gelassen, unseren Weg fortsetzten, und um 3 Uhr stiegen
wir auf. Wir hielten unsere alte Richtung e in , die Oase
rechts lassend, deren südlichen Saum wir um 5 Uhr erreichten.
Durch einen ganz kurzen, palmenlosen Zwischenraum
ist sie von der folgenden Oase Tarnest getrennt, in deren
nördlichstem Ksor, Bu-Amer wir übernachteten. Wir wurden
hier jedoch recht ungastlich aufgenommen, freilich kamen wir
etwas spät an; die Bewohner dieses Ortes waren Schellah,
gleich denen von Tamentit.
Am 1. September ritten wir dann von Bu-Amer bis
Hamer, wo wir die Sonnenhitze vorübergehen Hessen, und an
demselben Abend nach Arghil, wo wir übernachteten. Auffallend
war in diesem Dorfe die Nachfrage nach Opium; obgleich
ich schon längst wusste, dass die Tuater Opium bauen
und essen, so war mir eine solche zudringliche Nachfrage
nach diesem berauschenden Mittel doch noch' nicht vorgekommen.
Ein alter Mann bat mich um Gottes willen, ihm
doch ein kleines Stück zu geben, indem er schon seit drei
Tagen Nichts gegessen und ohne Opium (die Araber sagen
Afiun) ihm Essen, Trinken, Arbeiten, kurz Alles unmöglich
sei. Ich konnte indess seinen Wunsch nicht erfüllen, denn
die geringe Quantität Opium, die ich bei mir führe, dient zu
anderen Zwecken. Tarnest hinter uns lassend, so wie Saglu,
das wir nur im Vorbeigehen sahen, erreichten wir die Sauia
Kinnta und stiegen beim Chef derselben, Muley-Ismael, ab.
Hier war indess an sofortiges Weitergehen nicht zu denken.
Abgesehen davon, dass Muley-Ismael meine ärztliche Hülfe
beanspruchte, behagte der Aufenthalt unserem Emkaden der
Art, dass ich nachgeben musste. In der That war denn auch
der Aufenthalt bei diesem vielgereisten Mann keineswegs unangenehm;
ein gutes Wohngemach, ausgezeichnete Teppiche
von Konstantinopel und Arbat, gute Küche hätten Einen
glauben machen können, dass man sich eher bei einem reichen
Fesser Kaufmann als bei dem Chef einer Wüsten-Oase befände.
Er gestand mir indess, dass er selbst nie von diesen
Luxusartikeln Gebrauch mache, ja, er war auch nicht zu bewegen,
sich nur auf die reichen Teppiche zu setzen, die er
mir ausgebreitet; er hatte diese Gegenstände vielmehr auf
seinen Reisen nach dem Orient und Sudan, die er alljährlich
unternimmt, gesehen und sie nicht für seinen eigenen Gebrauch
mitgebracht, sondern nur um damit zu prunken. Eine
eigenthümliche Form hatte der Dom, in dem die Heiligen
des Städtchens begraben werden, man hätte ihn eher für
eine Indische Pagode als für eine mohammedanische Kubba
gehalten, und als ich gestern auf das hohe thurmartige Dach
stieg, auf welches, abweichend von anderen Grabstätten, eine
Treppe führt, konnte ich nicht genug den eigenthümlichen
Bau dieses Domes bewundern, vergebens nachforschend, wo
der Baumeister den Plan zu diesem Pliantasiestücke, das
seines Gleichen nicht hat, hergenommen hätte. Muley-Ismael,
dem ich Moxen gesetzt, Spanische Fliegenpflaster gelegt und
geschröpft habe, ist ganz entzückt von dieser heroischen Behandlung
und schwört darauf, ich müsse wohl der Leibarzt
des Sultans der Gläubigen sein, denn solche Mittel, eine einfache
Salbe, die ihm das Wasser aus dem Körper ziehe
(Spanisch Fliegenpflaster), könne kein gewöhnlicher Arzt
haben. Nach dieser zweitägigen Behandlung, die jeden Europäer
krank machen würde , fühlte er sich denn auch vollkommen
hergestellt (von seiner eingebildeten Krankheit) und
hat mir zugestanden, dass ich morgen abreisen könne. Hier
bei Muley-Ismael bemerkte ich auch zum ersten Mal Deutsche
Produkte an der Seite der Französischen, die von
Norden, und der Englischen, die von Westen in die Wüste
eingeführt werden. Es waren dies Stearin - Kerzen und
Zündhölzchen von Wien; er hatte Beides von Tripoli mit-
g ebracht.
Jetzt bin ich auf meinem südlichsten Punkt in Tuat, in
Mharsa, angekommen, obgleich Tuat selbst sich noch weiter
nach Süden hin erstreckt; von hier aus indess werde ich nach
Tidikelt umbiegen, da Ssali der gewöhnliche Verbindnngs