Mensch. E r hatte indess nicht überlegt, als er mich als
einen Christen verdächtigte, welch’ äusserst gefährliches Spiel
er mit meinem Leben trieb und dass er in Tidikelt ganz unmächtig
gewesen wäre, mich zu beschützen; weder er noch
sein Bruder, der Hadj Hamed, hätten dies vermocht, denn in
Tidikelt sind es nicht die Tuareg, welche herrschen, sondern
die Uled Bu-Humo und Uled Senan. Letztere haben zwar
auch ihren eigenen Chef, stehen jedoch in einer gewissen
Abhängigkeit vom Hadj Abd - el - Kader uld Bu - Guda. Ich
schloss den Miethkontrakt mit Si Ottmann vor dem Hadj
Abd-el-Kader ab. Im Anfänge versuchte Ersterer, mich noch
gehörig zu prellen. Er behauptete, die Schüi^a Uled Muley
Thaib pflegten immer das Doppelte zu bezahlen, ich erwidert^
ihm jedoch einfach, dass ich kein Scherif Uled Muley Thäib
sei und auch selbst in diesem Falle nicht mehr geben würde
als den gewöhnlichen Miethpreis. Ich hatte mich vorher genau
nach den verschiedenen Preisen erkundigt, um mich zu vergewissern,
dass man mich bei der Miethe der Kameele nicht
allzu sehr prellen könnte. So erfuhr ich, dass die Miethe,
um Gold zu befördern, am theuersten sei, dann kommen
Federn, endlich die gewöhnlichen Waaren, und dass man,
falls man ohne Gepäck aufsteige, den niedrigsten Preis zahle,
da dann dem Kameeleigenthümer noch die Möglichkeit geboten
ist, Waaren mit aufladen zu können. Wir wurden
Handels einig, obgleich ich nicht verhindern konnte, dass ich
mehr zahlte, als ich nach der Taxe schuldig war; aber die
Mohammedaner prellen sich ja selbst unter einander, sobald
sie es nur können; was soll man also erwarten, wenn sie
einen Fremden vor sich haben? Dann wurde der Segen für
eine glückliche Reise erfleht und der Hadj Abd - el - Kader
sprach die Worte zu Si Ottmann: „Triffst Du unterwegs mit
Uled Bu-Humo zusammen und dieselben greifen euch an, so
sage ihnen: Mustafa hat unter dem Dache eures Chefs gewohnt
; stösst Du auf Schaamba oder Tuareg, so erkläre ihnen:
Mustafa war seit fast zwei Monaten der Gast des Hadj Abd'
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el-Kader uld Bu-Guda, der ihn liebt wie seinen Sohn, und
wer ihn antastet, tastet seine Familie an.“ Si Ottmann verneigte
sich, meinte, es wäre wohl keine Gefahr vorhanden,
falls wir jedoch ein Zusammentreffen hätten, wüsste e r , was
der Name des Schich der Uled Bu-Humo g e lte , und würde
davon für mich Gebrauch machen, er selbst für seine Person
hätte keine Protektion nöthig, „denn als Marabut reise
ich nur mit dem Rosenkranz f nicht mit dem Schwert, und
wo nur Gläubige s in d , komme ich durch“. Dann ging
er fort.
Ich muss hier bemerken, dass der Hadj Abd-el-Kader
sich hier wie auch in der ganzen Zeit meines Aufenthaltes
höchst uneigennützig und als gerader Mann zeigte. Wenn
man bedenkt, dass er von allen Fremden, die ankommen, ein
bedeutendes Geschenk erhält, damit er sie beschützt und
gegen die räuberischen Uled Bu-Humo sichert, wenn man bedenkt,
dass ich ihm ausser einigen Kleinigkeiten nichts anbieten
konnte, ihm sogar meinen Revolver, den er mehrere Male
von mir zum Geschenk verlangte, abschlagen musste — denn
dieser Waffe konnte ich mich meiner eigenen Sicherheit wegen
nicht entledigen —, so wird man es um so mehr anerkennen,
dass er mir als einem Fremdling so ganz ohne Vortheil seinen
Schutz angedeihen liess. Ich hatte ihm zwar einen Empfehlungsbrief
von seinem geistlichen Schich gebracht, jedenfalls
hatte er aber auch noch ein Geschenk erwartet. Ich vertröstete
ihn indess auf meine Rückkehr, von der er so fest
überzeugt i s t , dass er mir eine Doppel-Pistole ganz eigener
Art mitgab, um in Tripoli ein neues Schloss daran machen
zu lassen. Ja, er erlaubte mir überhaupt nur unter der Bedingung,
dass ich wieder zurückkäme, nach Tripoli zu gehen,
denn für ihn | sagte e r , sei es Pflicht, den im Briefe des
Hadj Absalom ausgesprochenen Befehl, mich sicher nach
Timbuktu zu senden, in Ausführung zu bringen. Indess hat
auch jetzt die Karawane Sidi el-Din von Akebli ihre Abreise
bis zum Frühjahr verschoben, um dann vereint mit der
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