aufgenommen und die Leute selbst zeigten lange nicht die
Frechheit und Unverschämtheit ihrer Stammesgenossen, der
Uled Boanan. Am folgenden Tag brachen wir erst um 3 Uhr
Nachmittags auf; wir verliessen den Fluss, der hier einen
grossen Bogen nach Osten zu beschreibt, und sein rechtes,
hier aus Sandbergen bestehendes Ufer ansteigend, gingen wir
in gerader südlicher Richtung weiter. Den Sand liessen wir
bald hinter uns und befanden uns dann in einer baum- und
strauchlosen Ebene, wo wir um 10 Uhr Abends Halt machten.
Wir hatten also ungefähr 20 Kilometer zurückgelegt, denn
mehr als 3 Kilometer macht kein Kameel die Stunde im
gewöhnlichen Karawanenschritt. Nachts um 2 '/a Uhr brachen
wir wieder auf, uns östlich haltend, und erreichten bei Tagesanbruch
das Flussbett, das hier schon ein und dasselbe war
mit dem l’Ued Ssaura, obgleich die Leute es noch Gehr
nannten. So haben sie auch weiter nach Norden zu für den
Fluss bis zum l’Ued Knetza keinen eigenen Namen, obwohl
es offenbar der l’Udd Ssaura ist. Die Eingebornen bezeichnen
erst von Igli abwärts den Fluss mit diesem Namen. Um
5 Uhr erblickten wir die hohen Sandberge Igli’s und hatten
um 6 Uhr den Ksor selbst erreicht.
Mein Erstes war, mich zu erkundigen, ob ein Intendant
von Uesan vorhanden sei, um dessen Hülfe und Beistand
anzurufen; es fand sich aber, dass dieser vor Kurzem
gestorben und bis jetzt noch kein anderer ernannt worden
war; jedoch versah einer der Bewohner interimistisch
die Geschäfte. Vor allen Dingen kam es mir darauf an,
Kameele zu miethen, um reiten zu können | denn meine
Kräfte waren durch diese Märsche, durch die entsetzlichen
Schweisse, schlechte Kost, Hunger und Durst auf den letzten
Punkt angekommen. Wenn mau bedenkt, dass Tags im
Schatten die durchschnittliche Hitze 40° C. betrug, so wird
man überzeugt sein, was ein Nordländer, selbst wenn er wie
ich seit Jahren in wärmeren Klimaten gelebt hat, ausstehen
musste. Abgesehen jedoch von der grossen Abspannung und
davon, dass mein Körper seit meinem Aufbruche von Tafilet
täglich sichtbar abmagerte, blieb ich vollkommen gesund. In
Igli konnte ich nun mit Hülfe des Uesaner Intendanten und
eines anderen der Sauia Karsas Kameele auftreiben und
miethete dieselben bis Karsas; meine Hauptleiden hatten also
ein Ende. Aber ein anderes Gewitter tauchte vor mir am
Himmel auf; wir hatten die Uled Atauna und Rlnema, die
von Beni-Abbes an abwärts den l’Ued Saura bewohnen, zu
passiren und diese beiden Stämme sind in der ganzen Wüste
wegen ihrer Raub- und Plünderungssucht berüchtigt. Hatte
man mich doch schon auf meiner ersten Reise am l’Ued
Draa vor ihnen gewarnt. Das in Igli errichtete Grabmal
eines Scherif von Uesan, den sie vor einigen Jahren ermordet
haben, sprach sichtlich; zudem wusste ich, dass erst im
vorigen Jahre ein Vetter des Gross-Scherif von Uesan von
ihnen ausgeplündert worden war. Die Uled Boanan werfen
jenen beiden Völkern vor: „Wenn der Prophet in eigener
Person käme, ihr würdet ihn ausplündern“, worauf diese ihnen
erwidern: „Und ihr würdet unseren Herr Gott selbst tödten,
falls er persönlich unter euch erschiene.“ Jetzt hatte zwar
der neue Miethsmann versprochen, mich sicher durch diese
beiden Stämme zu bringen, und beide Intendanten versicherten,
dass er ein zuverlässiger Mann sei, doch in Erinnerung
der vorher geschehenen Thaten musste ich aufs Schlimmste
gefasst sein; bis Beni-Abbes indess hatten wir nichts zu
befürchten.
Bis die Kameele von der Weide kamen, mussten wir
einen Tag in Igli bleiben. Dieser Ksor ist augenblicklich
von etwa 1500 Seelen bewohnt; früher war er stärker bevölkert,
doch die Unzulänglichkeit der Nahrung, da der Sand
täglich mehr die Umgegend des Ksor überschwemmt, hat eine
grosse Partie der Einwohner zur Auswanderung gezwungen.
Igli liegt am linken Ufer des l’Ued Ssaura, auf allen Seiten
von hohen Sanddüuen umgeben, Die Bewohner sind wie am
ganzen l’Ued Ssaura und aufwärts an dessen Nebenflüssen,