mit Ausnahme des l’Ued Gehr und l’Ued Knetza, die Araber-
Bevölkerung haben, Schellah, wie die Eingebornen selbst sich
ausdrücken. Darunter verstehen sie, dass sie weder Araber
noch Berber und beide Sprachen gleich einheimisch unter
ihnen sind. Da nun aber hier gar keine andere Nationalität
ausser jenen beiden vorhanden ist und sie nothwendiger Weise
einer derselben angehören müssen, sie überdies unter sich
immer Schellah sprechen, so müssen wir wohl annehmen, dass
sie Berber sind. Igli ist ein sehr ärmliches Nest, es war
unmöglich Etwas aufzutreiben, die Leute hatten kaum genug
für ihre eigenen Bedürfnisse. Die Häuser sind schlecht gebaut,
die Gärten schlecht kultivirt und der Sand überschwemmt
Alles, so dass manche Dattelbäume schon bis an
die Krone unter jenem gelben Wüstensande begraben sind,
der von hier abwärts nicht aufhört, das linke Ufer des l’Ued
Ssaura zu begleiten.
Am 20. Juli Nachmittags 3 Uhr brachen wir endlich
von Igli auf in gerader südlicher Richtung, ohne uns an den
Fluss zu kehren, der erst einen starken Bogen nach Osten,
dann einen ändern nach Westen beschreibt, sonst aber von
Igli aus bis nach Beni-Abbes in gerader Südrichtung fliesst.
Um 7 Uhr Abends passirten wir das kleine Dorf Masehr
(Masseder), es wird jetzt nur noch von einigen Familien bewohnt,
da die anderen Krieg und Hungersnoth decimirt haben.
Ohne uns aufzuhalten marschirten wir noch bis 10 Uhr
Abends weiter, wo wir alsdann mitten in den Sanddünen
kampirten. Von hier an abwärts ist die Sandregion, die sich
nach den Aussagen der Eingebornen nördlich bis nach Abiod
Sidi-Schich, östlich über Gurara bis nach Golea hin ununterbrochen
erstrecken soll, vorherrschend.
Am folgenden Tage brachen wir Nachts um 2 Uhr auf
und erreichten gegen Sonnenaufgang um 5 '/4 Uhr Ararau,
das wir jedoch in der Westbiegung des Flusses liegen liessen,
ohne es zu berühren. Ararau ist kein Ksor, sondern nur ein
grösser Palmengarten, der dem Marabut von Karsas gehört.
Um 5 Uhr Morgens trafen wir in Beni-Abbes ein; ohne jedoch
nach dem Ksor zu reiten, der inmitten seines Palmenwaldes
liegt, umgingen wir ihn und lagerten uns am südlichen
Rande seiner Gärten, in der Nähe der starken Quelle, die
alle Gärten bewässert und wie ein kleiner Bach das ganze
Jahr hindurch Wasser hält. Beni-Abbes liegt am linken Ufer,
das hier etwa. 50 Meter hoch ist und aus reinem Kalkstein
besteht, hinter dem jedoch die Dünen gleich wieder anfangen.
Der Ksor selbst hat eine Bevölkerung von etwa 600 Seelen;
die Häuser sind besser gebaut als in Igli, die Bewohner reinlich
gekleidet, Kinder laufen indess meist nackt umher. Ihre
Sprache ist Schellah, doch verstehen und sprechen Alle Arabisch.
Die fortwährend fliessende Quelle bewirkt, dass hier
der Boden ausser Datteln auch anderes Obst, als Weintrauben,
Feigen und Pfirsiche, hervorbringt, und der Uesaner Intendant,
der hier wohnt, beeilte sich, uns gleich damit zu be-
wirthen, erwies mir überhaupt während der ganzen Zeit
meines dortigen Aufenthaltes grosse Zuvorkommenheit, obgleich
ich gar kein Empfehlungsschreiben an ihn hatte.
Früchte in Ueberfluss, gesunde Speisen, Ruhe im Schatten
der Palmen hatten belebenden Einfluss auf uns. Der Intendant
trieb seine Güte so weit, dass, als ich meinem Burschen
gebot, uns Mehl, Schmalz u. s. w. für die Weiterreise
zu kaufen, er dies durchaus nicht zugeben wollte, sondern
uns unentgeltlich alles Nöthige durch seine Leute bringen
liess, obgleich die Anhänger des Dar demana oder Uesan’s
hiev nicht zahlreich sind. Ich bemerke hierbei, dass alle
Mohammedaner wie die Katholiken einen Heiligen verehren
und ihm milde Gaben darbringen, die sie dem Intendanten
des Heiligen oder dessen Nachkommen überliefern. So findet
man hier Intendanten von Muley Abd-el-Kader-Jelali, der in
Bagdad begraben liegt, Intendanten der Sauia Karsas (deren
grösster Heilige ist Hamed-ben-Mussa, der in der Sauia Ke-
bira 2 Stunden oberhalb Karsas begraben liegt), der Sauia
Knetza (zwei bedeutende Heilige: Sidi Bu-Median und Sidi