jetzt aber befohlen, unsere Wohnung nie ohne seine Pistolen
zu verlassen.
Heute Morgen ist endlich die grosse Karawane der
Karsaser Marabutin von Algerien eingetroffen und ich habe
nun Hoffnung, baldigst nach Tuat aufbrechen zu können. Die
Marabutin von Karsas sind nämlich die Hauptvermittler des
Handels zwischen Tuat und den Franzosen, drei bis vier
grosse Karawanen gehen alljährlich von hier nach Tlemgen
und umgekehrt nach Tuat. Dabei sind sie sämmtlich unbewaffnet,
da sie von allen zu durchziehenden Stämmen als
heilige Personen respektirt werden; ich habe überdies bemerkt,
dass sie äusserst friedliebender Natur sind; während
alle umwohnenden Völker jederzeit bis an die Zähne bewaffnet
gehen, haben sie eine wahre Scheu, nur eine Flinte zu berühren.
Sie pflegen sich äusserst frühzeitig zu verheirathen,
früher, als ich es je sonst bei den Mohammedanern zu beobachten
Gelegenheit hatte. So zeigte man mir gestern ein
junges Frauenzimmer, das verheirathet sein soll, obschon es
nicht mehr als 8 Jahre zählen kann. Ein junger Marabut
von 14 Jahren, Namens Sidi el-Kebir, der mich täglich besucht,
ist seit einem Jahre im Ehestande. Am ganzen l’Ued
Ssaura jedoch und auch bei den Marabutin von Karsas ist
es verschrieen, mehr als Eine Frau zu nehmen, und selbst
der Schich der Sauia hat nur Eine Frau. Die Schichwürde
geht merkwürdiger Weise nicht wie in den anderen Sauias
vom Vater auf den Sohn über, sondern der jedesmalige älteste
Marabut des ganzen Stammes ist Nachfolger. Dies hat
jedoch die üble Folge, dass niemals ein kräftiges Haus an
der Spitze der Sauia steht, daher die Räubereien und Plünderungen
der Rlnema, die den ganzen l’Ued Ssaura für
fremde Reisende fast unzugänglich nachen.
Durch die Ankunft der Karawane sind alle Gasthäuser so
überfüllt, dass man auch in mein Haus einen Marabut mit seinem
ganzen Gefolge aus Tuat einquartirt hat. Der Schich hatte Anfangs
die Absicht, mich mit ihm zu schicken, da er mir aber
kein sicheres Unterpfand für meine Person zu sein schien,
protestirte ich dagegen, und wie ich heute er*ahre; h
wohl daran gethan, denn er hätte mich wohl ^ a r^m c h t
selbst ausgeplündert, mich aber sicher den Rlnemci u j r ic
und verkauft. Gestern Nachmittag bei seiner Abreise bc
£ * £ die Gastfreundschaft, die ich ihm M • » -
Aufenthaltes erwies, damit, dass er nur metueniBd » _m»t
„ahm als sowohl ich als mein Diener zufalhg abwesen
waren. Der Schich sagte mir nun, dass er mich te u te Abend
von hier nach Brinken mit einem sicheren Mann .enü
lo llte der mich ungehindert durch die . f l t a - a g in g e n
würde- ob dies aber der Fall ist, weiss ich nicht, indem in
den letzten Tagen sein Betragen gegen mich meh,' als zwe -
deutig wurde. Er liess mir unter Anderem durch den r
ganten Doktor sagen, dass ihm ^
kommenes Geschenk sein würde, und vielleicht .chic
mich nur fort, um mich ausplündern und todten zu lasse ,
was er hier in der Sauia nicht kann Zudem ist seit mehreren
Tagen die Nahrung so gering geworden, dass ich wiedei
selbst für meine Kost habe sorgen müssen.
Ueber die Umgegend habe ich hier nur wenig Erkundigungen
einziehen können. Dass der l’Ued Ssaura südlich
von Tuat in einem Sebcha endigen soll, bedarf der BesAa
tigung indem es mir viel wahrscheinlicher ist, dass dersel e
die Oase Tuat ernährt und sich dann verliert; in Tuat werde
ich es hoffentlich erfahren können, wenn ich wohlbehalten
Fast jeden Abend kann man hier in der Wüste ein
ausgezeichnetes Zodiakallicht beobachten. Ausserdem konnte
ich"iede Nacht, indem seit Monaten das HimmeBgewolbe
meine Decke bildet, die Eigenthümlichkeit bemerken, dass
fast alle Sternschnuppen, die man hier sehr häufig sieht, von
Nordost nach Südwest gehen und meist einen langen glanzenden
Schweif hinter sich lassen, der auf einige Sekunden
den ganzen Himmel erleuchtet. Was die Fata Morgana an