liegt das wohl blos an der Faulheit der Bewohner, denn Klima
und Boden sind vollkommen geeignet, dieselben hervorzubringen.
Die Ghetuf- und Rrdom - Stauden geben indess ein
gleich treffliches Futter für Kaineele sowohl als andere wiederkauende
Thiere. Der l’Ued Gehr hat wie alle vom Atlas
kommenden Flüsse, mit Ausnahme des l’Ued Draa, nur nach
den Winterregengüssen Wasser, jedoch fliesst dasselbe unterirdisch
das ganze Jahr, deshalb fehlen die Hassi und Agadir
nicht, und der Lauf des Wassers selbst ist genau durch den
feuchten Sand bezeichnet. Zahlreiche Entenschaaren, die Ente
jedoch von kleiner Art, Tauben, Sperlinge, Lerchen, der Bu-
Schamm, da wo Ksors sind, also' am oberen Flusse, und noch
einige andere Vogelarten beleben das Flussthal. Die anderen
Thiergattungen sind dieselben wie in der übrigen Wüste:
Gazellen, Antilopen; Springratten in unendlicher Zahl, Schakale
und Hyänen fehlen nicht, auch sind kleine Schlangen
häufig. Eine Eidechsen-Art von grösser Schönheit und Länge
— sie hatte 4 Decimeter vom Maule bis zur Schwanzspitze —,
von den Eingebornen Dupp genannt, wurde mir am zweiten
Tage zum Geschenk gemacht. Da ich auf meiner früheren
Reise das ausgezeichnete Fleisch dieses hübschen Thierchens
genossen hatte, so liess ich es mir auch dies Mal wohl
schmecken. In diesem Duar war ich gezwungen, bis zum
17. Juli zu bleiben. Mein Miethsmann, sich hier unter seinen
Leuten wissend, trieb seine Unverschämtheit so weit, dass
er mir ins Gesicht behauptete, er hätte nur übernommen,
mich bis zum l’Ued Gehr zu bringen, und dass er dies vor
der versammelten Jemma seines Duar beschwören wolle. Da
ich nun wusste, dass ein Eid bei den Muselmanen weniger
gilt, als selbst ein bei uns oberflächlich gegebenes Wort,
überdies die Uled Boanan bei ihren übrigen Glaubensgenossen
wegen Treulosigkeit, Wortbruchs, Dieberei u. s. w. berüchtigt
waren, so stand ich davon ab , weitere Versuche zu
machen. Ich bemühte mich nur, bis Igli für mein Gepäck
wenigstens ein anderes Kameel aufzutreiben, was jedoch sehr
schwierig war, indem sämmtliche männliche Karneole in Karawanen
waren und mir Keiner ein weibliches Kameel vcnnic-
then wollte, weil die Zeit der Säuge war. Zudem hatte der
treulose Boanani das Gerücht verbreitet, ich sei ein verkappter
Christ, und ich konnte die Leute des Duar nur dadurch im
Zaume halten, dass ich mich den ganzen Tag damit beschäftigte,
ihnen Medikamente auszutheilen und Amulette zu schreiben.
Die Waaren des Marabut von Karsas lagen ebenfalls
verlassen da; wie ich jetzt erfuhr, sollten dieselben bis zum
l’Ued Gehr geliefert und von dort abgeholt werden. Endlich
traf ein Intendant desselben ein und der verstand sich dazu,
mein Gepäck, das nicht über 50 Pfund betrug, auf seine
Kameele zu laden. Natürlich musste ich ihm dies bezahlen,
als ob ich zwei Kameele für mich allein gemiethet hätte.
Am 17. endlich um 6 Uhr Morgens brachen wir auf,
in gerader südlicher Richtung mit dem Flusse marschirend.
Der Himmel war bewölkt, doch zwang uns die Hitze schon
um 10 Uhr, Kühlung unter einem Telali-Baum zu suchen.
Hier fand ich nun, dass mir die Boanani alle Datteln, mein
Mehl und meinen Zucker gestohlen h a tten , so wie mehrere
andere Kleinigkeiten; ich musste also die Gastfreundschaft
der Leute von Karsas anrufen.
Die Ufer des Thaies Gehr blieben uns fast immer fern
und waren von unbedeutender Höhe, nichts Bemerkenswerthes
stiess uns auf; wir hatten einen zerstörten Ksor passirt,
waren an mehreren Hassi vorbeigekommen, die natürlich
im Laufe des Flusses, der unterirdisch das ganze Jahr hindurch
Wasser hat, nirgends fehlen. Um 4 Uh? Abends
brachen wir wieder auf, mit dem Flusse in derselben Richtung
weiter gehend, die im Ganzen eine direkt südliche ist.
Um 8 Uhr Abends kamen wir in Berda an, einem Ort, wo
ein grösser Duar der Uled Sliman sich befand. Die Uled
Sliman bewohnen von hier abwärts den Fluss bis zu seiner
Einmündung in den l’Ued Ssaura und sind ebenfalls eine
Fraktion der Uled Duemeni. Hier wurden wir gastfreundlich
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