kommender Reisender, bleichen die Gebeine eines ebenfalls
diesen Sommer auf dem Wege verdursteten Reisenden. Wasser
ist hier daher die Losung und gute Schläuche und Kenntniss
der Iiassi oder Brunnen die erste Bedingung, wenn man sich
auf den Weg macht, und sollte die Entfernung auch eine nur
geringe sein.
Man wundert sich vielleicht, warum ich nicht Kameele
zu meiner Reise gebraucht habe, aber da einerseits mein
Bursche nicht mit diesen Thieren umzugehen weiss und man
andererseits in beständiger Gefahr ist, dass Einem die Thiere
gestohlen werden, da endlich diese Thiere in diesem Augenblick
hier sehr theuer sind, indem man unter 300 Francs
kein Kameel kaufen kann, das einigermaasseu auf längere
Zeit den Anstrengungen einer Reise widerstehen könnte, so
sah ich mich genöthigt, die Thiere nur zu miethen, was allerdings
auch seine Unannehmlichkeiten ha t, indem man dem
Willen und den Launen der Eigenthümer gänzlich anheim
gegeben ist Wer eine solche Reise mit so geringen Mitteln
unternimmt, wie sie mir zu Gebote stehen, muss Alles erwägen
und vorher bedenken, und mich mit anderen Leuten
berathend, fanden w ir, dass das beste Mittel zur Weiterreise
s e i, bis Ain Salah Kameele zu miethen. Hätte ich
ein Paar hundert Thaler mehr zu meiner Verfügung gehabt,
dann hätte ich Kameele und Sklaven zu ihrer Bedienung
und Bewachung kaufen können; so indess muss ich
darauf verzichten und hoffe auch ohne sie weiter und glücklich
anzukommen.
Der Chef der Sauia, Sidi Mhained-ben-Aly, benimmt
sich gleich liebenswürdig gegen mich und auch die übrigen
Mitglieder seiner Familie sind recht artig, obgleich ein intriganter
Doktor von Tlemgen mich bei ihnen zu verdächtigen
sucht, indem er sagt, ich sei ein Französischer Spion. Mir
ins Gesicht wagt er freilich dergleichen nicht zu behaupten,
doch verfehlt er nicht, sobald ich abwesend bin, über meine
Bücher und Sachen zu reden und zu sagen, dass nur Christen
solche besässen. Hierzu kommt noch die gereizte Stim-
mutig der Bevölkerung durch den Aufstand Si Slimtm-ben-
Ilainsa’s gegen die Franzosen und die widersprechendsten
Gerüchte laufen darüber ein. Man wird sich erinnern, dass
ich voriges Jahr im October beim Antritt meiner Reise von
Algier der Gast dieses Mannes war und dass er es war, dei
mich zwang, meine weitere Reise durch Marokko anzutreten,
indem er mir die nöthigen Empfehlungsbriefe für Gurara
u. s. w. unter allerhand Vorwänden verweigerte. Sein lod
hat sich nun bestätigt. Die Grossen des Landes verhalten
sich indess ganz ruhig, und wenn man auch Si Sliman als
einen Märtyrer hinstellen möchte, so sieht man doch durch-
schimmern, dass cs ihnen im Ganzen höchst gleichgültig ist,
und die Marabutin von Karsas wissen gar wohl die geordnete
Regierung und die Sicherheit, deren die fremden Reisenden
in Algerien geniessen, zu schätzen. Ich glaube indessen, die
Franzosen können sich nicht genug in Acht nehmen, wollen
sie nicht einen Tag erleben, wie ihn die Engländer in Indien
oehabt haben. Bei einer Nation wie die Araber, deren ganzes
Wesen, Leben und Treiben sich auf die intoleranteste
Religion gründet, die existirt, sind Civilisations-Versuche vergeblich.
Wie sind die Araber heut zu Tage nach mehr als
30jährigem Besitze von Algerien? Die in den Städten haben
alle schlechten Sitten der Franzosen angenommen und helfen
dem Französischen Pöbel im Absinthtrinken, dass sie aber
dafür auch nur im Geringsten christlich-religiöse Grundsätze
angenommen hätten, daran ist nicht zu denken. Forscht man
tiefer nach, so findet man, so geschmeidig und umgänglich
sie äusserlich geworden sind, dass sie innerlich allen Hass
und alle Verachtung gegen die Bekenner einer anderen Religion
bewahrt haben. Entfernt man sich nun gar einige
Stunden weit von der Stadt, so findet man, dass die Civilisation
dahin noch ganz und gar nicht gedrungen ist. Der
Araber unter seinem Zelte lebt nach wie vor und hasst die
Christen eben so wie früher, und wenn er sich enthält, einen