a E I N L E I T U N G
Nur wenige aus dem grofsen Haufen der Weichthiere sind b ey uns
auf dem festen Lande oder in süfsem W a s s e r einheimisch.
§• 2.
E in t h e i lu n g de r W e i c h th ie r e in S c h n e c k e n (Gasteropoda) und
M u s c h e ln (Acephala).
Die b é y uns lebenden Weichthiere pflegt man zw a r gewöhnlich mit
dem allgemeinen Namen S c h n e c k e n zu bezeichnen; doch unterscheidet
man auch schon im gemeinen Leben häufig und richtiger von den
S c h n e c k e n die M u s c h e ln und begreift unter?
S c h n e c k e n W e ich th ie re , welche nackt sind, oder in einem einscha-
ligen Gehäuse woh n en , unter:
M u s c h e ln aber diejenigen, welche von einer doppelten Schale eingeschlossen
werden.
Auch die Wis senscha ft hat diese letztere Eintheilung im Wesentlichen
beibehalten. B e y L inné heifsen alle mit einem kalkigen Gehäuse versehenen
Schnecken und Muscheln Testacea (Schalthiere oder Conchylien), und
bilden in seinem Systeme die dritte Ordnung in der Classe der W ä rm e r , in
welcher er die oben als Schnecken näher bezeichneten Geschöpfe Cochleae
(einschalige Conchylien), die als Muscheln aber aufgeführten Thiere Con-
choe (zweischalige Conchylien) nennt. Nur die nackte Schnecke {U m a x )
ist b ey ihm in der zweiten Ordnung der W ä rm e r , w elche die Mo llu s ca ,
einfache mit Gliedern versehene W e ichthiere, in sich schliefst, aufgezählt.
C uvier endlich fügte jenen oben angegebenen Unterscheidungs-Merkmalen
noch einige wesentlichere hinzu, dafs nemlieh die Schnecken einen freien
mit Augen versehenen K o p f haben und auf dem Bauche kriechen, und nannte
daher diese G a stéropodes ; die Muscheln hingegen nannte er A c ép h a le s , da
an denselben weder Kopf, noch Fühler, noch auch Augen bemerklich sind.
§• 3.
A u f e n t h a l t .
Die M u s c h e 1 n leben ohne Ausnahme im W a s s e r auf dem sandigen oder
schlammigen Grunde der Flüsse, Bäche, Teiche und Graben; die S c h n e c k
e n hingegen wohnen theils auf dem Lande, theils im W a s s e r und können
demnach in Land- und Wasserschnecken eingetheilt werden.
Die W a s s e r s c h n e c k e n findet man häufig in stehendem W a s se r an
Pflanzen oder auf dem Boden kriechend, seltener in Flüssen und Bächen.
Die L a n d s c h n e c k e n hingegen lieben feuchte schattige Orte; man
findet sie unter Hecken und Zäunen, an Baumstämmen und W u r z e ln , bemoosten
Mauern und Felsen, besonders aber an den Ruinen der Bergschlösser.
W ährend der Wintermonate leben die Schnecken in einem Zustande von
Erstarrung. Die Landschnecken suchen Schutz in kleinen V ertiefungen der
E rd e , unter Moos und Baumlaub, an W u rz e ln oder an dem Fufse alter
Mauern, nachdem sie sich in das Gehäus völlig zurückgezogen und die Mündung
, gegen den Andrang der Kälte und Nässe , oder andere Feinde, durch
einen D e c k e l verschlossen haben. Dieser Deckel besteht gewöhnlich aus
einer feinen, hornartigen Haut, welche sich .aus ihrem eigenen, an der
Luft erhärteten, Schleime erzeugt, zuweilen auch aus einem baumwollenartigen
G eweb e , und nur selten, wie b ey der Helioc pomatia u. a . , aus
kalkartiger Substanz. Die Wasserschnecken verstecken sich im Schlamme
oder Sande; doch findet man einige, besonders Limnäen, selbst unter der
Eisdecke, im Zustande eines thätigen Lebens.
§• 4
B e w e g u n g .
Die Fortbewegung der Weichthiere geht bekanntlich nur sehr langsam
von statten. B e y den Schnecken wird der Körper durch'eine wellenartige
In