die sich Abends vorher in der Luft gezeigt hatten und nun
Morgens erstarrt auf den Dommrahn-Büschen gefunden wurden.
Diese Heuschrecke, eine der auch in Deutschland verkommenden
grösseren A rten , gab uns einen erwünschten
Zuwachs für unsere Küche. Man isst sie auf Kohlen geröstet,
mit etwas Pfeffer und Salz b e streu t, nachdem Kopf, Eingeweide
und Flügel entfernt worden. So zugerichtet gehen
sie ein schmackhaftes Essen, man kann sich jedoch denken,
dass Tausende von Heuschrecken dazu gehören, um einen
hungrigen Magen zu füllen. Die Tuareg pflegen deshalb auch
eine andere Prozedur anzuwenden, sie rösten sie, stossen sie
zu Pulver und mischen dies Pulver mit Dattelmehl; ob dies
indess ein für einen Europäer geniessbares Essen abgiebt,
kann ich nicht sagen, denn obgleich mich die Vettern Sidi
Ottmann’s häufig einluden, an ihrem Heuschreckenmahl Theil
zu nehmen, konnte ich mich doch nicht überwinden, es zu
kosten. Geröstete Heuschrecken habe ich dagegen häufig
gegessen und ich kann sagen, dass sie geniessbar sind, und
bin der üeberzeugung, dass, wenn die Franzosen erst direkte
und schnelle Communikation mit der grossen Wüste haben, die
Heuschrecken als ein Leckerbissen auf den Speisekarten
Chevet’s figuriren werden.
Die Leute kamen endlich mit gefüllten Schläuchen zurück
und um 1 Uhr setzten wir unseren Weg fort. Wir hielten
uns fortwährend in gerader Ostrichtung. Nach kurzem Bitte
verlassen wir den Wald und mithin die Grenze Tidikelt’s und
gelangen auf eine sanft nach Osten zu aufsteigende Hammada,
Bir el-Hamra oder das Rothe Land genannt. So weit auch
das Auge sucht, vergebens forscht es nach einem Baum oder
Strauche, rings dehnt sich eine öde, mit kleinen scharfen
Steinen bedeckte Ebene aus. Um 5 Uhr erblickten wir eine
niedrige, von Norden nach Süden laufende Hügelkette vor
uns, Hauk genannt, und erreichen dieselbe um 7V2 Uhr;
nachdem wir sie überstiegen, kampiren wir am anderen
Abhange, der kurz und schroff ist und dessen Abdachung
sich im l’Ued Hauk, einem Arm des Massin, sammelt. Wir
trafen im l’Ued Hauk einige Talha-Bäume und gutes Futter
für unsere Kameele.
Am 2. November brachen wir um 8 Uhr auf und zwar
marschirten wir eine geraume Strecke mit dem l’Ued Hauk,
bis derselbe nach Süden umbog. Wir steigen dann wieder
sanft, bis wir um 11 Uhr einen Höhepunkt gewinnen, von
dem aus wir den l’Ued Tuil erreichen. Dieser l’Ued l’uil
ist der obere Lauf des l’Ued Massin, der wahrscheinlich die
Bewässerung Ain - Salah’s bewerkstelligt, indem er sich
unterirdisch in Tidikelt ramificirt, bis er dann mittelst der
Fdgara an die Oberfläche befördert wird. Es war 1 Uhr,
als wir das Bett des l’Ued Tuil erreichten, welches hinreichend
breit ist, jedoch ohne hohe Ufer. L’Ued Tuil heisst
der Lange Fluss und in der That hat derselbe auch bis nach
seiner Quelle hinauf einen ziemlich langen Lauf, namentlich,
wenn man auch noch den l’Ued Massin, der seine Fortsetzung
ist, so nennen will, wie es die meisten Eingebornen thun.
Wir verfolgen nun aufwärts gehend das Flussbett, das hier
eine fast östliche Richtung (ungefähr 80°) hat. Um 3 Uhr
passiren wir den Hassi Meltga, der jedoch seit Jahren trocken
lieg t, weil bei einem Kriege zwischen den Schaamba und
Tuareg die Ersteren Kadaver und darüber Steine und Sand
in den Brunnen geworfen haben. Um 2 Uhr hatten wir
den Hassi Jersmellihl in gerader Nordrichtung auf ungefähr
2 Kilometer Distanz vor uns. Da nun unser mitgenommener
Wasservorrath nicht bis zum Hassi Missiggen ausreichen
konnte, so wurden Leute und Kameele abgeschickt,
um andere Schläuche anzufüllen; wir Anderen setzten dann
den Marsch fort, uns immer im Flussbette haltend, das ausgezeichnetes
Kameelfutter ha t, auch von einigen Vögeln bewohnt
i s t , unter anderen vom Kleinen Tonleiter (so nenne
ich den kleinen schwarzen Vogel mit weissem Schwänze und
Flügelspitzen, der sich zutraulich den Karawanen zu nähern
pflegt und dann vier regelmässig absteigende Töne nach Art