Knochensaft sich nicht mit dem Knorpel vermische,
dieser von der Kalkerde verdrängt werde, so dass diese
die Masse alsdann allein ausmache, gegen welche Ansicht
sich He r i s a n t x) erklärte, und schon angab, der
Knorpel verbleibe, und wrerdc von der kreideartigen
Knochenerde durchdrungen.
Die beiden Hauptsubstanzen des Knochens sind
Knochenknorpel — Gar t i l ago os s e s c en s — und
Knochenerde — T e r r a ossca —. Ersten stellt man
dadurch dar, dass man den erdigen Bestand durch Säuren
— Salzsäure — herauszieht, und Letzte dadurch,
dass der Knorpelbestand durch’s Feuer entfernt wird.
Im ersten Falle wird der Knochen biegsam I und im
zweiten Falle brüchig, wie eine Tlionpfeife.
Die Osleogenie durchläuft 5 Perioden : — I. Diejenige,
wo noch keine Textur, sondern nur der Grundstoff—
Keim, Blastema — dazu, vorhanden ist, welcher
ein organisationsfähiger Stoff ist, worin anfangs
noch keine Blutgefässe sind. — 2. Die der Umwandlung
dieses Keimes in Kn o r p e l masse — Carlilago
ossescens. —- 5. Die der Verknöcherung. Die Substanz
der lsten P e r i o d e gleicht jeder Urbildungsmasse,
worin Bluterzeugung und Bildung der ganzen organischen
Structur vorgeht, woraus die verschiedenartigsten
Systeme — Gewebe, Telae — hervorgehen, w eiche
zwischen, einem Fluidum und einer festen , Masse das
Mittel hält, daher mit einer Gallerte — Sülze, Gela-
tina, Gelee — verglichen werden kann. Diese Grundlage
zum künftigen Gerippe ist körnig, und wird
1) Mem. de l’acad. des scienc. d. Paris. 1758.
zu einer länglichrunden Form abgeschieden, woran
man weiter keine Andeutung zu den künftigen verschiedenen
Abteilungen, als einen schwachen Umriss des
Gerippes sehen kann;
In der 2 t e n P e r i o d e wird jener Urstoff fester,
und reift zu einer glasartigen, durchsichtigen, federharten,
bei’m Durchschneiden glatt erscheinenden soliden
Substanz, ohne Höhlen, ohne Zellen, ohne Blutgefässe,
heran. Mikroskopisch untersucht zeigt sich
das Aggregat 'von Körnchen der Sülze zu einem dichteren
Stoffe zusammengedrängt. Unter diesem Vorgänge
wird die Sülze zu Kn o rp e l — Knochenknorpel —,
und zwar, weil in demselben die Knochenbildung vorgeht,
er nicht allein bleibt, sondern ihm vielmehr
Kalksalze zugemischt werden, zu Ca r t i l ag o forina-
t iva, s. os s e s c ens — Kn o c h e n b i ld u n g sk n o r -
p e 1, oder zu v e r k n ö c h e rn d e n , v e r k n ö c h e r u n g s f
ä h ig e n Kn o r p e l —.
'Nach den neueren Untersuchungen von Sc h l e i den
1) besteht die Bildung und das Wachsen der
Pflanzen in einer ununterbrochenen Bildung von eingeschachtelten
Zellen, welche aus einem Keime —Kerne,
Cy s t o b l a s t u s , nach R o b e r t Brown Nucleus of
the Cell — entstehen. Auf dem Kerne erhebt sich
ein Bläschen, was auf demselben, wie ein Uhrglas auf
der Uhr aufsitzt 5 ist eine Zelle erzeugt wrorden, so bildet
sich auf dieselbe Weise eine neue in der alten
u. s. w. — Dieser Zellenbildungs - Process ist von
1) Beiträge zur Pliytogenesis in M ü l l e r s Archiv. 1838. H. II.
pag. 137.