Bis zum Abend des folgenden Tages blieben wir in diesem
K so r, der mit dem daneben liegenden Ait Hueri so zu
sagen nur einen einzigen bildet. Dann brachen wir um
5 Uhr Abends, von 18 zum Theil mit Spiessen zum Theil
mit Flinten bewaffneten Leuten begleitet, in südlicher Richtung
auf. Ehe es dunkelte, hatten wir den von West kommenden
l’Ued Muluia erreicht, der hier mächtig genug ist,
um die Voraussetzung zu rechtfertigen, dass er noch mindestens
30 Kilometer weiter oben entspringt. Wir übersetzten
sein tief in die Ebene eingeschnittenes Bett mit grösser
Schwierigkeit. Der umgebende Felsen bestand überall aus
Granit. Gegen 8 Uhr erreichten wir den direkt von SW.
kommenden l’Ued Sgemmel. Er ist bedeutender als. der
Muluia-Strom selbst und wirft sich einige Stunden weiter
östlich in diesen. Sein Bett, ebenfalls Granit zeigend, war
noch tiefer eingeschnitten, als das des l’Ued Muluia und nur
mit grossen Schwierigkeiten, besonders der eingetretenen Nacht
wegen, konnten wir die steilen Wände hinabklimmen und
wieder ersteigen. Beim Durchwaten mussten zwei Männer
des reissenden Stromes w'egen das Pferd halten und dennoch
wären wir beinahe fortgerissen worden. Die Nacht war jetzt
ganz eingetreten, doch konnte ich so viel unterscheiden, dass
wir fortwährend südlich gingen. Die Leute waren in der
unsicheren Gegend nicht zu bewegen gewesen, bei Tage zu
marschiren. Um 2 Uhr Morgens machten wir dann Halt an
einem kleinen, von Süden kommenden Flusse, der sich in den
l’Ued Sgemmel ergiesst. Die Leute waren zu erschöpft, sie
bedurften einiger Ruhe, ich selbst, so müde ich war, konnte
nicht schlafen, ich hatte Furcht, dass man meine Pferde
stehlen würde, da die Fusseisen, die ich ihnen sonst des
Nachts anzulegen pflegte, beide unbrauchbar geworden waren.
Endlich brach der Tag an, ich weckte die Leute, wir machten
uns wieder auf den Weg und erreichten um 6 Uhr Morgens
die Landschaft Uttad, die nach dem kleinen ,' vom Djebel
Aiaschin kommenden l’Ued so genannt ist. Wir begaben uns
sogleich nach dem Ksor Ottman-Mussa, für den ich zwei
Empfehlungsbriefe hatte, unglücklicher Weise jedoch waren
die Adressaten beider Briefe gestorben, und als ich nach
einem anderen Ksor Namens Taschanit ging, wo ein Intendant
Sidi’s wohnen sollte, fand ich diesen zwar, er erklärte aber,
wahrscheinlich um sich meiner zu entledigen, kein für mich
passendes Logis zu haben, und gab mir einen Empfehlungsbrief
für den erstgenannten Ksor an einen Scherif Namens
Muley-el-Habib. Ich musste also wieder zurück und fand
dann auch endlich um 10 Uhr Morgens ein Unterkommen
beim Scherif, wenn auch keine Ruhe, denn sein Haus war
von Ungeziefer angefüllt. In diesem Ksor, Ottman-Mussa,
hatte ich jedoch Gelegenheit, Seife und einen Hut Zucker zu
kaufen, was mir beides sehr nothwendig war. Ich fand dies
bei den Juden, die in einem besonderen Quartier von etwa
100 Häusern oder Familien diesen Ort bewohnen. Sie allein
treiben die üblichen Handwerke, D i e übrigen Bewohner, nicht
mehr Beni-Mgill, obwohl Berber, sind vom Stamme der Beni-
Sdig oder Ssdig, der sich von hier über den l’Ued Gers und
Sis bis nach Ertib erstreckt, mit Ausnahme der Mdaghra, wo
Schürfa wohnen. Muley-el-Habib verschaffte mir noch an
demselben Tage eine Karawane, mit der ich Abends um
6 Uhr abreisen konnte.
Nach einem scharfen Ritt von 4 Stunden in rein östlicher
Richtung längs des Gebirges Aiaschin erreichten wii
Sebsack oder zwei Ksors dieses Namens, wo wir übernachteten,
jedoch mussten wir ausserhalb der Mauern kampiren, da
wir die Thore schon verschlossen fanden.
Früh um 5 Uhr setzten wir am anderen Morgen unseren
Marsch längs des Gebirges in östlicher Richtung fort und
erreichten um 8 Uhr den Berg Tisint-el-Riut (Tisin-Tinrut),
den wir links liegen liessen, um rechts und südlich ins Gebirge
Aiaschin einzubiegen. Um 10 Uhr hatten wir den ersten
Pass hinter uns und den Berg Scherbchaib rechts lassend,
befanden wir uns auf einem steinigen Plateau, das wir in