rühre. Derdj hat zwei Homma und zählt gegen 300 streitbare
Männer.
Mit Derdj hört das eigentliche Wüstenterrain auf, eines-
theils in klimatischer Beziehung, indem von Derdj und Ssinaun
an nordöstlich alle Jahr im Winter ein starker Kegen fallt,
während südwestlich von da gegen die Wüste zu es nie oder
doch äusserst selten regnet. So sagten mir auch die Rha-
dameser, dass es dort seit Jahren nicht mehr geregnet habe,
denn einen feinen Staubwasserregen, der alle Jahr vielleicht
während ein oder zwei Sekunden im Winter fällt, kann man
nicht Regen nennen. Nicht allein in atmosphärischer Hinsicht
aber trennt sich das gegen NO. gelegene Terrain in
Derdj von dem der Wüste zu gewendeten ab, sondern auch
in topographischer, denn in und von Derdj (Derdj heisst
Stufe) an kommt man auf das eigentliche Hochplateau von
Tripolitanien, das von hier an sich bis nach dem Djebel
(Ghorian auf den Karten, obgleich die Bewohner unter Ghorian
oder wohl besser Djebel örhian, d. h. nackter Berg, den Berg
verstehen, welcher den höchsten Punkt bei Kasr örhian bildet
und das ganze Gebirge schlechtweg unter dem Namen
Djebel oder Gebirge bezeichnen) hin erstreckt und gewiss in
früheren Zeiten bewaldet und besser bewachsen war als es
jetzt ist.
Wie ich schon angeführt , ergiesst sich dicht westlich
von Derdj der Ued Tugutta mit dem Ksor gleichen Namens
in den Ued Milha; weiter nach Norden zu liegt am Ued
Tugutta auf 4 Kilometer Entfernung von diesem noch der
kleine Ksor Tilfit.
Nach einem Rasttag brachen wir am 16. um 9 Uhr in
65° Richtung auf. Nach Norden zu erblickten wir noch die
Palmen Tugutta’s, wir selbst befanden uns aber auf einer
steinigten Hochebene. Immer dieselbe Richtung haltend,
passirten wir um 10 Uhr den grossen Ued Mimum, der, von
SO. kommend, sich in den Ued Tugutta wirft. Um 1 Uhr
kreuzten und verfolgten wir dann eine Zeit lang den Ued
tuil Mrsuk, yerliessen ihn um 2 Uhr, wieder unsere alte
Richtung inne haltend, und erreichten ihn wieder um 3 U
Uhr, wo wir lagerten.
Am 17. Dezember hielten wir dieselbe Richtung wie am
vorhergehenden Tage, traten jedoch unseren Marsch schon
um 63/4 Uhr an. Indem wir längs des Ued hingingen, kamen
wir um 8'/a Uhr an die Stelle, wo er sich aus mehreren Armen
zusammengesetzt. Hier hat nun die grosse Wüste, d. h. das
Land der steinigen Ebenen, der gänzlich unbewachsenen
Berge, der gelblichen oder röthlichen Sanddünen, ein Ende.
Wir befanden uns von da an fortwährend in einem bewachsenen
Lande und wenn auch die Jahreszeit noch nicht die
kleinen Kräuter und Gräser hatte hervorsprossen lassen, so
sieht man doch an den zahlreichen Yiehexkrementen, dass
hier im Frühjahr geweidet wird. Bis hierher hatten wir
fortwährend die grosse Route, d. h. einen vielleicht seit
Jahrtausenden ausgetretenen Pfad, der von Djebel nach Derdj
führt, verfolgt, um 10 Uhr indess verliessen wir ihn, um
einen Seitenpfad zu verfolgen in 55° Richtung Auf eine
Entfernung von etwa 20 Kilometer sahen wir um 1 '/2 Uhr
rechts vor uns einen kleinen Hügel, von den Eingebornen
Aschmantobb genannt, Um 3 Uhr lagerten wir am Wege.
Am folgenden Tag brachen wir um 7 '/2 Uhr in 30°
Richtung auf, die wir auch den ganzen Tag mit geringen
Abweichungen inne hielten. Das durchzogene Terrain, flach,
jedoch Hochebene, hat denselben Pflanzenwuchs wie gestern
und heisst Nerda. Gegen Mittag kamen w ir, immer im
Steigen begriffen, wie mein Barometer beweist, in ein mehr
Hammadaartiges Land, das jedoch ebenfalls nicht ganz des
Pflanzenwuchses entbehrt, denn die Wüste haben wir, wie
gesagt, hinter uns. Dies Land nennen die Bewohner Neila.
Um 7 Uhr, als es schon lange Nacht war, kampirten wir.
Am 19. Dezember traten wir um 8 Uhr Morgens in
30° Richtung unseren Weg an. Wir befanden uns immer
noch auf der Neila, welche denselben Charakter heibchält.