ben auf der Bauchfiäche, sondern durch periodisches Fortrücken der Schale. Das
Thier streckt zuerst den Fufs aus der Schale, und in gleichem Verhältnisse, als sich
dieser nach vom ausdehnt, wird der mit demselben nach hinten verbundene Bauch-
muskelstrang angezogen; leidet dieser keine weitere Ausdehnung, so zieht sich die
•Schale, an welche der Muskel zweigetheilt geheftet ist, zusammen, und gleitet auf
dem Bauche vorwärts , welche Bewegung durch den Rückstofs des ausströmenden
Wassers befördert wird. Auf gleiche Weise legt es nun einen Schritt nach dem andern
zurück, so dafs es, nach meinen Beobachtungen an der Malermuschel, in vier
Minuten fünf solcher Schritte macht, und mit jedem etwa um zwei Linien vorwärts
kommt. Aufser dieser Ortsbewegung, bemerkt man nicht selten, dafs das Thier,
auch im Zustande der Ruhe, die Schalen öffnet und wieder schliefst, und, auf diese
Weise, das in dem innern Raume befindliche Wasser ausstöfst. Früher hielt man
diese Bewegung für das Atlunen dés Tliieres; indefs dürfte solche wohl keinen andern
Zweck haben, als das Gehaus von dem' etwa hineingerathenen Schlamme und
Sande zu reinigen, und dagegen frisches Wasser einzunehmen. Entzieht man der
Muschel das Wasser, und bereitet auf diese Weise eine künstliche Ebbe, so stöfst
sie durch die Afterröhre einen Wasserstrahl aus , dessen Bogen oft 6 bis 8 Zoll im
Durchmesser hat; also eine gleiche Erscheinung, wie bei Cardium edule zur Zeit
der wirklichen Ebbe. (O ken’s Naturgeschichte für Schulen. S. 649.)
Das Wasser mit seinèn animalen Substanzen, ist die einzige Nahrung der Muschel;
es wird von dem Thiere am Vordertheile der Schale eingezogen, und gelangt,
als solche, wTahrscheinlich unmittelbar durch den Mund in den Magen. Die
Excremente werden durch die Afterröhre, in welche der After selbst mündet, aus-
gestofsen; sie bestehen aus gelblichen Kügelchen, welche sich im Wasser alsbald
auflösen, und als eine fein-faserige Masse zu Boden sinken.
Die längste Zeit des Jahres ist die Muschel thätig, und nur bei einem Kältegrade,
der die Oberfläche des Wassers mit einer Eisdecke belegt, verbirgt sie sich
im Schlamme oder Sande, ohne jedoch, wie die Schnecken, in einen Zustand von
Erstarrung überzugehen; an der Stelle, wo die Athemröhre liegt, bemerkt man eine
kleine Oeffnung, welche sie, während dieses Zustandes, durch Ausstofsen oder Einziehen
des Wassers offen zu halten bemüht ist.
Die Lebensdauer der Muschel ist gewifs beträchtlich, allein sehr schwer zu
bestimmen, indem der Wachsthum derselben auf einer nicht zu verfolgenden mathematischen
Progression beruht. Vielleicht gelingt es, der Wahrheit auf einem andern
Wege näher zu kommen: Die auf Taf. II. Fig. 15. é. abgebildete Muschel ist
•von mir im Herbste lèbend gesammelt, folglich von der Brut des vorhergehenden
Jahrs, und demnach ein Jahr alt; dié* Muschel Taf. III. Fig. 1. ist, im geringsten
Anschläge, etwa fünf Jahre, die auf Taf. III. Fig. 2. etwa zehn Jahre alt: geht
man nun auf diese Weise alle Altersstufen durch, und bleibt bei Taf. III. Fig. 4.
stehen, so darf man dieser wohl ein Alter von £0 bis 25 Jahren beilegen. In jedem
Falle ist meine frühere Angabe *) von 8 bis 12 Jahren viel zu gering. ^
Die auf der Oberhaut durch eine dunkelfarbige Binde bezeichnete Unterbrechung
des Schalenbaues, giebt für die Altersbestimmung keinen sichern Mafsstah,
weil es unausgemacht bleibt, wie oft und von welcher Dauer diese Untérbrechungen
statt linden.
§. 7.
K r e i s 1 a u f.
Die Muscheln haben, gleich den übrigen Mollusken,, weifses, kaltes Blut.
Das Herz liegt am Rücken des Thieres, zwischen der Leber und dem Hüftmuskel;
es hat eine Kammer mit zwei Vorkammern, auch Herzohren genannt, welche zu
beiden Seiten herabhängen, und als dünne, dreieckige Häute, mit den grofsen Lamellen
in Verbindung stehen. Aus dem Herzen kommen zwei Aorten: davon geht
die eine nach vorne, und schickt ihre Zweige nach dem Bauche, der Leber, dem
Magen, dem Eierstocke u. s. w.; die andere nach hinten, und zerästelt sich nach
dem Mantel, dem After u. s. w. An dem Rückenrande einer jeden Lamelle,
oder der sogenannten Kiemenblätter, liegen, nach C u v ie r , eine Arterie und eine
Vene* die vier Arterien sammeln das aus den Aorten strömende Blut, und führen
es in die Wände der Kiemenblätter, von da gelangt es in die vier Venen, mittelst
welcher es durch die Herzohren in das Herz zurückgeführt wird; von diesem
*) S. Land- und Wasser Schnecken. S. 6.