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kenden Muskels wendet. Der rotirende Mechanismus
hat demnach dadurch seine Vollständigkeit erreicht,
dass die Rotatoren von vorn und von hinten an einen
Punct sich Festsetzen, oder wenigstens nahe beisammen
liegen.
Mit dem Atlas hört die eigentliche Rotation um
die Axe auf, weil der Rau der Wirbel einer Drehung
nicht entspricht. Während der Atlas einem zwischen
dem llinterhauptc und dem Epistropheus liegenden
Ringe gleicht, haben die übrigen Halswirbel statt
der vordem Hälfte eines Ringes nicht drehbare Körper,
zwischen welchen elastische Polster liegen. Da
indessen ihre Processus arliculares schräg liegen,
wagrechte Gelenkflächen haben, so verbleibt ihnen noch
ein geringer Grad von Drehung, so viel nämlich als
bei einer Junctura squamosa möglich ist. Bei der
schuppenähnlichen Berührung ihrer Gelenkfortsätze, bei
ihrer isolirten Stellung und bei ihrem Ruhen auf elastischen
Knorpeln können sie dagegen unter allen W irbeln
sich am meisten r ü c kwä r t s und s e i twä r t s
bewegen, und sich sogar etwas um ihre Axe drehen,
jedoch nur als Halswirbelsäule, nicht einzeln.
Die Bewegung nach hinten ist zwischen dem Atlas
und dem Epistropheus, wegen des dem ersteren
fehlenden Processus spinosus, am stärksten, bleibt noch
bei den kurzen Dornfortsätzen an den fünf mittleren
Wirbeln ziemlich stark, wird aber zwischen den beiden
letzten Halswirbeln sehr schwach, weil jene Fortsätze
an ihnen schon länger sind, und sie den Ueber-
gang zu denen der Rückenwirbel machen. — Der
Epistropheus ist auf dem dritten Halswirbel fast gar
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nicht beweglich wegen der Befestigung durch den Processus
odontoideus. Obwohl der Mechanismus den
Halswirbeln vor allen anderen den grössten Grad von
Bewegung gestaltet, so genügte diess doch nicht, wären
nicht Festigkeit und Elasticität den mit den W irbelkörpern
so fest verbundenen Polstern eigentliümlich.
Der Bewegungsrichlung der Halswirbel entspricht
auch die Befestigungsart der bewegenden Organe. Sie
werden v o rwä r t s geb og en durch: die Longi colli,
Scaleni anteriores, und medii, woran der Kopf auch
Theil nehmen muss; r ü c kwä r t s gezogen durch:
die Splenii colli, Transversales cervieis, Cervicales de-
scendentes, Semispinales cervieis. -— Wirken diese Muskeln
und die Scaleni an einer Seile, so wird der Hals
seitwärts geneigt, und auch etwas rotirt.
BEWEGLICHKEIT DER BRUSTWIRBEL.
Die Brustwirbel sind im Allgemeinen unter allen
am wenigsten beweglich. Wegen ihrer Verbindung mit
den Rippen, wegen der Bildung des Brustkorbstammes,
ihrer fast perpendiculären Processus articulares, und
ihrer Processus spinosi declives f äl l t das Beugen , besonders
nach hinten, weg. Indem die Beweglichkeit
der Halswirbel schon zwischen dem siebenten Halswirbel
und dem ersten Brustwirbel an fängt abzunehmen,
hängt bei fast perpendieulärer Richtung der Gelenkfortsätze
der Brustwirbel die Dr e h u n g und die S e i te
n b e w e g u n g nur von den Bandscheiben ab.
BEWEGLICHKEIT DER BAUCHWIRBEL.
Die Bauchwirbel können nur v o rwä r t s , rückwär
t s und s e i twär t s bewegt werden, weil die Pro-
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