aus Furcht vor den Bewohnern Brinken’s, mit denen sie in
offener Feindschaft leben.
Abends brachen wir auf, lagerten indess schon nach
einer halben Stunde in Uled Raffa, dem zweit-grössten Ksor
des l’Ued Ssaura. Er liegt ebenfalls am linken Ufer und
hat über 2000 Einwohner. Von hier aus folgten wir am
1 1 . August um 5 Uhr Morgens dem Flusse, der jetzt zum
ersten Male seine Richtung verlässt und ungefähr 3 Kilometer
weit nach 220° fliesst; dann biegt er wieder um und
setzt seinen Lauf in 150° Richtung fort. Um 7 Uhr Hessen
wir den kleinen Ksor Timrharhin (Timgharin) rechts liegen,
da wir den Fluss selbst verlassen h a tten , an dessen linkem
Ufer er erbaut ist. Dieser Ksor wird nur von einigen Familien
bewohnt. Um 9 Uhr erreichten wir Kasbah, den letzten
Ort am l’üed Ssaura und den einzigen am rechten Ufer gelegenen.
Eine halbe Stunde vorher jedoch macht der Fluss
eine starke Biegung nach 60° und in einem Bogen nimmt er
dann seinen alten Lauf wieder an. Das Flussbett bei Kasbah
ist ausser einer schönen Palmenpflanzung, die wie fast immer
Eigenthum der Karsasser Marabutin i s t , von Tilali-Bäumen
angefüllt, die eine ansehnliche Höhe erreichen. Bei Kasbah
selbst befindet sich die Rhoda (Grabstätte) Sidi Abd-er-Rha-
man’s ben-Abd-Aliah , Abkömmlings Sidi-Bu-Fildjah's , eines
der Stammväter der Karsas. Die Leute von Kasbah bewir-
theten uns ebenfalls recht gastlich und als gute Freunde nahmen
wir um 2 Uhr Nachmittags von ihnen Abschied. Dem
Flusse in 150° Richtung folgend, verliessen wir denselben um
5 Uhr, da er eine starke Biegung nach Osten machte. Wir
begaben uns auf das rechte Ufer und stiessen nach einer
halben Stunde auf das Gebirge, welches bei Timmudi den
Fluss verlässt und hier von Westen nach Osten läuft. Wir
überschritten die eben nicht hohen, aus schwarzem Sandstein
bestehenden Felsen und hielten uns dann an dem südlichen
Abhang des Gebirges. Um 7 Uhr hatten wir den l’Ued
Ssaura wieder erreicht, der das Gebirge in der Fuhm
el-Chink*) genannten Oeffnung durchbricht. Bis 8 Uhr Abends
verfolgten wir noch den Fluss, der in seiner alten Richtung
fortfliesst, und hielten dann eine zweistündige Rast, um unsere
Kameele etwas weiden zu lassen und selbst unser Abendbrod
einzunehmen. Um 10 Uhr Abends setzten wir unseren Weg
fort, uns immer am südlichen Abhang des Gebirges haltend,
das in südöstlicher Richtung sich hinzieht. Die beiden Rlnema
kehrten jetzt nach Karsas zurück , um Bericht über unser
glückliches Durchreisen des l’Ued Ssaura abzustatten. Ich
gab jedem ein nach hiesigen Begriffen grosses Stück Geld,
1 Metkal oder 2 >/2 Francs , da sie sich sehr gut benommen
hatten und um sie zu ermuthigen, künftige Reisende zu beschützen,
anstatt sie auszuplündern. Wir setzten schweigend
die ganze Nacht unseren Weg fort, immer in einer steinigen
Ebene marschirend, ich und mein Bursche zu Kameel, die
beiden Brinkener zu Pferde, der Saheli und die Sklaven zu
Fuss. Um Mitternacht passirten wir das Gebirge, das jetzt
nach Süden abbog und einige Kilometer weiterhin sich ganz
verlor. Areg-Berge tauchten dann und wann im Norden auf,
doch hatten wir die eigentliche Areg-Region hinter uns. Um
1 Uhr lagerten wir, um den Kameelen und Pferden einige
Rast zu gönnen. Um 5 Uhr Morgens bestiegen wir wieder
unsere Thiere, die wir des kurzen Haltes wegen gar nicht
abgesattelt hatten, und setzten in 140° Richtung unseren
einförmigen Weg fort. Das Gebirge im Süden war verschwunden,
im Norden sah man in weiter Ferne die Areg-Dünen,
vor uns von Norden nach Süden wird eine andere Gebirgs-
Kette sichtbar, die wir jedoch bald wieder aus den Augen
verlieren. Wir selbst befinden uns auf einer Art Hammada
baum- und strauchlos. Um 8 '/2 Uhr erreichen wir ein breites
Thal, einem Flussbette nicht unähnlich, das von Nordwesten nach
Südosten verläuft und ringsum von den Rändern der Hammada
eingefasst ist. Sonderbare, dem Königstein ähnlich geformte
*) Fuhm heisst Mündung.