Kosten des Eiweifses, an Umfang zu, ohne dafs sich die Kugelform desselben verändert
(Taf. II. Fig. 11.) *); die Zellen werden bald gröfser und deutlicher; die Kugelform
verändert sich in ein unregelmäfsiges Dreieck, und rückt dadurch der Gestalt
der jungen Muschel näher (Fig. 12.). Endlich erscheinen die Zellen gröfser;
weniger deutlich, und die im Inneren sich ausbildenden Organe sind in eine dünne,
durchsichtige Schale eingesclilossen (Fig. 13.). Das diefs der merkwürdige Moment
der Schalenbildung sey, davon habe ich mich durch Versuche mit verdünnter
Salpetersäure vollkommen überzeugt. Ein Aufgufs von derselben verursachte
Brausen, welches früher, und bis zu dieser Entwickelungsperiode, nicht der Fall
war. Die junge Muschel ist bis hielier von der äufsern Eihaut umgeben, und
der Rest des Eiweifses erfüllt den geringen Raum zwischen dieser, und jener.-
Endlich zerreifst die Eihaut, streift sich ab, und die junge Muschel ist nun ge-,
boren (Fig. 14.). Es zeigt sich nun Leben und Bewegung durch Pulsiren des Herzens,
und durch Auf- und Zuklappen der Schale. Das Herz liegt, wie bei den*
*) Au f dieser Entwickelungsstufe sähe ich, durch eine starke mikroskopische Vergröfserung, den F ö tus
innerhalb der Eihaut, io eine zahllose Menge Infusorien aufgelös’fc. An der Stelle des Fötus
bemerkte ich ein beständiges Wimmeln von runden, durchsichtigen Kügelchen , welche sich nach
dem Mittelpuncte hindrängten, von diesem aber zurückgestofsen, sich immer auf’s Neue dahin bewegten
(Taf. II. F ig. 20. a.). Aufscr diesen, zeigten sich, in dem Schleime, welcher die Eier in
den Kiemenfächern umgab , noch andere .Infusionstierchen (Fig. 20. b . ) , theils jenen-ähnlich,
theils gröfser, mit flachem, .eiförmigem Leibe, in beständiger, schneller Bewegung unter einander;
auch selbst an den gröfsern war nichts von .Organen sichtbar, nur erkannte ich in den Leibern
derselben runde durchsichtige Puncte, ohne Zweifel kleinere Infusionsthierchen.
In dem Sa ft, welcher die Eier im Eierstocke selbst umgiebt, habe ich , vielfältiger Untersuchung
ungeachtet, .dergleichen Erscheinungen niemals wahrgenoromen., T revi&anus fand bei mehreren
, zu den Hermaphroditen gehörenden S.chneckßnarten, den eben beschriebenen ähnliche
Infusorien, und zwar in dem Saft der Zeugungstheile, namentlich des von ihm sogenannten'traubenförmigen
Organs, das er fü r Hoden und Absonderungswerkzeug des weiblichen Zeugungstoffs
erklärt. Aus diesen Erscheinungen, und gestützt au f die Erfahrung, dafs die befruchtende Mater
ie , hei den höheren Thjeren, ebenfalls Infusorien enthält, folgert der gelehrte Forscher, dafs.
dieser Saft auch bei diesen Schneekcnarten der befruchtende Saamen sey. Zeitsch. fü r Physiologie
S. 10. 27. g l. —
Betrachten wir mm das Muschelei aus dem Gesichtspuncte, wie dasselbe in seiner natürlichen
Gröfse dem unbewaffneten Auge nur als einPunct erscheint, und wie dieser Punct wiederum
von unzähligen Thierchcn bewohnt w ird : so sehen wir uns hinabgeführt in eine neue, wundervolle
W e lt , die ihre Geschöpfe auf dem ganzen Erdbälle in einer so erstaunlichen Anzahl verbre
ite t, dafs sich die Summe nicht durch Milliarden aussprechen läfst.
alten Muscheln, unter dem Sclilofsbande, zeigt sich als hellere Stelle (Fig. 14. a.),
und schlägt 14 bis 18 Mal in einer Minute. Diesem zur Seite bemerkt man einen
dunkeln Fleck (b.), wahrscheinlich die Leber, und an dem untern Muschelende scheinen
einige Spitzchen Vorzuragen, vielleicht Rudimente der hintern Tastfäden. Diefs
ist aber» auch alles, was sich, selbst unter der stärksten Vergröfserung, von Organen
unterscheiden läfst. Dafs Muskeln schon vorhanden sind, bezeugt die Bewegung der
Schalen, indem sich diese, mit einem krampfhaften Zucken, bald öffnen, bald wieder
schliefsen (Fig. 15, b. c. d.), oder auseinanderlegen und so gleichsam einem
aufgeschlagenen Buche ähnlich sehen (Fig. 15. a.).
Alle bisher mitgetheilten Beobachtungen habe ich an der jungen Muschel, so
lange diese in den Kiemenfächem ruhte, gemacht; da sie nunmehr ihre volle Reife
erlangt hat, so bleibt mir nur noch Einiges über deren Austritt in das freie Leben
hinzuzufügen übrig.
Der Eiergang, welcher längs der Rückenränder der obern Kiemenblätter hinzieht,
mündet in der Afterröhre, und zwar zu beiden Seiten, in den Winkeln, welche
die Scheidewand der dort vereinigten Kiemenblätter bilden. So wie durch ihn
(wie wir oben gesehen haben) die Eier in die Kiemenfächer gelangten, eben so gelangt
nun auch die junge Brut durch ihn in das freie Leben, nur dafs dabei eine
umgekehrte Reihenfolge statt findet, indem damals die ersten, dem Bauche zunächst
gelegenen, Kiemenfächer sich auch zuefst mit Eiern füllten, jetzt aber die letzten, dem
After zunächst gelegenen Fächer, sich der Brut zuerst entleeren. Bei den beiden
Gattungen Anodonta und U r io ist der Entwickelungsprocefs vollkommen übereinstimmend
, und nur darin verschieden, dafs bei jener die junge Brut ungebunden in
den Kiemenfächern (Taf. II. Fig. 16. 17.) in einem schleimigen Fluidum ruht, bei
dieser hingegen die Brut sich gleich beim Eintritte in Massen verbindet; dafs ferner
die Anodontae die jungen Muscheln in Sclileimfädeji gehüllt, welche Perlenschnuren
nicht unähnlich sind, absetzen, die Uniones aber solche in Massen gebären.
Diese Massen (Taf. 11. Fig. 18.) haben die Gestalt der Kiemenfächer, und verhalten
sich zu diesen, wie der Abgufs zu der Form *). Das Gebären selbst geschieht nun
*) Daher mochte es auch kommen, dafs man in der-Isis, 1822. 10, Heft S. 1095. gegen mich den
Verdacht aussprach, als hätte ich , statt der Eiermassen, die Kiemen seihst (L. u, Wasser Schn.
Taf. VIII. Fig. 24. 25 ) abbilden lassen,