entspringend von West nach Ost dem Atlantischen Ocean zuströmt
und in einen Sumpfsee südlich von Muley-bu-Slemm
cinmündet. Ein Mann, der mit einem grossen Fisch uns entgegen
gekommen war, wurde von Muley-Hamed in Kontribution
genommen, und als er erfuhr, wem er den Fisch zu geben
hätte, unterzog er sich dem Befehl mit frommem Diensteifer;
wir brieten ihn dann am Ladstock in einem nahe gelegenen
Orangengarten, und die Bewohner eines benachbarten Dorfes
lieferten uns ein Brod dazu. Noch zwei Stunden hatten wir
von hier bis zur Karia-ben-Auda, vorher jedoch passirten
wir noch Busra, eine ehemalige befestigte Stadt, von der
Nichts weiter übrig ist als eine über 100 Meter lange, 3
Meter breite und hohe Mauer aus Stein und Kalk, die aussen
von Thürmen flankirt ist und in nordöstlicher Richtung verläuft.
Dicht dabei liegt ein Tschar desselben Namens. Dann
stiessen wir auf Ain-Djrifi, eine Quelle von einem alten Gewölbe
überdeckt, das jedoch stellenweise schon eingefallen
war. Noch ein kleiner Ritt und wir hatten die beiden
Gebäude der Karia-ben-Auda vor uns, von den zahlreichen
Duar umgeben, welche die Nähe des Kaid anzieht. Da Sidi-
el-Hadj-Absalom noch nicht angekommen war und der Kaid
ben-Auda sich gerade anschickte aufzusteigen, um ihm.entgegenzueilen,
so schlossen wir uns an und stiessen nach einer
Viertelstunde auf den Sherif und sein zahlreiches Gefolge.
Nach den üblichen Begrüssungen kehrten wir um und begaben
uns in das Haus des Kaid, wo dem Scherif ein festlicher
Empfang bereitet war. Räucherung mit Weihrauch und wohlriechendem
Holz, Besprengen mit Rosenwasser, Theetrinken,
Vertilgen von ungeheueren Schüsseln bildeten den Haupttheil
dieser Festlichkeit, bei der es die Etiquette nicht erlaubte,
dass gesprochen wurde. Die einzigen gewechselten Worte
waren wohl zwischen mir und dem Scherif, der mir einen in
meiner Abwesenheit vom Englischen Gesandten in Tanger für
mich eingelaufenen Brief überreichte. Endlich war diese
steife Ceremonie vorüber und wir konnten in unser Lager,
das mittlerweile aufgeschlagen worden war, zurückkehren.
Abends fand vor dem Zelte des Scherif grosses Wettrennen
der Kavaliere vom Hause des Kaid statt. Unser Lager ist
augenblicklich noch klein, es besteht aus 15 Zelten, wird aber
bald anschwellen durch die Besucher und Freunde, die ein-
treffen werden, um den Scherif zu sehen und den Ausflug
mitzumachen.
Heute liess mich Sidi rufen, um mit ihm zu frühstücken,
und behielt mich dann den ganzen Tag bei sich. Eine Schüssel
folgte der anderen und in mein Zelt zurückgekehrt, fand ich
ausserdem noch mein Diner, mehrere mit Mandeln in Butter
gebackene Hühner. Man wundert sich vielleicht, dass ich
immer von Essen spreche, das ist indess hier die Hauptsache
und für die Mauren die einzige Unterhaltung, für sie dreht
sich Alles darum. Heute Morgen hatten wir einen furchtbaren
Regen, der den ganzen Boden in einen Sumpf verwandelte.
Wir waren genöthigt, unser Zelt umzuschlagen, um es
auf eine kleine Anhöhe zu verlegen. In diesem Augenblick,
6 Uhr Abends, klärt sich das Wetter auf und man organisirt
zur Stunde wieder ein grosses Wettrennen vor unserem Lager.
Die Oeifnung meines Zeltes nach Süden zu erlaubt mir,
geradezu auf die Vier-Hügelkette Ssülfett zu blicken, während
man sonst von hier aus rings herum nichts Merkwürdiges
, erblickt.
Gestern blieben wir auf der Karia, da uns der Kaid
durchaus nicht fortlassen wollte; zahlreiche Deputationen
kamen aus der Umgegend, um dem Scherif Gaben darzubringen
und ihn zu begrüssen. Unter Anderen kam ein Mann
und verlangte, dass Sidi-el-Hadj-Absalom seinen Kopf berühre,
um ihn von einer Krankheit zu heilen, eine Frau verlangte
ein Gleiches, um fruchtbar zu werden, Andere baten um
guten Rath; der Scherif befriedigte Alle und alle Welt ging
zufrieden von ihm. Ob er wirklich von seiner Wunderkraft
überzeugt ist, weiss ich nicht, glaube es aber fast, denn er
ist ja der direkteste Abkömmling des Propheten und von
Rohlfs, Reise. 2