sehen. Die hier vorkommenden Tuareg sind: die Hogar, die
Imrad, die Sgomaren, die Tikngalli und Tiknsackel; die
Kellel-mellel haben feste Wohnsitze in Inrhar, wollen überhaupt
keine Tuareg sein. Eben so sehen die Sgomaren mit
einem gewissen Stolze auf die Hogar und übrigen Tuareg
herab, „denn“, sagen sie, „wir beten, fasten, waschen uns,
pilgern und essen kein verbotenes Fleisch, was Alles die Tuareg
— Hogar und Imrad nicht thun, wir sind demnach gute
Muselmannen, jene aber nicht.“ In der That beobachten die
Hogar und Imrad die mohammedanische Religion ganz und
gar nicht und können eigentlich gar nicht Mohammedaner
genannt werden. Die Sgomaren, die hier am häufigsten sind
und während ihres Aufenthaltes sich kleine Hütten aus
Palmenzweigen bauen, während sie sonst in ihrer Heimath,
den Ebenen von Muider und Tindaud, kleine lederne Zeltchen
bewohnen, kleiden sich wie die übrigen Tuareg, jedoch tragen
sie meist unter dem Haik lederne Hemden und oft sind auch
ihre Hosen — alle Tuareg tragen lange enge Hosen — von
Leder. Um den Kopf schlingen sie einen schwarzen Turban
der Art, dass er über die Augen herabfällt und den ganzen
unteren Gesichtstheil, die Nase mit eingeschlossen, bedeckt.
Als in Paris 1862 die ersten Tuareg (es waren dies eigentlich
keine Tuareg, sondern Marabutin vom Stamme der Uled Sidi
el-Hadj el-Faki) sich zeigten, hat man viel über die Ursache
dieser Vermummung nachgeforscht; ich glaube, man
muss die Ursache einfach darin suchen, dass dieselben sich
gegen den Wüstenwind so viel wie möglich schützen wollen,
der hier fast täglich und in allen Jahreszeiten herrscht und
Augen, Nase und Mund mit Staub belästigt. Die Tuareg leben
ausserordentlich einfach und beschränkt, Monate lang bilden
Datteln und Milch ihre einzige Nahrung. Die Hogar und
Imrad sind jedoch hier als räuberisch und wortbrüchig ver-
verschrieen und wenn sie bei den Tidikeltern, die selbst von
den anderen umgebenden Völkern als solche im Rufe stehen,
verschrieen sind, kann man sich denken, dass sie keine Engel
sind. Ihre Frauen kleiden sich hier wie die der übrigen
Araber, ohne sich zu verschleiern, im Laude der Tuareg
selbst sollen sie jedoch fast ohne Kleider gehen, wie die
hiesigen Eingebornen behaupten; ich wüsste jedoch nicht
warum, da sie hier bekleidet sind. Die Bewohner Tidikelt’s
haben ganz und gar die Tracht der Tuareg angenommen
und fast alle sprechen auch mehr oder weniger Targia oder
Targisch, unter den Tuareg findet man jedoch nur Wenige,
die Arabisch können, und selbst die Sgomaren, die sich doch
den Arabern gern gleich stellen möchten, verstehen kaum
einige Worte.
Im Süden von Titt liegt noch die Oase Akebli mit
einem Ksor, etwa 15 Kilometer von ersterem entfernt; hier
ist der Sammelort der Karawanen, die sich nach Timbuktu
begeben , und auch die Karawanen Tuat’s pflegen sich hier
mit denen Tidikelt’s zu vereinigen. Akebli ist ausserdem
berühmt wegen seiner Alaungruben, es soll auch Schwefel
vorhanden sein, jedoch glaube ich das nicht. Im Norden von
Ain-Salah und ungefähr 10 Kilometer davon entfernt liegt
der Ksor Meliana und östlich von ihm die vier Ksors der Uled
Bu-Huino: Söhla, Söhla II, Hars el-Hadjar und Gusten (Igesten),
der Art, dass Gusten in rein nordöstlicher Richtung von Aiu-
Salah lie g t,. auf eine Distanz von etwa 30 Kilometer. In
derselben Richtung und über Gusten hinaus liegen die vier
Ksors von Fogara (Fegigira), von Uled Sidi-Schich bewohnt,
die vor Zeiten ihre Zelte vom Süden des Französischen
Teil hierher mitbrachten und sich jene Oase gründeten. Die
Uled Bu-Humo sind ebenfalls aus weiter Ferne hergekommen,
denn nach ihrer Aussage stammen sie von den Uled
Mahmud von Tripolis ab. Eben so sind die Bewohner Inrhar’s
von Marokko hergekommen und sind Abkömmlinge der Uled
Chalifi.
Noch immer keine Aussicht auf Weiterkunft und wohl
noch 14 Tage werden vergehen, ehe ich Reisegelegenheit nach
Rhadames finden werde, denn in diesem Augenblicke sind