Hinsichtlich der Benennung der Theile des Hypopygiums bemerke ich
Folgendes. Bei dem Männchen bildet das neunte Dorsalsegment eine an
ihrem Ende in verschiedener Weise ausgeschnittene, oder in dornartige
Ecken und Spitzen auslaufende, nie mit eingelenkten Anhängen versehene
Lamelle, welche die obere Decke des Hypopygiums bildet; ich nenne sie
o b e r e L ame l l e (lamella supera). Wenn der achte Ventralabschnitt
vollständig in die Bildung des Hypopygiums eingeht, so pflegt er von ansehnlicher
oder ausserordentlicher Grösse zu sein und bildet dann eine
das Hypopygium von unten und an den Seiten bedeckende Lamelle, welche
ich unt e r e Lamel l e (lamella infera) nenne; ich behalte diese Benennung
auch dann bei, wenn sich das achte Ventralsegment weniger an der
Bildung des Hypopygiums beiheiligt, oder gar die Gestalt eines gewöhnlichen
Ventralsegments beibehält; ob letzteres der Fall ist, ergiebt mit
Leichtigkeit die Zählung der Ventralsegmente. Die untere Lamelle hat
nie eingelenkte Anhänge, wohl aber bei manchen Arten eigenthümlich gestaltete
Fortsätze. — Der neunte VenIralabschnitt des männlichen Hinterleibs
ist stets zu einer grossen Lamelle umgestaltet, welche die inneren
Theile des Hypopygiums von unten und von beiden Seiten umschliesst;
ich nenne dieselbe die mi t t l e Lamel l e (lamella media). Bei sehr
grosser Entwicklung der unteren Lamelle versteckt sich die Unterseite der
mittlen Lamelle und verschmilzt mehr oder weniger mit der ihr zugewendeten
Seite der unteren Lamelle, so dass man dann zwischen oberer
und unterer Lamelle an jeder Seite des Hypopygiums eine seitliche Lamelle
zu sehen glaubt; es ist für das Verständniss ohne Nachtheil, w'enn
man in diesem Falle, statt von einer mittlen Lamelle, von zwei mittlen
Lamellen spricht, oder dieselben nach ihrer Lage s e i t l i che Lame l l en
(lamellae laterales) nennt; wählt man letztere Bezeichnung, so mag man
s ie , wenn ihre Verwachsung äusserlich noch deutlich wahrnehmbar ist,
allenfalls v e r w a c h s e n e s e i t l i c h e Lamel l e (lamellae laterales connalae)
nennen; recht passend ist diese Benennungsweise freilich nicht, da eben
beide zusammen dem achten Ventralabschnitte entsprechen. Wenn die
untere Lamelle nur wenig entwickelt ist, so kann die mittle Lamelle
leicht für die untere Lamelle angesehen werden; es ist dies ein Irrthum,
vor dem man sich zu hüten hat. In manchen Fällen scheinen statt der
mittlen Lamelle mehrere aneinanderstossende Lamellen . vorhanden zu
sein; es ist dies eben nur ein Schein, der daher rührt, dass die verschiedenen
Partien der mittlen Lamelle durch mehr oder weniger tiefe
Furchen von einander abgegrenzt sind. — Andere Theile des Hypopygiums
als die drei namhaft gemachten Lamellen dürfen nicht mit dem Namen
von Lamellen belegt werden, wenn man nicht undeutlich, oder doch schwerfällig
im Ausdruck werden will. — Die mittle Lamelle hat an jedem ihrer
seitlichen Ränder übereinander stehende, eingelenkte Anhänge (appen-
. dices) verschiedener Gestalt, der Zahl nach je drei oder zwei, die ihrer
Stellung nach als obe r e , mi t t l e und u n t e r e Anhä nge (appendices
superae, intermediae et iuferae) genannt werden mögen. Von den innersten
Theilen des Hypopygiums, auf deren Erörterung einzugehen hier der
Raum fehlt, sind die meisten nur durch Zergliederung des Hypopygiums
nach Anheftung, Lage und Gestalt deutlich zu erkennen, also für die
Artbeschreibung von geringerer praktischer Bedeutung; eine Ausnahme
davon machen nur zwei mehr oder weniger senkrecht gestellte Plättchen,
welche, parallel in der Mittellinie des Hypopygiums und nahe unter der
oberen Lamelle desselben liegen; da sie bei manchen Arten zu ziemlich
ansehnlicher Grösse gelangen, dann auffallend werden und das Profil des
Hypopygiums bestimmen helfen, ihre Anheftung aber an trocknen Stücken
sich nicht wohl ermitteln lässt, werde ich sie, wo mir ihre Erwähnung
nothwendig scheint, i n n e r e oder s e n k r e c h t e A nh äng e (appendices
internae s. perpendiculares) nennen.
An der Legröhre des Weibchens unterscheidet man fast in allen
Fällen mit grösster Leichtigkeit eine obere und eine untere Hälfte; jede
Hälfte trägt an ihrem Ende zwei eingelenkte Anhänge, denen ich den Namen
der o b e r en und u n t e r e n Lame l l e n (lamellae superae et inferae)
gebe. Der Körper der Oberhälfte besteht aus zwei von einander getrennten
oder mit einander verschmolzenen Theilen, von denen der erste dem
neunten Dorsalsegmente entspricht; ich nenne ihn das e r s t e Ober s
t ü c k (pars basalis supera); für den zweiten, fast ohne Ausnahme
grösseren Theil ergiebt sich daraus die Benennung zwe i t e s Ob e r s t ü c k
(pars äpicalis supera). In ganz ähnlicher Weise ist auch der Körper der
Unterhälfte der Legröhre aus zwei aufeinander folgenden Stücken gebildet,
welche in den allermeisten Fällen mit einander verschmolzen siud; in den
wenigen Fällen, in denen eine Trennung derselben wahrnehmbar ist,
werde ich sie e r s t e s und zwe i t e s Unt er s tück (pars basalis infera
et pars apicalis infera) nennen.
4. Ti jpula 'pannon iai nov. sp. <ƒ u. $.
Aus dem Verwandten-Kreise der Tip. ochracea Meig., unrein
lehmgelb; Stirn, Thoraxrücken und Brustseiten graulich; die
getheilte Mittelstrieme des Thorax bräunlich, die Seitenstriemen
kaum vorhanden; Hinterleib dreistriemig; Fühler schwarzbraun
, der Schaft und die äusserste Basis der Geisel lehmgelb.
S- Die Hinterleibsstriemen schmal , die mittelste auf den
vorderen Segmenten gewöhnlich verloschen; Flügel
massig braungrau getrübt, mit braunem Randmale und
mit bis auf die Basis der vierten Hinterrandszelle reichendem
weissen Mondflecke; Hypopygium braun, die