vom Sudan beziehen und auch dahin versenden. Der Verkehr
mit le s , sonst der erste, hat durch die räuberischen und
plünderungssüchtigen Ait-Yussi und Beni-Mgill sehr gelitten,
ja vor einigen Monaten war der Verkehr ganz unterbrochen,
so dass alle Europäischen Produkte einen unglaublichen Preis
erhielten, der Zucker unter Anderem das halbe Kilogramm
3 Fr. *) Ich bemerke h ie r, dass alle Europäischen Produkte
nach Französischem Gewicht, das Pfund oder Retal = 500
Gramme, verkauft werden, die einheimischen indess nach dem
landesüblichen Retal, welches ungefähr wie auch in Marokko
1500 Gramme hat, also drei Mal so gross ist. Was die
Münze anbetrifft, so ist hier wie in Marokko das Französische
5 -Frank-Stück das vorherrschende und der spanische
Douro oder Douro-bu-medfa wird immer seltener.
Im Uebrigen sind die gesellschaftlichen Verhältnisse die
traurigsten, die einzelnen Ksors sind in beständiger Feindschaft
und immer auf dem Kriegsfuss. Vor Kurzem erst
sprach das Pulver sogar zwischen Abuam und Rissani, das
einen Steinwurf nordöstlich von Abuam liegt, und doch sollten
beide wenigstens des Handels wegen Frieden halten. Der
Sultan, dessen Regierung in Rissani sitzt, hat hier einen Kaid
und etwa 100 Maghaseni zu seiner Disposition. Seine Autorität
beschränkt sich aber blos auf eben diesen Ksor. Um
die Abuamer einzuschüchtern, hat dieser Tage der Kaid seine
alten Kanonen und Mörser, vom Sultan Muley Sliman hierher
transportirt, aus dem Magazine geholt. Dieselben sind
Englisches Fabrikat und noch brauchbar, jedoch Niemand
versteht sie zu bedienen. Er fragte mich, ob ich dieselben
nicht zu laden verstände, ich hütete mich aber, mich in die
Zwistigkeiten zu mischen, und verneinte es. An den Thoren
eines jeden Ksor ist eine beständige Wache unter Gewehr
und die zahlreichen zerstörten Dörfer sprechen laut genug
von dem kriegerischen Geiste der Eingebornen. Tafilet bringt
*) Heute noch verkauft man das Pfund zu 30 Sous.
nichts als Datteln hervor, indem das Wasser den übrigen
Früchten nothwendig im Sommer mangelt. Bei einer geregelten
Regierung würde der l’Ued Sis auch im Sommer bis
hierher kommen, so aber schneiden die oberen Oasen das
Wasser ab und nur im Frühjahr nach starken Winterregen
wird die ganze Oase unter Wasser gesetzt. Von wilden
Kräutern hat man nur zwei hier, Harmel und Takluf von
den Eingebornen genannt. Im Winter werden, falls der’Fluss
Übertritt, auch Weizen, Gerste und Klee gebaut. Von Thieren
hat man Pferde, Maulthiere, Esel und einige wenige Ziegen;
Hühner sind sehr selten. Ein reizender Vogel, der Canarien-
Familie angehörend, ist hier einheimisch wie in allen Oasen
südlich vom Grossen Atlas. Sein Gefieder ist braunroth,
Kopf, Schwanz- und Flügelspitzen blaugrau, sein Gesang der
des Kanarienvogels, i Die Eingebornen nennen ihn Bu-Schamm
(Vater des Fettes). Er bewohnt die Häuser und nährt sich
von Abfall der Speisen. Ausserdem findet man die kleine
wilde Taube, den Sperling und Raben und ausserhalb der
Oase in der Wüste alle Thiere, die ihr eigen sind, den Strauss,
die verschiedenen Antilopen- und Gazellen-Arten, von grösseren
wilden Thieren jedoch keine Spur.
Dieser Tage war ich nach Rhorfa, der südöstlichsten
Provinz Tafilet’s, gegangen, da ich in dem Haupt-Ksor dieser
Provinz, Namens Aserghin, ein Empfehlungsschreiben an den
Scheich abzugeben hatte. Von Abuam bis dort sind zwei
Stunden Weges. Eine Stunde lang verfolgt man den Lauf
des l’Ued Ifli, verlässt ihn dann, indem man sich etwas mehr
östlich hält, und fortwährend im Palmenwalde bleibend, hat
man dann bald Aserghin vor sich. Ich blieb nur eine Nacht
dort und brach am anderen Morgen nach Sfalet, einer anderen
Provinz Tafilet’s , auf, wo ich für die Sauia min el-Aichaf
einen Empfehlungsbrief hatte. Sfalet ist die südlichste Provinz
und wird im Süden vom Dayä el Daura begrenzt, der
nach Aussagen der Eingebornen etwa zwei Stunden Durchmesser
haben soll und in diesem Augenblick noch Wasser