Voraussetzung machen, dass Meigeu die so in die Augen fallende Behaarung
der Flügel entweder ganz übersehen, oder doch dieselbe in seiner Beschreibung
zu erwähnen vergessen habe. Ausserdem macht Meigen die
Angabe, dass das zweite Hüftglied seiner Limnobia nitidicollis schwarz gefärbt
sei. Von allen späteren Schriftstellern kennt nur St a e g e r die
Limnobia nitidicollis Meig.; er beschreibt in Kr oy e r ’s Tidsskr. III. 33 das
Männchen als Limnophila nitidicollis und sagt von demselben, dass es sich
durch eine braune Längsstrieme an den Brustseiten und durch die zwischen
den vorderen Hüften braungefärbte Brust unterscheide, sonst aber
vollkommen mit M eigenes Beschreibung des Weibchens übereinstimme ; er
würde dies sicherlich nicht gesagt haben, wenn bei seinem Männchen das
zweite Hüftglied nicht schwarz gefärbt gewesen wäre, also in dem auffälligsten
der von Meigen angeführten Färbungsmerkmale keine Uebereinstim-
mung stattgefunden hätte. Unter diesen Umständen scheint es mir völlig
unstatthaft, Cladura fuscula mit Limnobia nitidicollis zu idcmifiziren.
Anme rkung 3. Da die zweite Hinterrandszelle bei Cladura fuscula
zuweilen'^anz ausserordentlich klein ist, so ist es nicht unmöglich, dass
vielleicht einzelne Exemplare Vorkommen, denen sie ganz fehlt. Es sind
also bei ihrer Bestimmung auch die Arten zu vergleichen, bei denen drei
einfache Adern von der Discoidalzelle zum Flügelrande laufen. Ich finde
unter denselben keine Art, in welcher man Cladura fusndu zu erblicken
allenfalls glauben könnte, als die von Z e t t e r s t e d t Dipt. Scand. X. 3885
als Limnobia pilicornis beschriebene. l)a Z e t t e r s t e d t ihr Flügelgeäder mit
dem von Meigen Tab. V. fig. 4 und Sc hnmme l Tab. II. fig. 7 dargestellten
vergleicht, so ist nicht zu zweifeln, dass die zweite Längsader derselben
gegabelt ist. Die von Z et te r ste d t gegebene Beschreibung passt in vielen
Stücken gut, in einigen auffallend gut .auf Cladura fuscula und doch kann
ich sie nicht für einerlei mit dieser halten. Schon der Umstand, dass
Ze t t e r s t e d t sieben Exemplare derselben untersucht und bei keinem einzigen
eine Gabelung der ersten der von der Discoidalzelle zum Flügelrande
laufenden Adern gefunden hat, erweckt ein Bedenken gegen die
Identifizirung beider Arten. Auch die Weise, in welcher er sich über die
Behaarung der Flügelfläche seiner Limn. pilicornis äusspricht, will nicht
recht zu der Annahme ptrssen, dass dieselbe mit Cladura fuscula einerlei
sei1 er sagt: „ Iota superficie, ni visu fallor, microscopicc hirtula'1, während
die rauhe Behaarung der Flügelfläche der Cladura fuscula auch dem unbe-
wehrten Auge deutlich sichtbar ist. Ferneres Bedenken erregt die Beschreibung
der Gestalt der Flügel. Entscheidend aber gegen die Identifizirung
beider Arten spricht die Angabe Z e t t e r s t e d t’s: „nervus longitudinalis primus
(a costa) . . . . . . . apice b i f i d u s welche unter Berücksichtigung seiner
Terminologie nichts anderes bedeutet, als dass die Marginalquerader fast
am Ende der Hülfsader steht, keineswegs aber in aüsehnlicher Entfernung
von derselben, wie es hei Cladura fuscula der Fall ist. — Dass die eben
angeführte Angabe Z e t t e r s t e d t’s verbietet, in seiner Limnobia pilicornis eine
Ula zu vermuthen, hat schon Herr Baron v. O s t e n - S a c k e n im 4ten
Bande der Monogr. of. ]V. A. Diptera mit Recht geltend gemacht; er.glaubt,
dass sie wohl eine Ulomörpha sein könne und dürfte damit das Richtige
getroffen haben.
Anme rkung 4. Da der von mir als Cladura fuscula beschriebenen
Art die Schienensporen fehlen, so muss sie nothwendig in die Gruppe der
Erioplerina gestellt werden. Unter allen bisher in dieser Gruppe errichteten
Gattungen ist Cladura die einzige, welche statt der gewöhnlichen vier
Hinterrandszellen deren fünf hat. Man wird dieselbe entweder in die Gattung
Cladura stellen, oder für sie eine eigene Gattung errichten müssen.
Wenn man sie mit den beiden nordamerikanischen Cladur«-Arten, oder
auch nur mit den gründlichen Angaben, welche Herr Baron v. Os t en-
Sacken über die Merkmale derselben macht, vergleicht, wird man ohne Mühe
bemerken, dass sie in ihrer Organisation von denselben in mehreren Stücken
zu erheblich abweicht, als dass sie auf die Dauer mit denselben in einer
Gattung vereinigt bleiben könnte. Zur Errichtung einer neuen, zu ihrer
Aufnahme bestimmten Gattung wird es Zeit sein, wenn die verwandten Formen
einem genauem Studium als bisher unterzogen sein werden. Da man
bei ihrer generischen Bestimmung nothwendig auf die Gattung Cladura geführt
werden muss, habe ich kein Bedenken darin gefunden., sie hier als
Cladura aufzuführen.
32. Lip s oth-rix n o b i l i s , nov. sp. o.
Grelb, die Thoraxstriemen, das Schildchen und der Hinterrücken
glänzend schwarz, der Hinterleib und das Eandmal der
Flügel schwarzbraun, die Taster und die Spitze der Schenkel
schwarz.
Lutea, thoracis vittis, scutello et metanoto atris et nitidis, ab-
domine et stigmate alarurn nigro-fuscis, palpis femorumque
apice nigris.
Long. corp. 4^ lin. — long. al. 4 | lin.
An ihrer sehr nahen Verwandtschaft mit der von Egger in den
Schriften der Zool. Bot. Gesellschaft XIII. 1105 als Trichoslicha icterica beschriebenen
Art leicht zu erkennen. Kopf gelb. Fühler von derselben Farbe,
doch das -erste Schaftglied und die Spitze der Fühlergeisel mehr oder weniger
verdunkelt. Taster schwarz. Thorax gelb mit drei breiten, scharfbegrenzten,
glänzendschwarzen Rückenstriemen ; das Schildchen und der ganze unterhalb
des Schildchens liegende Theil des Hinterrückeus ebenfalls glänzendschwarz;
auch die Vorderseite des Prothorax ist geschwärzt; an den Brustseiten findet
sich eine schräge glänzendschwarze Strieme, welche von der Schultergegend
bis unmittelbar hinter die Vorderhüften läuft, und ein ebenso gefärbter rund-
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