sich nicht weit erstrecken. Da die Kameele eben erst von
Uschda gekommen waren, so rückten wir nur sehr langsam
vorwärts und ich glaube kaum, dass wir mehr als 2 '/2 Kilometer
per Stunde zurücklegten. Die eintretende Nacht zwang
uns, um 8 Uhr Abends zu kampiren, und da wir auch nicht
das geringste Brennholz fanden, mussten wir uns mit Datteln
begnügen. Meine Vorräthe an Mehl und Datteln hatte der
Schich auf grossmüthige Art erneuert, ich aber überdies noch
Weizenmehl gekauft, so dass ich unsere ganze Karawane
speisen konnte. Einer der Rlnema, der in Uled Raffa wohnte,
hatte sich in Karsas eines kleinen Knaben angenommen, den
der nach Fes ausgewanderte Vater einsam zurückgelassen
hatte. Ich ersah daraus, dass es selbst unter diesen berüchtigten
Menschen, denen das Leben ihrer Mitmenschen nicht
viel mehr gilt, wie das einer Fliege, auch gute, eines sanfteren
Gefühles fähige Leute giebt. Hatte er es doch schon
dadurch kundgegeben, dass er das Komplot des Tlem^aner
Faki dem Schich anzeigte. Ich betheiligte mich an seiner
menschenfreundlichen That dadurch, dass ich ihm Geld gab,
um seinen kleinen, ganz nackten Findling zu bekleiden.
Am folgenden Morgen brachen wir vor Sonnenaufgang
um 4 '/2 Uhr auf, uns wieder in dem Flusse haltend, der wie
immer in gerader 140° Richtung fliesst, Die Bergkette am
rechten Ufer ist hier nur sehr niedrig, niedriger als der Areg
am linken Ufer, und besteht aus schwarzem Sandstein; das
Flussbett selbst ist baumlos und erst bei Umeh, wo früher
ein kleiner Ksor stand, fanden wir eine kleine Dattelpflanzung,
dem Schich der Sauia Karsas gehörend. Eine einzige Familie
und einige Sklaven waren zur Pflege der Dattelbäume und
zur Kultur der Bischna und Pastinaken hier. Es war 6 '/2 Uhr,
als wir uns unter dem Schatten der Palmen lagerten. Die
Berge waren jetzt auf dem rechten Ufer ganz verschwunden.
Nachmittags um 2 Uhr brachen wir wieder auf und erreichten,
immer im Flussbett, um *6 Uhr Abends Timmudi, einen
kleinen Ksor am linken Ufer. Die Palmen, die den Ksor
i w w y ^ w i
93
umgeben, gehören fast ausschliesslich der Sauia oder den
Marabutin von Karsas und es ist daher gar nicht zu verwundern,
dass die Rlnema so räuberisch sind, sie haben im
wahren Sinne des Wortes Nichts, wovon sie leben können,
der ganze l’Ued Ssaura ist Eigenthum einiger weniger Leute.
Timmudi, jetzt ein Ort von ungefähr 3- bis 400 Einwohnern,
lag früher auf dem rechten Ufer. Die Ruinen dieses früheren,
aus Stein aufgeführten Ksor sind noch heute recht gut erhalten.
Er wurde von den Ait-Atta zerstört und dann auf
dem linken Ufer wieder aufgebaut, aber auch hier haben sie
jetzt schon ihren vierten Ksor, indem die Duemeni ihnen
drei Mal ihren Wohnort zerstörten, um sich für begangene
Räubereien zu rächen.
Wir wurden indess gut aufgenommen, man sandte uns
sogar ein Bischna-Gericht, das jedoch kaum geniessbar war.
Ich hatte ihnen Mehl gegeben, um uns Kuskussu zu bereiten,
derselbe war indess ebenfalls ungenicssbar. Die Bewohner
am unteren l’Ued Ssaura sind zwar ebenfalls Rlnema, werden
jedoch zur Unterscheidung von den anderen Graui (die Oberen,
d. h. die von Timmudi und Uled Raffa) und Uled Chodehr
(die weiter unten Wohnenden) genannt. Am folgenden Morgen
brachen wir um 8 '/2 Uhr auf und befanden uns schon nach
einer Stunde in Beni Yahia, einem Ksor von derselben Grösse
wie Timmudi; auch hier wurden wir gastlich aufgenommen;
in der That muss ich anerkennen, dass die Rlnema sich sehr
gut gegen mich benommen haben, obschon sie sonst weder
Schürfa noch Marabutin respektiren. Hier in Uled Yahia
stiesseu der Kadi von Brinken und noch ein anderer Bewohner
dieses Ortes von Karsas kommend zu uns, ausserdem
hatten sie ,noch mehrere Kameele und einen Mann von Sahel
(Sahel nennen die Eingebornen das Land südlich vom l’Ued
Draa und zwischen Draa und Tuat), der uns das Geleit bis
Brinken geben sollte, einestheils um uns gegen die Plünderer
seines Stammes zu schützen, andererseits, da die Rlnema,
sobald wir den Fluss verliessen, nicht weiter mitgehen konnten,