Tochter Si Ottmann’s zu machen, eines jungen, jedoch nichts
weniger als schönen Weibes. Sie bewohnte eine kleine Palmenhütte
und schickte sich eben an, mit ihrer Sklavin nach dem
1 Ued Schich aufzubrechen. Auch andere Frauen waren noch
dort, jede im Besitz einer eigenen Hütte. Sie zeigten keine
Scheu, ohne jedoch frech zu sein, sie gingen vielmehr mit
den Männern um wie mit ihres Gleichen, denn wenn auch
die Tuareg die mohammedanische Religion angenommen haben,
so wussten sie doch in gesellschaftlicher Beziehung alle Verordnungen
Mohammed’s zurückzustossen, und es kommt nie
vor, dass ein Targi mehrere Weiber nimmt oder gar Sklavinnen
als Kebsweiber hält. Die Frau-hingegen hat in jeder
Beziehung gleiche gesellige Berechtigung mit dem Manne,
ja unter einigen Tuareg ist sie mit Nachsetzung des Sohnes
in der Schichwürde erbberechtigt. Auch dies Mal sollte
uns der Rasttag durch einen schrecklichen Wüstenwind
unangenehm gemacht werden, derselbe hatte indess das
G u te , dass er den kleinen Garten von den unwillkommenen
Gästen befreite und sie wer weiss wohin in die grosse
Wüste jagte.
Am 17. November brachen wir um 9 '/2 Uhr in der Richtung
von 80° auf. Unsere Karawane hatte sich etwas verkleinert,
indem die Tuareg mehrere Kameele zurückgelassen
hatten, welche ihre Frauen nach dem l’Ued Schich transpor-
tiren sollten. Eine halbe Stunde lang begleitet uns noch das
Sandgebirge Bir, dann hört es jedoch auf und wir verfolgen
den l’Ued T ijitu rt, der von Osten kommend sich unter den
Bir-Areg ausbreitet und wahrscheinlich auch die Ursache der
Quelle Temassanin ist; er geht südlich von Temassanin in
den Irharhar. Nach 1 Stunde biegen wir aber entschieden
nach NO. um , dem Plateau entgegen, dessem Rande wir
schon entlang gegangen waren und auf dessen erster Stufe
wir uns befinden. Diese ganze Hochebene nennen die Tuareg
Tinrad (nicht Tinedaud). Sie besteht aus Kalkgestein und
grossen Marienglasschichten, so dass man oft von Weitem
Silberblöcke zu sehen glaubt. Um 11 Uhr ersteigen wir eine
andere Stufe und mit einer noch höheren, nördlich von uns
gelegenen parallel gehend, halten wir uns jetzt in gerader
Ostrichtung, immer auf blendend weisser Hammada. Nach
Süden zu sehen wir den ganzen Tag über nichts als eine
unbegrenzte Ebene. Als die Sonne untergeht, nimmt der
im Norden uns begleitende Rand ab und wir halten uns ganz
nördlich. Um 7 Uhr erreichen wir den l’Ued Amestekki und
kampiren hier.
Am folgenden Tage setzten wir uns um 8V2 Uhr in
Bewegung in der Richtung von 80°. Wie gestern sind wir
immer noch auf der Hammada von Tinrard, die nach Süden
zu endlos ist und nach Norden zu einen Rand desselben
Namens hat, der nur eine höhere Stufe zu sein scheint. Der
Boden ist hier mit Muscheln bedeckt und namentlich findet
man viele Steine mit ammonshornartigen Abdrücken. Um
10 Uhr passircn wir einen von Süden nach Norden fliessenden
l’Ued. Der Rand im Norden verschwindet jetzt, während
im Süden die Hammada sich uferförmig hebt ; da jedoch auch
nach Norden zu die Aussicht noch nicht frei ist, so befinden
wir uns in einem mehr oder weniger breiten Thale. Um
3 Uhr und um 5 Uhr passiren wir zwei Ued Aramas, die
von Süden kommend sich in den Amestekki ergiessen ; um
7 Uhr 10 Minuten erreichen wir den westlichen Arm des
l’Ued Tifist, l’Ued Tinfut genannt, und '/2 Stunde darauf
kampiren wir im l’Ued Tifist selbst. Wenn auf der Carte du
grand désert de Mr. Bèraud vom Jahre 1863 alle diese Flüsse
als von Norden nach Süden fliessend verzeichnet sind, so ist
das ganz und gar falsch, sämmtlich haben sie die entgegengesetzte
Richtung.
Um dieselbe Zeit wie am vorigen Tage brechen wir am
19. November auf, halten uns jedoch in der Richtung von
70°. Wir verlassen den Tifist und nachdem wir sein Ufer
erstiegen, sind wir wieder auf der steinigen Tinrard-Hammada.
Vor uns taucht die Felsenkette Bela Rhadames auf, sich von