liegt. Dieser äufsere Mantelkranz ist mit einer Menge feiner Muskelfasern belegt,
deren Wurzeln vom Kreismuskel (Taf. I. Fig. 2. i. i.) ausgehen, und deren Spitzen
sich nach dem äufsern Ende des Mantelrandes ausdehnen; sie geben dem Mantelrande
die Fähigkeit, sich vor - und rückwärts zu bewegen, und den Schleim an den
äufsersten Rand der-Schale anzulegen.
Das Schlofsband sowohl, als die äufserste Schalendecke, die Oberhaut, scheinen
aus einer gleichartigen, jedoch von dem Schalenstoffe selbst sehr verschiedenen
Substanz, welche eigenthümliche, theils am Mantelrande, theils am Rücken des
Thiers, befindliche Drüsen absondern, zu bestehen. Jene des Mantelrandes entwickeln
zugleich den Färbestoff, so wie diese noch einen kalkhaltigen Saft beimischen, welcher
gerinnt, und beim Durchbrechen des Schlofsbandes sich als dessen innerer
Kern zeigt;
Der äufsere Schalenbau wird unterbrochen, sobald das Thier gelbst-nicht an
Gröfse zunimmt; es verwendet alsdann vielleicht den sich ergieTsenden Saft zur Verstärkung
der innern Schalenwände, oder, was mir nicht unwahrscheinlich ist, zur Zeit der
Fortpflanzung, zur Erzeugung und Entwickelung der Brut. Während dieser Unterbrechung
sondern dennoch die Drüsen des Mantelrandes unausgesetzt, den, der Oberhaut
angehörigen, Stoff ab, welcher sich alsdann am Rande der Schale häuft, bei
dem fortgesetzten Schalenbaue mit eingewoben wird, und alsdann eine dunkel gefärbte,
von der herrschenden Farbe der übrigen Schale ausgezeichnete, Binde zu-
rückläfst. Ist der Bau der Schale vollendet, so begränzt dieser Stoff den Schalenrand,
und wird dem verweseten Pflanzenbaste ähnlich; bei dem fortgesetzten Baue,
derselben aber, dient er den Lamellen, welche die Schale bilden, als Unterlage.
Die Muskeleindrücke verändern ihren Standpunct, und nehmen in dem Verhältnisse
an Umfang zu, als die Muskeln selbst wachsen und sich ausdehnen. In
der Richtung nach den Wirbeln, von denen die Musjkeln und übrigen Theile ausgegangen
sind, sterben einzelne Muskelfasern ab, so wie nach den übrigen Seiten sich
neue ansetzen,' oder die vorhandenen sich verstärken. Auf diese Weise verläfst der
Muskel allmälig die früher innegehabte Stelle, und folgt dem, in gleichem Verhältnisse
vorrückenden Schalenrande. Vielleicht gelingt es mir, das Gesagte durch folgende
Darstellung noch anschaulicher zu machen: Man denke sich einen spitzen
Kegel; lege diesen so, dafs die Kante der Basis, deren Umfang mit dem des Muskeleindrucks
gleich seyn mufs, auf diesem ruht (Taf. VIII. Fig. 7. a. b.) die Spitze
aber bis unter die Wirbel (g) reicht; schneide nun den Kegel, an der Spitze anfangend,
in dünne Queerscheiben, so dafs die zuletzt abgeschnittene Scheibe jedesmal
auf die vorletzte, und endlich die letzte Scheibe, oder Basis, auf den Muskeleindruck
(a. b.) fällt: so wird die Reihe dér Scheiben die vom Muskel zurückgelegte
Bahn, und eine jede für sich den frühem Standort des Muskels bezeichnen, ungeachtet
die Spuren derselben, durch die weiter aufgelegten Lamellen, längst übertüncht
und erloschen sind. Bei solchen Schalen, welche sich nicht nach aufsen
vergröfsern, sondern nur von innen verstärken, behält der Muskel unverändert seine
Stellung; die Lamellen legen sich rings um denselben, und die Impression wird dadurch
allmälig tiefer.
Das Abgeriebenseyn der Wirbel ist eine gewöhnliche Erscheinung, welche noch
eine besondere Beachtung verdient. Wäre eine fortdauernde organische Verbindung
zwischen dem Thier und der Schale' erweislich, so würde sich jene Erscheinung
dadurch erklären lassen, dafs diese nähere Verbindung den Wirbeln, als den ältesten,
zuerst entstandenen Schalentheilen, auch zuerst wieder entzogen würde, und
dafs die Lamellen dadurch ihre Coliärenz verlieren und abfallen. — Aeufsere
Gewalt oder Reibung der Wirbel an fremden Körpern, ist schon aus dem Grunde
nicht wahrscheinlich, weil die Wirbel jederzeit nach oben gerichtet, und bei
dem Fortbewegen der Schale mit nichts in Berührung kommen. Durch Wasserströmungen
könnten sie wohl aus dieser Lage gebracht, und, nach den Gesetzen
der Schwere, das Oberste nach unten gekehrt, auf dem Boden fortgerissen,
und somit die Wirbel abgerieben werden; allein diesem widerspricht, dafs man auch
an solchen Muscheln, welche in völlig ruhigen Gewässern, als Seen, Teichen etc. leben,
dennoch die Wirbel abgerieben findet. Mir scheint die Eigenschaft des Wassers
selbst mehr oder weniger nachtheilig auf die Schalensubstanz einzuwirken; man
findet nämlich an solchen Muscheln, welche Bäche und kleine Flüsse bewohnen,
die ein kaltes, hartes Bergwasser führen, die Wirbel am meisten zerstört; weit weniger
aber an den Bewohnern der grofsen Flüsse und Seen und anderer stehender
Gewässer.