aus, am Meeresstrande findet man indess die zierlichsten
Muscheln, ich sah selbst einen Korallenwuchs von äusserst
schöner Form. Das Wetter war indess fortwährend der Art,
dass man sich kaum aus den Zelten herauswagen konnte,
Regen und Sturm wechselten mit einander ab, was aber das
Volk der Umgegend nicht abhielt, eifrig das Lager zu besuchen,
um den Segen des Scherif zu empfangen; namentlich
waren auch seine beiden kleinen Söhne, Sidi-el-Arbi, 12 Jahre
alt, und Sidi-Mohammed, 8 Jahre a lt, Gegenstände der Bewunderung
und Anbetung. Wenn man in Französischen
Geschichts- und Geographiebüchern liest, dass der älteste
Sohn des Scherif, Sidi-el-Arbi, ein skrophulöses, unfähiges
Geschöpf sei, so ist das eben so grundfalsch, als was man
über die Person des Scherif selbst berichtet. Dieser junge
Knabe, der sehr aufgeweckt ist, von gebräunter Farbe, hat
die ganze Exkursion zu Pferde mitgemacht, wie sein jüngerer
Bruder, was gewiss eine gute Konstitution beweist. Was
seinen Charakter anbetrifft, so ist derselbe ernst, würdevoll
und zurückhaltend und ich wundere mich nur, wie der Knabe
bei seiner Erziehung oder eigentlich Nichterziehung so liebenswürdig
sein kann, denn wenn man bedenkt, dass man ihm
allen Willen lässt und jeden seiner Wünsche erfüllt — wird
er doch wie sein Vater fast als ein Gott verehrt —, so ist
es gewiss zu verwundern, wenn ich sage, dass derselbe bis
jetzt gar keine bösen Eigenschaften zeigt.
Vorgestern früh brachen wir auf, uns in südlicher Richtung
längs des Meeres haltend; ein ungeheueres Gefolge
begleitete uns trotz des Regens, der in Strömen auf uns
herabfloss. Nach einem zweistündigen scharfen Ritt verliessen
wir das Meer und bogen südöstlich ins Land ein, kamen eine
kurze Strecke durch ein Korkeichenholz und erreichten den
grossen Sumpf von Aiu-Felfel, der fast ganz von Wasser
bedeckt war. Hier wurde eine Jagd von den verschiedenen
Kaid angestellt, welche behaupteten, der Sumpf sei voll von
Wildschweinen und Schakals. Sidi wie auch ich und unser
eigenes Gefolge blieben am Waldrande, überzeugt, dass die
Jäger ausser Wasserhühnern und Enten nichts im Sumpfe
antreffen würden. So war es denn auch in der That, nach
dreistündigem Jagen war blos ein Schwein aufgetrieben und
dies entwischte den Jägern noch dazu in den Wald. Durchnässt
eilten wir Ain-Felfel zu, wo wir unsere Zelte aufgeschlagen
fanden. Wir blieben nur die Nacht, brachen am
folgenden Morgen früh auf, indem wir die Jagd in dem dichten
Korkeichenwald in südöstlicher Richtung fortsetzten und unsere
Bagage nach Ras-el-Daura voraussandten, wo wir die Gastfreundschaft
des Kaid uld-Dauia annehmen wollten. Wir
waren heute glücklicher, sieben grosso Schweine wurden
getödtet und den Windhunden zur Nahrung überlassen, ausser-
dem erbeuteten wir einen ganzen Trupp junger Schweinchen,
von denen ich drei mitnahm. Füchse und Schakale wurden
wohl aufgetrieben, aber nicht erlegt, ebenso gab man nicht
Acht auf die zahlreichen Hasen, Kaninchen, Rebhühner und
sonstiges kleines Wild.
Um 4 Uhr Nachmittags kamen wir beim uld-Dauia an.
Auch hier blieben wir nur eine Nacht und unter fortwährendem
Regen brachen wir am folgenden Moi’gen um 6 Uhr auf.
Unsere Richtung war OSO. Wir hatten zweimal den TUed
Mda zu passiren, der sich unweit von hier südlich in einen
Sumpf verliert, und da der Fluss durch den anhaltenden
Regen sehr angeschwollen war, musste ich jedes Mal abladen
lassen, um Bücher, Instrumente und Medikamente vor dem
Wasser zu bewahren. Um 1 Uhr kamen wir nach einem
scharfen Ritt bei der Karia el-Abessi an und eben jetzt findet
grosses Wettrennen vor dem Zelte des Scherif statt. 'Eigen-
thümlich sind hier die zahlreichen runden kleinen Hügel, die,
jedenfalls von Menschenhänden aufgeworfen, ganz das Aussehen
wie unsere Hünengräber in der Lüneburger Haide
haben. Das Wetter hat sich endlich aufgeheitert und verspricht
gut zu werden.
Gestern Morgen brachen wir schon um 5 Uhr nach