den Bau des Oberkieferapparats , so tliut sie das nur
bei’m Menschen, und bei einigen der Mammalien, z. B.
bei Schweinen* Schafen, Kälbern, Hunden und Katzen 1),
und vorzüglich bei solchen, welche noch an anderen
Kürpeilheilen verkrüppelt sind. Dabei ist’s merkwürdig
, dass an genannten Thieren diese Hemmungsbildungen
zu den Seltenheiten gehören, während sie am
Affen gar nicht 1 2) , dagegen an dem Menschen sehr
häufig Vorkommen, — Schon 1827 habe ich in meiner
neuen Bibi. 3) bemerkt: ,,Seit 8 Jahren ist mir
eine einfache Lippenspalte eine seltene, der Wolfrachen
aber eine häufige Erscheinung geworden” . Diess
finde ich 1854 von v. W a l t h e r 4) bestätigt: ,,Doppelte
und complicirte Hasenscharten kommen gegenwärtig
häufiger, als eiufaclie, und häufiger, als vor
Decennien vor” . Worin der Grund davon liegen mag,
weiss ich nicht. L e u c k a r t 5) fräg t: „Möchte er
vielleicht in dem in jeder Hinsicht üppiger werdenden
Leben der Menschen, in der häufigeren, übermässigen
Schwächung der Zeugungskraft, und in der dadurch
bewirkten minder kraftvollen Entwicklung der Nachkommenschaft
liegen?” — Wenn nach dem Volksglau1)
L e u c k a r t Untersuchungen über das Zwisclienkieferbein des Menschen.
Pag. 103.
2) L e u c k a r t 1. c. sagt: „Auffallend ist es, dass man, mir
wenigstens ist kein Beispiel der Art bekannt geworden, bei den
Affen noch keine Hasenscharten - und Wolfsrachenbildung beobachtet
hat, obgleich man zu glauben berechtigt ist, auch sie seyen
solchen Anomalien unterworfen”.
3) B. JV. St. 3. Pag. 481.
4) v. Gr i i f e ’s und v. Wa 11 h e r ’s Journ. B. 21. H. 2. Pag. 178.
5) 1. c. Pag. 114.
ben auf das Versehen Gewicht gelegt wird, so will
ich eben so wenig erschütternde Gemiilhsbewegungen
Schwangerer ohne Einfluss auf die Frucht lassen, als
ich des Glaubens bin, sie könnten doch nur in derjenigen
Periode des Uterinlebens, wo die Inlermaxiüar-
knochenkerne noch nicht mit den MaxiOarrudimenfcit
verschmolzen sind, der Vereinigung derselben Einhalt
lluui, aber eine schon eingegangene Zusammenfügung
nicht wieder trennen, so dass, wenn man der Sache
Berücksichtigung schenken will, nur in den beiden ersten
Monaten , des Foeluslebens Vermeidung des Anblicks
solcher Deformitäten nicht ausser Acht zu lassen
seyn dürfte.
Diese bei den Sängelhieren vorkommenden Knochen
wurden von Ha l l e r desswegen O s s a i n ci s i v a genannt
oder'Os in c i s i v um —, weil sie die Dentes in-
eisores in sich enthalten. Da sie aber auch bei solchen
Mammalien vorhanden sind, welche diese Zähne nicht
haben, wie die Bisulci, Pecora, der Elepliant I so hat
sie Blume n b a c h 4) Os s a interna a x i l l a r i a genannt
— oder Os i n t e rma x i l l a r e —. Dass der
Mensch post partum bei einem regelmässigen Aufbau
des Oberkiefer - Gerüstes keine Ossa intermaxil-
laria hat , geht schon aus dem einfachen Grunde hervor,
weil sie unter obigen Verhältnissen nicht, wie bei’ m
Affen, im ganzen Umfange von Nähten umgeben sind.
Es findet sich nämlich nicht bei’m Menschen nach der
Geburt die bei’m Affen bleibende Sulura intennaxilla-
I) De generis Iiumani varietate nativa. Pag. 35 — a rit fi B lumen-
bac II, s. Handbucli der verglejclienden Anatomie 2te Auff. Pag. 22.