rühmte Sicherheit der Wege Tuftts ist nicht weit her, denn
man bekriegt sich unter einander und ausserdcm werden die
Wege noch unsicher gemacht durch Wegelagerer von den
Rlnema oder Tuareg.
Gestern war in Timmi ein grosses Nationalfest zu Ehren
eines Scherif Namens Muley el-Mahdy, der hier gestorben
ist und auch hier begraben liegt. Unter Trommelschlag versammelten
sich um l’asser (4 Uhr Nachmittags) alle waffenfähigen
Leute mit ihren Waffen und besten Kleidern angethan
vor den Thoren der Stadt, und nachdem mehrere Salven abfeuert
waren, zogen sie von einem Ksor zum anderen, bis
sie ausserhalb der Oase auf einen freien Platz kamen, wo
der Heilige begraben liegt. Hier wurden alle auf Ein Glied
rangirt und ein ziemlich gutes Lauffeuer abgegeben. Nun
lösten sich die Leute in einzelne Gruppen auf und unter
kriegerischen Tänzen und dem gellenden Applaudiren der
Weiber feuerten sie fortwährend ihre Gewehre ab. Die vier
Söhne des Schich waren zu Pferde und zeichneten sich durch
ihre schönen Burnusse und glänzenden Waffen aus. Sonst
sah man nur wenige Kavaliere, da die Pferde zu unterhalten
hier in Tuat zu theuer kommt. Der Schich selbst hatte sich
als einfacher Zuschauer hin begeben. Gross war die Anzahl
der Weiber und sie hatten Alles, was sie an kostbaren
Gegenständen besassen, auf sich geladen, namentlich über-
liäufen sie ihre Haare mit Silberringen, Muscheln und Geldstücken,
ja viele hatten Dccimeter lange Zweige rother Korallen
in den Flechten. Diejenigen, welche eine etwas hellere Hautfarbe
hatten, waren indess stark mit Sternchen und bunten
Figuren im Gesichte bemalt; ich bemerkte sogar Eine, die
sich auf den ganzen Nasenrücken kleine Korallenstücke geklebt
hatte, was wohl als neueste Tuater Mode viel Neid
unter den übrigen Damen hervorzurufen schien. Alle waren
unverschleiert, aber keine einzige Schönheit vorhanden, obwohl
manches niedliche Mulattenköpfchen zu sehen war. Sie
benahmen sich anständig, waren zuvorkommend und ohne
Scheu, wie man es sonst selten bei den muselmännischen
Frauen anzutreffen gewohnt ist. Viele wünschten mir guten
Tag und baten um meinen Segen.
Da die Nacht sehr rasch hereinbricht, so war die Festlichkeit
nur von kurzer Dauer und um 6'/2 Uhr Abends war
ich schon wieder auf meiner Hausterrasse. Ich schlafe nämlich
die Nächte immer oben auf der Terrasse, da es in den
Zimmern der Hitze wegen nicht auszuhalten ist. Ich hoffe
indess bald nach Ain Ssala auf brechen zu können; von dort
sind Leute hier, und sobald dieselben ihre Einkäufe beendet
haben, werde ich mich ihnen anschliessen. Von dort denke
ich auch über Tunis oder Tripolis schreiben zu können, von
hier aus ist für den Augenblick gar keine Gelegenheit vorhanden.
Am 29. August konnte ich, wenn auch nicht Timmi,
so doch Adrhar verlassen, denn am Abend desselben Tages
brachen wir nach einem südöstlich von Adrhar gelegenen Ksor
Namens Beni Tamar auf. Ich war froh, wieder unterwegs
zu sein, ein Mal um weiter zu kommen, dann weil ein lästiger
Spion, ein Jude Namens Jakob, in Adrhar angekommen war,
der zu verbreiten suchte, ich wäre ein Französischer Spion.
Dabei benahm sich dieser widerliche Mensch gegen mich mit
der grössten Freundlichkeit und Zuvorkommenheit, blos aus
dem zweideutigen Benehmen der anderen Leute, die sich mir
näherten, konnte ich ersehen, dass Etwas im Gange sei.
Hätte ich im Orte selbst erfahren, dass dieser Jude, dem
wahrscheinlich die Franzosen in Algerien viele Wohlthaten
erwiesen haben mochten und der alljährlich eine Karawane
von seinem Wohnsitz Timmimun aus nach dieser Französischen
Kolonie abschickte, von mir zu verbreiten suchte, ich sei
ein Französischer Spion, so hätte ich ihn schnell zum Schweigen
gebracht, denn einem unter den Muselmannen wohnenden
Juden braucht man nur eine Pistole von Weitem zu zeigen
und er läuft schon. Man erzählte mir ausserdem in Adrhar
von jenem verunglückten Versuch Colonieu’s und Burin’s, in