Boten aus, die ihnen das Gerücht beibringen mussten, wir
beabsichtigten über Rhorfa nach dem l’Ued Gehr aufzubrechen;
dies wäre der nächste Weg gewesen. Den ganzen
folgenden Tag blieben wir dann im Duar der Ait-Chabessi,
der jedoch sehr ärmlich war, da er erst im vergangenen Jahr
von den Uled Hameian, die unter Französischer Regierung
stehen, ausgeplündert worden war. Ueberdies fanden wir nur
die Weiber und einige alte Männer daheim, da die ganze
waffenfähige Mannschaft auf einen Raubzug nach dem l’Ued
Draa hin ausgezogen war. Das von uns ausgesprengte Gerücht
hatte indess seine Wirkung gethan, wir erfuhren, dass
uns die Berber auf dem Wege von Rhorfa aus aufpassten.
Deshalb brachen wir am 8. um 10 Uhr Abends auf und mar-
schirten in rein östlicher Richtung die ganze Nacht hindurch.
Mein M ie tk o n tra k t war der Art, dass sowohl ich als auch
mein Bedienter je ein Kameel besteigen sollten, jetzt sagte
uns aber dieser treulose Araber, der für sich noch eine Ladung
aufgenommen hatte, dass wir bis zum folgenden Tag zu
Fusse gehen müssten und dass er dann in einem Berber-
Duar noch ein Kameel auftreiben würde. In Aussicht auf
dies und da es überdies kühl war, marsehirten wir die ganze
Nacht. Um Mitternacht passirten wir den von Nord nach
Süd fliessenden kleinen l’Ued Morboch, der jedoch wie auch
der l’Ued el-Kebir, der ebenfalls von Nord nach Süd fliesst
und den wir um' 4 Uhr Morgens passirten, nur nach den
stärksten Regengüssen Wasser hat. Beide fliessen dem Daura
im Süden Tafilet’s zu. Wir befanden uns die ganze Nacht
hindurch in einer steinichten Ebene, der Dunkelheit wegen
war es mir unmöglich, zu unterscheiden, ob im Norden Gebirgszüge
vorhanden sind, und die uns begleitenden Leute
wollten oder konnten mir darüber keine Auskunft geben.
Als der Tag anbrach, hatten wir rechts eine Areg-Kette,
links Ebene. Wir engagirten uns dann in das Thal des
l’Ued Schibbi, der von Ost nach West aus der vor uns auftauchenden
Hammada herauskommt. Ich bemerke hierbei,
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dass man unter Areg in der Wüste bewegliche Sandberge,
unter Hammada steinichte Hochebene v e rsteh t, da diese
Namen von jetzt an sich häufig wiederholen werden. Um
9 Uhr Morgens erreichten wir den Hassi-Schibbi (unter Hassi
versteht man Brunnen) und hielten uns hier einen Augenblick
auf, um unsere Schläuche mit frischem Wasser zu füllen.
Um meinen Lesern einen kleinen Begriff von den Annehmlichkeiten
einer solchen Reise zu geben, führe ich hier an,
dass einer der Leute schmutzig, wie er war, mit seinen
schweissigen staubigen Füssen in den nicht tiefen Brunnen
hinabstieg und auf diese Art die Schläuche füllte. Der Durst
späterhin liess mich dies indess bald vergessen. Um 10 Uhr
standen wir vor der steilen Wand der Hammada, und obgleich
« ich auf den ersten Blick die Unmöglichkeit einsah, die beladenen
Kameele liinaufzutreiben, fingen die Leute dennoch an,
aufwärts zu klimmen. Ich für meine Person war bald oben,
um 12 Uhr indess war noch keins der Kameele angelangt
und ich sah nun wie die Leute das Gepäck abladen mussten
und es auf dem Rücken hinauftrugen, um nur den Kameelen
[4 das Ersteigen der steilen Bergwand zu ermöglichen; dennoch
dauerte es bis 5 Uhr Abends, bevor das letzte oben war.
Ausserdem hatte man noch Leute aus dem nahen Duar der
Ait-Chabessi, die einzigen, die hier am Rande der Hammada
in drei Zelten kampiren, herbeiholen müssen. Wir begaben
uns dann in diesen Duar, der etwas nördlich in einer kleinen
Einsenkung, in der etwas Futter für ihre Heerden war, sich
befand. Trotzdem dass es Berber waren, gewährten sie uns
eine gastfreie Aufnahme und auch den ganzen folgenden Tag
blieben wir dort.
Mein Miethsmann erklärte mir nun aber rund heraus,
dass ich bis zum l’Ued Gehr zu Fusse gehen müsse, da wir
für zwei Tage Wasser mitzunehmen nöthig hätten und kein
anderes Kameel aufzutreiben wäre. Obgleich dies nun eine
Lüge war, musste ich mich fügen, um nur weiter zu kommen,
denn ich befand mich ja ganz in der Gewalt dieser
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