von starkem Schwefelgesclimack. Die Eingebornen nennen
sie Timmiritt.
Um 5 Uhr Abends erreichten wir den Nordostrand der
Oase Tissimi und bogen dann sogleich in SW.-Richtung in
dieselbe ein, ihrer Achse folgend. Um 7 Uhr Abends befanden
wir uns vor dem Ksor Uled Matala, der fast in der
Mitte der Oase gelegen ist. Hier hatte ich an einen Bewohner
einen Empfehlungsbrief, und obgleich derselbe abwesend
war, nahm mich doch sein Sohn gastfreundlich auf.
Tissimi wird, wie gesagt, ebenfalls vom l’Ued Sis bewässert,
der, obgleich er unterhalb Ertib im Sommer sein Wasser
verliert, hier das ganze Jahr hindurch fliesst. Etwas oberhalb
der Oase, wo das Wasser beginnt, sind zwei Schlösser
gebaut und beständig mit Wachmannschaft versehen, damit
der Feind das Wasser nicht etwa abschneide. Die Oase
selbst hat eine Lage von NO. nach SW., indem der Fluss
sich am Ostrande hinzieht; am Westrande tritt daun, wie
gesagt, der l’Ued Chriss heran, ohne jedoch eigentlich Wasser
für die Oase abzugeben, indem er bloss den Ksor Uled
Uanabi bewässert, den die Eingebornen eigentlich gar nicht
zu Tissimi rechnen. Die Einwohner sind durchaus Araber,
Tracht, Wohnung und Gebräuche gleichen jedoch denen der
übrigen Bewohner der Wüsten-Oasen. Wenige verstehen
Schellah. Es befinden sich über 20 Ksors in der Oase:
Mahdi, Djerana, el-Hadj Aly-ben Mssaud, Uled Aly, Uled el-
Behar, Uled Thaleb, Habibet, Nhail, Schiachna, Uled Busian,
Uled Mulud, Uled Okba, Mhergia, Ksor Ben-Aly, Ksor Bel
Hassen, Uled Hassani, Chanick, Uled Matala, Tissimi, Uled
Embark, Rsichas, Ktibtrich, Skora, Uled Agida, Ksor Schürfa,
Tisuint. Der grösste Ksor ist Mahdi, er liegt am Nordostende
der Oase, das aus einigen Häusern bestehende Tisuint
dagegen am Südwestrande. Der älteste Ksor ist Tissimi,
von dem auch die ganze Oase ihren Namen trägt; er liegt
ziemlich in der Mitte, etwas NO. von Uled Matala, wo wir übernachteten.
Am folgenden Morgen hielten wir uns am westlichen
Rande der Oase. Im Westen hatten wir das Bellgrull-Ge-
birge, das um 10 Uhr, als wir den äussersten Punkt der
Oase erreicht, dicht an dieselbe herantrat. Der Raum, der
Tissimi von Tafilet trennt und ebenfalls fruchtbares, jedoch
unbewässertes Land ist, beträgt bloss eine kleine Stunde. Da
wir uns am Westrande hingezogen hatten, Hessen wir die kleine
Oase Uled Sahra östlich liegen, wir konnten kaum die Palmen
dieser kleinen Insel wahrnehmen Um 11 Uhr erreichten wir
den Nordwestrand Tafilet’s und hatten zugleich den Wasserfaden
des l’Ued Chriss vor uns, der bei dem Ksor el-Mharsa
in die Oase tritt und von hier an seinen bisherigen Südostlauf
in einen rein südlichen ändert. Der Chriss vereinigt
sich dann dicht vor dem Daya Daura mit dem l’Ued Siss.
Bei el-Mharsa bogen wir dann südöstlich in die Oase ein,
passirten mehrere Ksors, überschritten das trockene Bett des
l’Ued Siss, dann die öde Stätte der Stadt Amra und hörten
dann das Getöse des Marktes von Abuam. Um 12V2 Uhr
waren wir vor dem Thore Abuam’s.
Auf dieser ersten Station meiner Reise angekommen,
werde ich fortfahren, meine Erlebnisse und Beobachtungen
aufzuzeichnen, Gott dankend, dass ich so wunderbar durch
die gefährlichen Atlas-Gegenden gekommen bin, ohne dass
mir ein Plaar gekrümmt ist. In der That sind hier die Eingebornen
alle in bewunderndem Entsetzen über meine Kühnheit,
indem sie selbst von hier aus nur in Karawanen von
1000 oder 2000 Personen über den Atlas ziehen.
Seit acht Tagen bin ich in Tafilet, dieser grossen
Wüsten-Oase, die in jeder Beziehung die wichtigste der
Sahara ist. Eine meiner ersten Pflichten, um mich in
den Augen der Eingebornen als frommen Muselmann zu zeigen,
war, die Grabstätte Muley-Aly-Scherifs zu besuchen Dieser
Mann, Gründer der herrschenden Dynastie in Marokko und
einer Branche der Schürfa, der Alauin, wird hier als der
grösste Heilige verehrt. Sein Grab liegt eine kleine Stunde
südöstlich von Abuam in der Provinz l’Ued Ifli. Ein ziemlich