Berg hat zwei Hauptgipfcl, von denen der westlichste der
höchste ist; diesen bestiegen wir, nicht ohne Mühe, da sein
letztes Drittel sehr steil und mit verwachsenem Gebüsch aus
Brombeeren, anderen Dornen und wilden Oliven bewachsen
ist. Um kein Aufsehen zu erregen, waren wir zu Fuss, mein
Bursche hatte in einer ledernen Tasche Kaffee, Zucker, einen
kleinen Wasserschlauch, Thermometer, Fernglas und Boussole,
ich selbst trug das Barometer. Wasser kochte bei 76° R.
oder 95° C. Auf dem Gipfel des Berges hat man ein Panorama
ohne Gleichen, bis ans Meer hin reicht der Blick, wie
man denn vom Strande bei Laraisch aus auch den Djebel
bu-Hellüll deutlich sieht. Gegen Mittag waren wir wieder
unten und das Barometer hatte ungefähr wieder seinen alten
Standpunkt angenommen, es bezeichnete 73,,4.
Der Scherif ist jetzt vollkommen über mich im Klaren,
und obgleich er weiss, dass ich ihn unmittelbar nach unserer
Rückkehr von Muley-bu-Slemm verlassen werde, hört er doch
nicht auf, mir Aufmerksamkeiten aller Art zu erweisen. Ich
habe ihm sogar gesagt, dass ich nach dem Sudan gehe, da
ich dachte, es sei besser, ihm reinen Wein einzuschenken,
und ich hatte mich darin nicht getäuscht, denn er hat mir
nun versprochen, mich bis Tafilet mit seinen Leuten zu senden
und mir dann Briefe für Tuat zu geben. Ich habe freilich,
so weit es in meinen Kräften stand, alle seine Wünsche erfüllt,
ihm sogar gestern meinen sehr hübsch gearbeiteten Revolver
gegeben, da er ihn zu haben wünschte; er sandte mir
darauf einen minder guten Revolver als Gegengeschenk. Mein
holosterisches Barometer habe ich nur retten können, indem
ich ihm sagte, dass es mir von der Regierung anvertraut
sei; eine kleine, sehr hübsche und genau graduirte Boussole
jedoch konnte ich ihm nicht verweigern, da er alle übrigen
sah; er wählte sich gerade die beste. Ich verschmerze dies
Alles indess gern, wenn ich nur glücklich Tuat erreiche, und
das hoffe ich mit seiner Hülfe. Ich kann nicht genug die
herrliche Natur hier bewundern, nur Schade, dass, sobald ich
mich etwas von der Stadt entferne, der Scherif mich gleich
zurückrufen lässt, um ihm Gesellschaft zu leisten.
Da der Aufbruch Sidi’s für gestern bestimmt war, bat
ich ihn, mich einen Tag vorher abreisen zu lassen, um den
Djebel Ssur-Ssur zu besteigen; er bewilligte gern mein Gesuch
und gab mir sogar seinen Cousin Sidi-Hamed-ben-Mikki zui
Begleitung, falls die misstrauischen Bergbewohner mir etwa
Schwierigkeiten bereiten würden. Vorgestern Morgen also
brachen wir früh auf, ich ritt das Pferd seines ältesten Sohnes,
weil der Sherif wollte, dass es so lange zu meiner Disposition
bleibe, als ich sein Gast sei. Ausser meinem Burschen hatten
wir noch einen Sklaven bei uns. Leider war das Wetter so
fürchterlich, dass ich wenig von der schönen Gegend gemessen
konnte, der Regen strömte in solchen Güssen, dass wir bald
bis auf die Haut durchnässt waren; dabei bereitete der
schlüpfrige Boden, das Anschwellen der Bäche uns manchmal
ernstliche Hindernisse. Wir liessen rechts die Dörfer Gesro
und Djlaulau, uns immer in westnordwestlicher Richtung
haltend, passirten den Bach l’Ued Busiri, der sich in den von
NO. kommenden, hinter dem Djebel bu-Hellüll entspringenden
l’Ued Sedj ergiesst, dann den l’Ued Sedj selbst, der hier von
Norden nach Süden fliesst und etwa 2 Stunden weiter in den
l’Ued Kuss mündet, kamen durch das Dorf Tscheralia und
erreichten immer in derselben oben angegebenen Richtung
das Dorf Hamara, Eigenthum des Scherifs. Von Muley-
Hamed-ben-Mikki begleitet, wurden wir natürlich gut aufgenommen,
jedoch schlugen wir das angebotene irühstücK aus,
um so bald wie möglich unser Ziel zu erreichen und nahmen nur
zwei Mann Begleitung mit, theils um uns den Weg von ihnen
zeigen zu lassen, theils auch als Bedeckung. Der Regen belästigte
uns dabei wie vorher , nur mit Mühe konnten wir uns vorwärts
bewegen; endlich um 3 Uhr Nachmittags hatten wir auf
halber Bergeshöhe das Dorf Sauia erreicht, wo wir übernachten
wollten. Drei angestellte barometrische Beobachtungen
ergaben für dies Dorf 72,6. Um die Neugier der Bewohner