hinterlistigen Leute, zudem dachte ich, dass ich ihn in Kar-
sas, wohin er mich ja zu bringen versprochen h a tte , dem
Scheich der dortigen Sauia, an den ich Empfehlungsbriefe
hatte, überliefern könnte. Den ganzen Tag über wehte ein
furchtbarer Sirokko, Gebli von den Arabern genannt, der den
Aufenthalt des Staubes wegen unerträglich machte. Sonst
ist der Westrand der Hammada, wenigstens 800 Meter höher
als Tafilet, natürlich bedeutend frischer, ja die beiden Nächte
waren sogar kühl zu nennen. In der letzten Nacht hatte
ich das Unglück, von einem Skorpion in den rechten Zeigefinger
gestochen zu werden. Der Schmerz erweckte mich
glücklicherweise sogleich und mein Erstes w a r, die kleine
Stichwunde mit dem Munde so tief auszusaugen, wie ich nur
konnte, bis mir dann mein Bursche aus meinem Ziegenfell,
in welchem sich meine Medikamente befinden, mein Ammoniakfläschchen
hervorholte, mit welcher Flüssigkeit ich noch die
Wunde auswusch. So hatte dieser Stich keine üblen Folgen,
nur blieb am folgenden Tage etwas Geschwulst und Steifheit
im Finger, die jedoch am dritten Tage sich verzog. Beim
Skorpionstich ist sonst das beste Mittel, den Skorpion selbst
zu ergreifen, ihn auf der Wunde zu erdrücken und zu zerreiben
— dieses Verfahren wenden die Araber an — oder
auch wie in Ita lien , immer etwas Skorpionöl vorräthig zu
haben, welches man bereitet, indem man Skorpione in Oel
maceriren lässt. Dieses Oel ist für alle Wunden ein ausgezeichnetes
Heilmittel und in Italien findet man dasselbe in
allen Häusern vorräthig.
Am folgenden Morgen brachen wir um 3 '/2 Uhr auf,
die grosse Hitze, die jetzt hier in der Wüste herrscht, erlaubte
uns nicht, am Tage zu reisen. Wir zogen in gerader SO.-
Richtung, um bei einem Hassi, Namens Gilda, unseren Wasser-
vorrath zu erneuern. Um 7*/a Uhr erlaubte uns die Hitze
den Weitermarsch nicht meh r, wir luden ab und lagerten
uns im Schatten einiger grösser Steine. Der Hassi selbst,
war noch 1 Stunde südlich von diesem Platze entfernt und
die Leute gingen, während mein Bursche das Brod zu unserem
Frühstück buck, mit den Kameelen Wasser holen. Wir
Deutschen haben keinen Begriff von der Einfachheit der
Lebensweise der Wüstenbewohner, — wie sie sich in Alles
zu schicken wissen und das Geringe, was die Natur ihnen
darbietet, zu benutzen verstehen. Das Brod bäckt man auf
die einfachste Art. Ein möglich grosses Feuer wird auf
einem mit kleinen Steinen belegten Platz angezündet, wenn
dieser Platz nun hinlänglich erwärmt ist, fegt man die Kohlen
und Asche davon weg, breitet darüber den Teig aus und
deckt diesen dann mit Asche und Kohlen wieder zu. Nach
einiger Zeit ist dann das Brod gebacken.
Wir lagerten hier bis 3 '/2 Uhr Nachmittags und brachen
dann in der Richtung von 110° auf, in der wir uns dann
auch mit mehr oder weniger geringer Abweichung die ganze
Zeit, die wir uns auf der Hammada befanden, hielten. Was
soll ich von dieser unendlichen Einöde berichten, die nach
den Aussagen der Eingebornen über 5 Tagereisen sich von
Norden nach Süden erstreckt, während ihre Breite an der
Stelle, die wir durchpassirten, vom Hassi Schibbi bis zum
Hassi Bu-Allala, fast 100 Kilometer beträgt? Die Einförmigkeit
der Gegend ist durch niehts unterbrochen, so weit das
Auge reicht, auch nicht der geringste Höhenzug, auch nicht
der geringste Baum oder Strauch ist wahrzunehmen. Der
harte feste Boden ist mit scharfen kleinen Steinen bedeckt,
die das Gehen unerträglich machen und unser Schuhwerk,
das ohnedies nicht vom besten war, bald abnutzten, denn
man wird sich erinnern, dass ich wie Alle zu Fusse gehen
musste. Dabei die grosse Hitze, die Mittags im Schatten nie
unter 40° C. betrug und der unersättliche Durst. Es wird
unglaublich klingen und doch sprechen die Zahlen , indem
ich den Inhalt der Schläuche kannte, dass sowohl ich als
mein Diener mehr als 10 Liter Wasser des Tages konsumir-
ten. Um 8 Uhr Abends lagerten wir; die Leute wollten
zwar noch weiter gehen, aber die Ermattung, die mir dieser