aus beginnt dann der Kreislauf auf’s Neue. Von der obigen Darstellung sehr verschieden
ist die von Bojanus *) über den Kreislauf mitgetheilte. Nach ihm sammelt
sich das, aus den verschiedenen Theilen des Körpers zurückkehrende Blut in dem
obengedachten Venenbehälter, und gelangt aus diesem zu den, zu beiden Seiten liegenden,
Lungen, von wo es sich, durch die Arterienstämme, in den Kiemen verbreitet,
durch die Venen zurück in die Herzohren, und aus diesen wieder in das Herz
gelangt. Welche von beiden Meinungen die richtige sey, kann nur durch nähere
anatomische und physiologische Untersuchungen ausgemittelt werden. Ich beschränke
mich darauf, hier nur noch einige eigene Beobachtungen mitzutheilen: Das Herz
einer Teichmuschel, welche ich durch Ablösung der Muskeln lebend aus der Schale
genommen hatte, pulsirte 15 Mal in einer Minute. Mit jeder Pulsation hob und
senkte sich die, dasselbe deckende Mantelhaut (Taf. I. Fig. 2. r.), und das Ganze
sah mehr einer athmenden Brust, als einem schlagenden Herzen ähnlich. Ungeachtet
ich diese Beobachtung eine Viertelstunde lang fortsetzte, so blieb ich doch im
Zweifel, ob nicht der Grund dieses • langsamen Kreislaufs in der, durch gewaltsame
Ablösung der Muskeln, geschwächten Lebenskraft zu suchen seyn möchte. Ich
nahm darauf eine junge lebende Muschel, mit dünner, durchsichtiger Schale, hielt
diese zur Nachtzeit gegen eine brennende Kerze, und erkannte sehr deutlich die Bewegungen
des Herzens, mit jener Angabe übereinstimmend **).
Die Wärme des Muschelthiers ist der Temperatur des Elements, in welchem
es lebt, beinahe gleich. Das Thermometer zeigte in dem Wasser, worin ich
Muscheln bewahrte, 9 Grad Reaum., und stieg auf 9^- Grad, als ich die Quecksilberkugel
zwischen den Bauch und die Kiemenblätter schob.
Sendschreiben an C d t ie k , S. 7.
') Bei Schnecken, als Helix pomatia, hat man 28 bis 40 Herzschläge in einer Minute beobachtet,
welches anch die schnellere Bewegung derselben schon andeutet. M eckel’s Archiv für Physiologie.
8. Bd. 2. Heft. 1823. — VIII. Beiträge zur Physiologie der Gartenschnecke (Helix pomatia}.
S. 253.
C asus in seinem Vorworte z u B rooxzs Anleitung z u dem Studium der Conchylicnlehre.
C arl-s äufsere Lebensbedingungen etc. S. 83.
§• 8.
A t h m e n.
Bisher hielt man die beiden, zwischen dem Mantel und dem Bauche herabhängenden,
grofsen Lamellen für Kiemen oder Athmungsorgane; B o jak u s hat dieser
Meinung widersprochen, und, in dem schon gedachten Sendschreiben an C l iv ie n , zu
beweisen gesucht, dafs das schwarzgrüne, am Bücken des Thiers, zu beiden Seiten
des Herzens befindliche, Organ das wahre Respirationswerkzeug, oder die Lungen,
sey. Den sogenannten Kiemen schreibt derselbe die Aufnahme der Brut als Hauptfunction
zu, und nennt sie defshalb B r u th ä l t e r . Da indefs die Brut nur in die
obern, niemals in die untern Lamellen gelangt, beide aber in Hinsicht der Con-
struction übereinstimmen, so würde diese Benennung nur für jene gelten können, für
diese aber eine andere Bestimmung auszumitteln seyn. Mahr ist es, dafs die obern
Lamellen, zur Zeit der Fortpflanzung, bis zum Bersten mit junger Brut gefüllt sind,
es also unpassend scheint, ihnen noch eine zweite Function von solcher Richtigkeit
als die des Athmens, beilegen zu wollen, und man vielmehr glauben sollte, dafs
die Brat des Wassers als Athmungsstoffes, auch wenn ihre Organe zum Selbslathmen
noch nicht gehörig ausgebildet sind, zu ihrer Unterhaltung bedarf; wäre diefs erwiesen,
so würde die Zweckmäßigkeit des Baues der Lamellen, wodurch das Wasser
unmittelbar znr Brat gelängen kann, auch ohne, dafs jene selbst als Kiemen dienen,
einleuchten.
Ein stärkerer Beweis, dafs den Lamellen das Respirationsgeschäft nicht ausschließlich
angehört, liegt wohl darin, daß man zuweilen an lebenden gesunden
Muscheln, wie schon B ojaku s bemerkt hat, und anch ich oft zu beobachten Gelegenheit
hatte, die Lamellen in Stücke zerfallen und großentheils zerstört findet. Ist
das Atlunen Lebensbedingung, so nmfs das Leben aufhören, sobald das Organ zum
Athmen zerstört ist. — Es ist sehr zu wünschen, dafs diese, für die Naturgeschichte
der Muschel so wichtige, Streitfrage durch fortgesetzte Untersuchungen auf eine
völlig befriedigende Weise entschieden werden möge.
Die Muschel athmet in einem Zustande der Ruhe. M ährend desselben ist die
Schale vorne in den Boden eingegraben, hinten etwas in die Höhe gerichtet, klaffend;
die, am Ende des Mantelschlitzes befindlichen, Tastfäden sind ausgestreckt
(Taf. I. Fig. 5. u. 9. li.), die Afterröhre offen (p), und mit einem scharfen Saume,