grossen Karawane, die von Ain-Salah aufbricht, in grösserer
Sicherheit die im Kriege begriffenen Tuareg passiren zu
können.
Ich habe jetzt auch angefangen, meine Einkäufe zu
machen, und zwar für 30 Tage Lebensmittel, denn zwischen
hier und Rhadames ist nichts zu bekommen, auch habe ich
meine Wasserschläuche noch vermehrt, so dass ich jetzt auf
10 Tage Wasservorrath mitnehmen kann. Uebermorgen werden
wir wahrscheinlich aufbrechen.
Am 29. October war unsere Karawane endlich reisefertig
und die Kameele sammelten sich östlich vom Ksor el-Arb,
jedoch mit gewohnter Langsamkeit. Da mein Bursche in der
Nähe das Beladen meiner Kameele überwachte, so hatte ich
nicht nöthig, mich in das Getreibe zu mischen, sondern setzte
mich mit dem Hadj Abd-el-Kader auf einen nahen Sandhügel,
um zu warten, bis Alles aufgeladen war. Das ist am ersten
Tage immer ein langes Geschäft, zumal wenn man eine so
weite Reise vor sich hat, wie von hier nach Rhadames und
man auf so lange Zeit Wasser und Lebensmittel mitnehmen
muss. Endlich war Alles in Ordnung und nachdem wir den
Höchsten um seinen Segen gefleht für eine so lange und
gefährliche Reise und ich dem Hadj Abd-el-Kader nochmals
für seinen Schutz, den er mir zwei Monate lang hatte angedeihen
lassen, gedankt hatte, setzte sich um Uhr Nachmittags
die Karawane in Bewegung.
Wir brachen in 90° Richtung auf, jedoch ging es nur
langsam vorwärts, einerseits weil eine grosse Karawane nie
schnell marschirt, dann weil am ersten Tage bald hier , bald
da eins der Kameele von Neuem geladen werden muss, um
Alles ins gehörige Gleichgewicht zu bringen. Unsere Karawane
bestand hauptsächlich aus den mit Waaren, besonders
Federn, beladenen Kameelen eines reichen Rhadameser Kaufmanns,
der jedoch heute selbst noch nicht mit uns aufbrach,
sondern bloss seine Sklavin, von der er zwei kleine Kinder
hatte, und seine Dienerschaft die Waaren begleiten liess. Die
Sklavin , schwarz und noch ju n g , reiste mit ihren kleinen
Kindern in einem Baldachin, der oben auf einem der Kameele
angebracht war. Die Abwesenheit ihres Mannes, der sich
Uld Heba nennt, gab ihr die Freiheit, den Teppich, mit dem
man einen solchen Reise-Baldachin vorn zu bedecken pflegt,
aufzuschlagen und uns ihr für eine Negerin hübsches Gesicht
sehen zu lassen. Ausserdem waren mehrere andere Federhändler
mit ihrer Waare gekommen, um sich uns anzuschliessen,
dann eine Menge Tuareg oder Marabutin der Uled Sidi el-
Hadj F a k i, um die Karawane zu lenken. Unser Marsch
war fortwährend im Rhaba oder Gebüsch aus Dommrahn
bestehend.
Schon um 5 Uhr machten wir in der Nähe eines Hassi,
Bu-IIass genannt, Halt und hatten hier Igesten nördlich von
uns liegen. Dicht bei dem Hassi befand sich auch eine neu
angelegte Palmenpflanzung, die gute Resultate zu geben versprach,
denn die Bäume wuchsen kräftig empor. Wir hatten
heute ungefähr 8 Kilometer zurückgelegt.
Den ändern Tag brachen wir spät auf, ob mit oder ohne
Absicht, kann ich nicht sagen; die Tuareg behaupteten, die
Kameele hätten sich in der Nacht zu weit zerstreut, da sie
aber die Vorderfüsse zusammengebunden hatten, so war das
wohl unmöglich, und ich glaube vielmehr, dass ihren Herren
die etwas kühle Morgenluft nicht behagte. Auch die Nacht war
sehr kalt gewesen, obgleich wir ein grosses Feuer in unserer
Nähe angezündet hatten. Wir hielten uns heute in 75° Richtung.
In der Wüste ändert der Weg selten die einmal
gegebene Richtung und wenn man die kleinen Windungen
abrechnet, so bleibt doch im Grossen die Richtung zwischen
zwei Ländern, welche den Weg bezeichnet, eine schnurgerade,
als ob sie vom Ingenieur mit dem Kompass wäre vorgezeichnet
worden. Ich gebe daher hier auch nur die Hauptrichtung
wieder, wie ich sie aus einer Reihe von Beobachtungen mit
der Boussole, die ich vor mir zu Kameel habe, finde. Die
Boussole ist in 360 Grade getheilt.