Berge steigen in diesem Thale vor uns auf, aus schlackenartigem
Gestein bestehend; die Steine selbst schliessen Korallen
und kleine Muscheln ein.
Sobald wir in das Thal gekommen waren, machten wir
uns daran, die Fogara aufzugraben; so nennen die Bewohner
hier die unterirdisch fliessenden Quellen. In 2 '/2 Fuss Tiefe
fanden wir schönes reines Wasser, mir jedoch etwas widerlich,
da man dicht dabei einen Menschen eingegraben hatte.
Diese Fogara (Fogara el-ut oder utled) ist von unschätzbarem
Werthe für die Bewohner Tsabit’s und die des l’Ued Ssaura,
da sie gerade auf halbem Wege sich befindet und das Wasser
so reichlich ist, dass, wenn man sich die Mühe giebt, den
Sand aufzuscharren, man mehrere hundert Kameele in einer
Stunde tränken kann. Da unsere Kameele indess erst am
l’Ued Ssaura getränkt worden waren, so hatten wir nur für
uns und die beiden Pferde zu sorgen. Fogara, wie der Ort
jetzt schlechtweg nach seiner Quelle genannt wird, hatte
früher eine Burg, deren Ruinen noch heut zu Tage auf einem
Felsen dicht bei der Quelle zu sehen sind. Hier hausten
Wegelagerer, die von den Karawanen einen starken Tribut
erhoben. Jetzt ist der Ort unbewohnt. Der Felsen auf dem
die Ruinen sind, aus schönem weichen Tuffstein bestehend,
ist merkwürdig wegen der Menge künstlicher Höhlen, die
sich in demselben befinden. In einer derselben fand ich eine
Targische (in der Sprache der Tuareg geschriebene) Inschrift,
die ich kopirte. Da der Ort als sehr unsicher verschrieen
ist, so wollten die beiden Brinkener, der Kadi und sein Begleiter,
sich hier nicht länger aufhalten, als eben nöthig war,
um ihre Pferde zu tränken, und ungeachtet unserer Vorstellungen
machten sie sich um 11 Uhr in der Hitze mit einem
Wasserschlauch auf den Weg. Wir selbst brachen erst um
3 Uhr auf, in derselben südöstlichen Richtung fortreitend.
Wir hatten kaum eine Stunde zurückgelegt, als wir von
Weitem die beiden Reiter auf uns zukommen sahen, von
Norden h e r, sie sowohl als die Pferde gänzlich erschöpft.
Sie hatten die Richtung verfehlt und waren dann aufs Unge-
gewisse fortgeritten, wahrscheinlich immer im Kreise, da beide,
unerfahren im Reisen, von einer Urrichtung so viel wie gar
nichts verstanden. Sie waren froh, jetzt wieder zu uns zu
stossen; und wir selbst machten ihnen auch weiter keine
Vorwürfe, uns so voreilig verlassen zu haben. Waren sie
doch hart genug bestraft, mehr als 2 Stunden in der brennenden
Sonnenhitze umhergeirrt zu sein. Bald erreichten
wir nun eine andere Hammada, die jedoch nicht mehr als
etwa 7 Meter über das Thal der Fogara sich erhebt. Bis
8 Uhr Abends ritten wir dann fort und rasteten bis 2 Uhr
Morgens. Die Einförmigkeit des Weges wurde erst unterbrochen
, als wir um 5 Uhr Morgens auf eine b re ite , von
Osten nach Westen laufende Areg-Kette stiessen. Wir
brauchten eine Stunde, um unsere Kameele über die oft mehr
als 150 Meter hohen Sanddünen hinüber zu treiben, zwei
Mal warf sogar mein Kameel das ganze Gepäck ab, und wenn
Barometer und Thermometer dabei unverletzt blieben, so
habe ich es nur dem Umstand zu danken, dass ich sie alle
in meine Kleidungsstücke eingepackt hatte. Um 7 Uhr
Morgens hatten wir dann ein breites, von Nordwesten nach
Südosten verlaufendes Thal vor uns und erblickten die Palmen
Tsabit’s am südlichen und südöstlichen Horizont. Die
Kameele, von neuem Muthe beseelt, sobald sie das Grüne der
Bäume erblickten und das Wasser witterten, nahmen freiwillig
einen schnelleren Schritt an und um 9 Uhr Morgens erreichten
wir Tsabit, die nordwestlichste Oase Tuats, und stiegen vor
dem ersten Ksor dieser Provinz, Namens Oerian-Rass, ab.
Hier führe ich beiläufig nur an, dass Tsabit der nordwestlichste
Punkt Tuats ist, dass aber Tuat ähnlich wie Tafilet
eine Bezeichnung ist, die sehr viel und wiederum sehr wenig
umfasst, indem die Ausländer alles Land vom Norden Gurara's
bis nach Tidikelt hin Tuat nennen, während die Eingebornen
mit diesem Namen doch nur das Land südlich von Buda und
Titnmi bezeichnen.
Rolilfs, Heise. 7