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Ohre tragen die unverheiratheten jungen Leute einen schweren
silbernen King, der ihr Ohr oft bis auf die Schulter herabzieht.
Sie sind tapfer, stolz (der Araber ist eitel), jedoch
diebisch, räuberisch und habsüchtig und ohne Wort und
Treue wie die Araber.
In Sregat hielt ich mich gar nicht auf, sondern ritt
gleich nach dem y2 Stunde südlicher ebenfalls am rechten
Ufer des Flusses gelegenen Marka, wo ich mich mit dem Sohne
Muley-Abd-er-Rhaman’s über meine Weiterreise berieth, weil
die verschiedenen Ksors im unteren Ertib seit einem Monat
unter einander im Krieg waren. Er erbot sich, mich selbst
bis Duera zu begleiten, und nach einigen Stunden Ruhe
brachen wir denn von Marka auf. Es wehte ein fürchterlicher
Sirokko, der uns fast erblinden machte, unsere Pferde
hatten Mühe fortzukommen; an Verirren war jedoch nicht zu
denken, da der Weg an oder in der Oase fortführte. Ohne
einen kleinen Schrecken sollten wir indess nicht davonkommen.
In der Nähe der Sauia-djedida wurden wir plötzlich von acht
Männern überfallen, die unsere Zügel ergriffen und uns aufforderten,
unsere Waffen abzugeben, sowie vom Pferde zu
steigen. Sie hielten uns für Kaufleute aus Fes und wollten
den Enkel des Sultan Sliman, obgleich er sich selbst nannte,
nicht kennen. Mein Bursche hatte schon den Hahn gespannt,
ich rief ihm jedoch z u , sich ruhig zu verhalten, indem ein
voreiliger Schuss, selbst wenn er nicht traf, uns grosse
Unannehmlichkeiten bereiten konnte, zumal die Angreifer
nicht geschossen hatten. Ich setzte ihnen dann auseinander,
dass wir von Uesan, dem Dar demana, kämen, im Aufträge
des Scherif, ihres Scheich (so nennen sie hier Sidi-el-Hadj-
Absalom) reisten und dies durch zahlreiche Empfehlungsbriefe
von ihm bestätigen könnten. Mein Bursche selbst gab sich
für einen Verwandten des Scherif von Uesan aus und der
Enkel des Sultan Sliman, den sie endlich für gut fanden, zu
kennen, bestätigte dies Alles. Endlich löste sich diese Scene
dahin auf, dass sie unsere Hände küssten, um Verzeihung
baten und unseren Segen erflehten. Dann begleiteten sie uns
bis zum nächsten Ksor und von hier aus erhielten wir andere
Leute bis Duera. Die ganze Gegend hatte hier ein trauriges
Aussehen, die Felder waren verwüstet, die Wasserleitungen
zerstört, die Ksors überall von aussen stark verbarrikadirt,
die Obstbäume umgehauen, nur die Palme, die immer respek-
tirt wird, erhob traurig ihr Haupt über diese öden Felder,
wo die Menschen seit zwei Monaten um Nichts sich täglich
erwürgten. Endlich um 6 Uhr Abends erreichten wir
Duera.D
ieser Ort, obgleich geographisch zu Ertib gehörend,
ist politisch davon abgegrenzt und die Eingebornen betrachten
Duera als ein Land für sich. Es befindet sich hier nur
ein Ksor desselben Namens, ausschliesslich von Schürfa,
von der Familie des Sultan Muley-Ismael herstammend, bewohnt.
Mit zuvorkommender Gastlichkeit wurden wir aufgenommen
und brachen am anderen Mittag mit der Marktkarawane,
die sich nach Abuam begeben wollte, auf. Hier
endet die Thalrinne, die der Sis bildet, und man hat die
weite Tafileter Ebene vor sich, indem das Plateau sich östlich
in einem grossen halbbogenförmigen Kreise zurückzieht
und erst bei Tissimi wieder eine Spitze vorschiebt, nach
Westen jedoch in gerader Linie fortgeht. Von diesem West-
Plateau aus läuft jedoch von Norden nach Süden eine kleine
Gebirgskette, die ebenfalls an Tessimi und selbst bis an
Tafilet herantritt, man nennt sie Djebel Belgrull und der
Fluss, der vom Atlas kommend, sich an sie hinschlängelt,
heisst l’Ued Chriss; ,er vereinigt sich im Süden in der Oase
Tafilet mit dem l’Ued Sis. Es wehte wieder ein starker
Südwind, der uns fortwährend Staubwolken ins Gesicht jagte.
Die Gegend, welche der Weg durchzieht, ist durchaus flach,
theils steinig, theils sandig. Wir waren um 2 y 2 Uhr aufgebrochen,
um 4 Uhr erreichten wir eine Quelle, die mit einem
Steine zugedeckt war, um sie vor Staub und Sand zu schützen.
Die Quelle selbst befand sich in einem Basaltfelsen und war
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