbrief an ihn zu bekommen; da ich aber bis jetzt
aus leicht einzüsehenden Gründen immer noch verschwiegen
hatte, dass ich nach dieser Wüstenstadt wolle, so wusste ich
nichts Besseres zu thun, als dem Emkaden meinen Entschluss
mitzutheilen und ihn unter Versprechen eines guten Trinkgeldes
zu bitten, mir einen Empfehlungsbrief zu erwirken.
Die Aussicht auf ein gutes Waschgeld (die Tuater sagen, da
sie nicht trinken, wörtlich „Waschgeld“ oder „gieb mir zu
waschen“) that denn auch Wunder, Abends war ein langer
Empfehlungsbrief in meinen Händen. Ja, der Emkaden hatte
mich so in den Augen Sidi Mohamed’s gehoben, dass, als
eine Karawane kam und ich Kameele miethen wollte, er dies
durchaus nicht zugab, sondern für mich die Sache abmachte,
indem er meinte, er könne nie zu viel für einen Diener
Uesans thun, er und sein ganzes Haus seien nur Sklaven
Sidi el - Hadj - Absalom’s. Den geschwächten Zustand meines
Geldbeutels betrachtend und dann den weiten Weg, der noch
vor mir lag, berücksichtigend, liess ich mich nicht stark
nöthigen, zumal ich wusste, dass er keine direkten Ausgaben
an Geld dabei hatte, sondern durch seinen Einfluss das erwirkte,
was ich mit klingender Münze hätte erkaufen müssen.
Dem Emkaden, der mir, abgesehen von dem langsamen Fortkommen,
so gute Dienste geleistet hatte, gab ich indess ein
gutes Waschgeld, so dass er mich zufrieden verliess, und versprach
ihm ausserdem, seine mir geleisteten Dienste dem
Hadj - Absalom in Uesan mitzutheilen, was auch bereits in
einem Briefe geschehen ist. Bevor wir jedoch nach Tidikelt
weiter gehen, werfen wir noch einen Gesammtblick über
Tuat.
Rohlfs, Reise. 8