Am 1 1 . November brachen wir um 9 '/t Uhr in reiner
Ostrichtung auf. Wir sind wie immer in einer Hammada,
haben nach Süden zu trostlose Wüste, im Norden den Rothen
Areg, der wieder einen Bogen beschreibt, Mittags jedoch
dicht an uns herantritt. An diesem Sandkap befindet sich
ein kleines Talha-Wäldchen und wir halten eine Stunde an,
um die Kameele weiden zu lassen. Das Talha - Wäldchen
führt den Namen Keberten. Um 1 Uhr setzten wir unseren
Weg fort. Von Keberten aus läuft der Areg in gerader
Richtung nach Norden zu auf eine Länge von etwa 15 Kilometer
, in einem grossen Bogen tritt er jedoch um 5 y2 Uhr
abermals dicht an unsere Route heran und dort kampiren
wir, ohne Futter für unsere Kameele zu finden. Auch konnten
wir kaum genug Brennholz auftreiben, um unser Abend-
brod zuzubereiten, welches für mich wie immer in Mhamssa
oder einer Art dicker Graupensuppe und einer Tasse schwarzen
Kaffee’s bestand.
Da keine Weide für die Kameele vorhanden war,
brachen wir am folgenden Morgen früher wie gewöhnlich,
um 7 '/4 Uhr, auf. Wir verfolgten die Richtung von 110°.
Gegen Süden hatten wir wie immer endlose Hammada. Im
Norden verlässt uns der Areg, kommt zwar um 9 Uhr abermals
an uns heran, biegt aber dann in einem Bogen so nach
Norden zurück, dass wir selbst die höchsten Sandberge aus
den Augen verlieren. Um 12 Uhr sehen wir Dünen von
Abiod vor uns und treiben unsere Kameele tüchtig an, um
letzteres noch denselben Tag zu erreichen, denn den meisten
Leuten ging das Wasser aus und die Kameele hatten auch
seit dem Missiggen nicht getrunken. Bald darauf erreichen
wir weissliche E rd e , thonartig (daher auch wohl der Name
Abiod), ein sicheres Zeichen in der Wüste, dass Wasser nahe
ist, und um 6 Uhr Abends lagern wir mitten im Areg.
Es war zu spät geworden, um noch nach Wasser zu graben,
und die Stelle, wo wir es finden konnten, auch noch zu weit
von uns entfernt. Unser Wasser wurde also gemeinschaftlich
vertheilt, damit auch d ie , welche keines mehr hatten,
ihren Durst löschen und ihr Essen zubereiten konnten, denn
in solchen Fällen pflegt das Wasser einer Karawane als
Gemeingut betrachtet zu werden.
Am 13. November brachten die Leute den ganzen Tag
damit zu, nach Wasser zu graben , die Kameele zu tränken
und die Schläuche zu füllen. Das Wasser haltende Terrain
liegt 3 Kilometer nordwärts von unserem Lagerplatze, wo wir
jedoch viel Brennholz und Futter für die Kameele hatten.
Da die Leute lange ausblieben, machte ich mich auf, sie zu
suchen, erstieg den nächsten Sandberg, der eine relative Höhe
von 100 bis 150 Fuss haben kann, und sah von dort aus in
einer Entfernung von einer halben Stunde einige Palmen in
nördlicher Richtung von mir. Da ich mir dachte, das Wasser
müsse sich da befinden, wo die Palmen sind, ging ich frisch
darauf los und hatte schnell die wilden Palmen erreicht. Ich
fand hier wohl die Spuren unserer L e u te , die nach Wasser
gegraben und es auch gefunden zu haben schienen, wie die
ganz feuchte Erde bewies, jedoch musste das Wasser wohl
schlecht gewesen und sie daher nach einem anderen Orte
gegangen sein. Ich stand von weiteren Versuchen , sie zu
finden , a b , kehrte nach dem Lager zurück und hatte wohl
daran gethan, denn die Leute waren schon eine geraume
Weile mit den getränkten Kameelen und gefüllten Schläuchen
angekommen. Sie brachten ausserdem eine Menge wilder
Datteln mit, die jedoch klein und fast alle ohne Kern waren,
da sie nicht befruchtet worden waren.
Es enstand nun ein grösser Streit zwischen dem Kara-
wanen-Chef und den Leuten, die von ihm und seinen Tuareg-
Gefährten gemiethet hatten. Ersterer wollte von hier nach
Temassanin, um seine Vorfahren, welche dort in der Kapelle
begraben liegen, zu besuchen, letztere aber sagten, dass sie
direkt nach Rhadames gemiethet hätten und keine Lust verspürten,
den Umweg über die Sauia zu machen. Dann kamen
sie zu mir mit der Bitte, mich mit meinen Leuten von der