th ä te , man es seinem ganzem Stamme anthäte. Die abergläubischen
Bewohner brachten mir gestern ein kleines neu-
gebornes K in d , das ich mit meinem Speichel heilen sollte
(es hatte einen etwas angeschwollenen Steiss). Wie Jesus
Christus, der die Blinden mit seinem Speichel heilte, musste
ich darauf spucken, ob indess mit derselben Wirkung, weiss
ich nicht; die Eltern gingen jedoch, mich segnend und preisend,
davon. So findet man hier unendlich viele Gebräuche,
selbst die kleinsten, die wir in der Bibel bei den Israeliten
in Brauch finden; waren diese ja doch Eines Stammes mit
den Arabern und Abraham ist doch so gut Stammvater der
Juden wie der Araber.
Inzwischen habe ich mich in Brinken, dieser Hauptstadt
Tsabit’s, etwas umsehen können. Tafilet hat heut zu Tage
keinen Ort aufzuweisen, der den Namen Stadt verdient,
obwohl es Abuam , den grössten Marktplatz der westlichen
Wüste, besitzt; Brinken hingegen verdient der Grösse seines
Umfanges sowohl, als auch seiner Einwohnerzahl nach in
jeder Beziehung diesen Namen. Ohne zu übertreiben, kann
man die Seelenzahl zu 3000 annehmen. Die Stadt besitzt
drei Moscheen, alle jedoch ohne Minarets und keine einzige
durch architektonische Schönheit ausgezeichnet. Eine ist
, Sidi Bu-Siam, einem der Schutzpatrone Knetza’s, eine andere
Muley Thaib, einem der Schürfa Uesan’s, gewidmet, die dritte
wird schlechtweg die Grosse genannt. Ausserdem besitzt die
Stadt zwei Kasbah von bedeutendem Umfange, obwohl sie
selbst ohne Ringmauer ist. Im Jahre 1848 hatte sie einen
harten Strauss zu bestehen; da kam Abd-el-Kader-uld-Bu-
Suda, Schicli von Ain Salah, dann der Hadj-Mhamed von
Timmi mit ihrer ganzen Macht und belagerten die Stadt vier
und zwanzig Tage lang und es wäre um sie geschehen gewesen,
hätte sich dieser Unternehmung noch der Schich von
Buda und der von Gurara angeschlossen, beide jedoch hielten
sich neutral. So ging Brinken, wenn auch nicht siegreich,
denn eine Menge Bewohner wurden getödtet und die Hälfte
der Palmen abgehauen, so doch unbezwungen aus diesem
hartem Kampfe hervor. Die umgehauenen Palmen tragen
auch schon wieder und nichts würde mehr an diesen Kampf
erinnern, läge nicht der Haufen Gerippe der getödteten Pferde
vor der neuen Kasbah. Eine unzählbare Menge Fogara
oder Quellen bewässern die Gärten und Palmenanpflanzungen
und jede Fogara theilt sich durch einen Stein mit
mehreren gleich grossen Löchern in eben so viele Arme,
deren jeder einen Garten oder eine Palmenpflanzung bewässert
.M
ittwoch Nachmittag entliess mich der Schich, nachdem
ich zwei Kameele aufgetrieben, die mich nach Timmi, ineinei
nächsten Station, bringen sollten. Wir hielten uns am Nordostrande
der Oase Tsabit und bei den Ksors Amer, Laiaht,
Ugelahn | Maise und Hebla vorbei, die alle am Saume des
Palmenwaldes liegen, erreichten wir nach zweistündigem
Marsche das Ende der Oase. Von diesen Ksors ist nächst
Brinken Maise der wichtigste. In Hebla, dem südlichsten,
wohnen Schürfa, die das unedle Geschäft der Wegelagerer
treiben. Auch uns hielten acht jedoch unbewaffnete Männer
an und wollten Geld von uns erzwingen , als sie aber von
unseren Kameeltreibern erfuhren, dass wir Schürfa seien,
standen sie von ihren Forderungen ab. Ausser den genannten
Ksors hat Tsabit noch einen, mitten in der Oase liegenden,
Namens Hamed. Unsere Richtung, im Anfänge 160°,
ging durch 170° nach 180° und in dieser erreichten wir Sba
Abends 8 Uhr. Zwischen Tsabit und Sba unendliche Ebene
aus grobem Sand und Kies; so weit das Auge reicht, erblickt
man weder Berge noch Bäume. Sba selbst ist ein unbedeutender
Ksor, bekannt jedoch wegen seines Salpeters, den die
Bewohner aus dem Boden zu gewinnen verstehen. Wir blieben
hier bis Mitternacht und setzten d an n , um von der
Kühle der Nacht sowie vom Mondschein zu profitiren, in
südwestlicher (230°) Richtung unseren Weg fort. Ausser
Sba hat diese Oase noch den kleinen Ksor Gerara am südV1V1V