welchen eine Verlängerung des Mantelrandes bildet, begränzt. Das Wasser geht
durch die Mantelspalte (h) ein, umspiilt die Lamellen, dringt wahrscheinlich neben
diesen und dem Bauche in den Raum zwischen dem Rückenrande und dem Lungenorgan
des Bojanu s , und strömt durch die Afterröhre (p ) wieder aus. Diese Ein-
und Ausströmung ist dadurch besonders merkwürdig, dafs sie in einem u n u n te r b
r o c h e n e n Strome geschieht, und, sobald das Thier nicht über einen Zoll unter
der Oberfläche des Wassers befindlich ist, auf dem Wasserspiegel einen Wirbel bildet
*). Dieser Wirbel zeigt sich wie ein convexer Spiegel oder eine Linse, ohne
merkliche Bewegung, und yon gleicher Gröfse mit der Mündung der Afterröhre.
Will man sich dieses artige Schauspiel verschaffen, so braucht man der Muschel
nur frisches Wasser zu geben, und man wird bald sehen, wie sie das Bedürfnifs des
Athmens auf die beschriebene Weise befriedigt.
Eine besondere Beachtung verdienen noch die, an der Mantelspalte befindlichen
Tastfäden. Sie gleichen den obem Fühlern der Schnirkelschnecken (.Helices),
sind an der Basis breit, alsdann walzenförmig, nach der stumpfen Spitze zu kegelförmig
verschmälert, und zeigen, unter dem Mikroskop, im Innern einen, von der
Basis zur Spitze hinziehenden, lichten Kern. Nach einer ungefähren Zählung an
einer ausgewachsenen Teichmuschel, sind deren 2 bis 300 in vier Reihen, und so
hinter einander gestellt, dafs die Spitzen der hintern zwischen die Basis der vordem
zu stehen kommen. Die in der äufsersten Reihe befindlichen sind die kürzesten; die
in den folgenden Reihen sind zunehmend länger. Jener lichte Kern bezeichnet vielleicht
eine Muskelfaser, wodurch das Zurückziehen des Fühlers bewirkt wird; oder
sind diese Fühler für Röhren und Hülfsorgane des Athmens, wodurch Wasser eingesogen
wird, zu halten?
§■ 9-
N e r v e n s y s t e m .
Eine genauere Untersuchung des Nervensystems mufs ich geübten Anatomen überlassen,
und mich hier lediglich darauf beschränken, dasjenige mitzutheilen, was darüber
bis jetzt bekannt geworden ist.
*) C ar d s , Lehrbuch der Zootomie. §. 563. S. 460.
Bo janus, in O ken’s Isis, 1819. I, S. 48,
P o l i , dem noch immer, als Anatomen der Bivalven, der erste Platz gebühret
, hat ohne Zweifel das Nervensystem in der Malermuschel erkannt, allein nicht
als solches, sondern unter dem Namen Cisterna lactea, beschrieben *).
Späterhin ertheilte C a r u s eine genauere Beschreibung des Nervensystems derselben
Muschel, welche hier wörtlich folgt: „In der Flufsmuschel ( Mya picto-
, ,rum') wird man das Nervensystem, nachdem das Thier einige Tage in Weingeist
„gelegen, immer mit Leichtigkeit darstellen können. Auch hier trifft man zunächst
„auf einen den kurzen Schlund ziemlich weitläuftig umfassenden Nervenring, an wel-
„chem zu beiden Seiten zwei nicht unbeträchtliche Ganglien vorhanden sind, welche
„ferner zwei lange Fäden über die Kiemenblätter nach hinten senden, um dort in der
„Gegend des Afters zu einem gröfsern Knoten sich zu vereinigen. Der vierte und
„stärkste Nervenknoten aber, welchen M a n g il i **) zuerst beschrieb, liegt in der Masse
„des Fufses unter dem Eierstock, und ist das untern auf der Bauchseite liegende
„Ganglion jenes Nervenrings, dem hier ein oberer Nervenknoten, das eigentliche Analo
g o n des Hirns in hohem Thierklassen, noch gänzlich nfangelt“ ***).
Ueber. das Nervensystem der Teichmuschel ( Anodonta) findet sich eine Abhandlung
von dem Doctor der Chirurgie M a y o r z u Genf, in B r a r d ’s Werke ****),
welche noch wenig bekannt zu seyn scheint, und defshalb wrohl hier eine Stelle verdient.
In der Originalsprache heifst es : „L ’on distingue dans l’anodontier quatre
„ganglions, dont un bilobé, celui du centre; deux sont placés de chaque côté de la
„bouche à la base des lèvres ou tentacules, auxquels ils envoient le \ premier filet
„nerveux. Le second se distribue au manteau et particulièrement au muscle circulaire,
„qui fixe celui-ci à la coquille. Je l’ai suivi assez loin: le troisième filet va se perdre
„dans le muscle antérieur de la coquille, le quatrième est un de trois principaux nerfs qui
„fournit ce ganglion; il passe entre le muscle antérieur de la coquille et la membrane, qui
„forme la bouche, pour aller se terminer dans le ganglion du côté opposé, c’est lui qui
„forme la partie antérieure du collier oesophagien. Le cinquième filet part de l’angle po-
*) F. X. P o l i Testacea utriusque Sicilîae etc. Tom. I. Ordo. II. p. 3. T. IX,
**) (Ma n g il i , Nuove ricercke zootomiche sopra alcune specie di conchiglie bivalvi, Milano 1804.)
***) C. G. C arus, Lehrbuch der Zootomie. Le ip z ig , 1818. S. 43. §. 71.
*+**) B rard Histoire des Coquilles terrestres et fluyiatiles qui vivent aux Environs de Paris. Pari»,
1815. p. 208 — 213.