ÜÜiehr als anbere Siagetljiere cerbient ber § a f e Sibtfftitien« (Le-
pus habessiuicus) einer Erwähnung. (Sv unterfc^eibet fich in ©itten
nnb SBefen bielfad; bou bem unfrigen unb berfteht eS, ben Säger toie ben
Siaturferfrier in ©rftaunen gu fersen, i
’ Sn ber ©amchara ebenfotoohl, toie auf ben§ochebenen beS@ebirgeS'
ift tiefes | ä in feiner ©eftalt auffallenbe 2f)ier eine fehr gewöhnliche
©rfcheinitng. SRan begegnet ihm überall, too bieDertlic^feit nur einiger*
maßen geeignet ift, einen §>afen gu beherbergen, ©agu gehört in Sifrifa
weniger, als bei uns 5 benn aße ffififteri* ober ©tewenihtere finb weit
anfpruchslofer, als biejenigen SDiitglieber berfelben gamilie unb fogar
berfelben ©ippe, welche unfer reiches ©uropa beherbergt, ©elbft ba, too
bie ©amchara beinahe reine SBüfte genannt werben fann, ift ber abif*
finifdhe §afe gu finben. ©ie wenigen ißftangen unb trauter, welche in
bem harten ®ieSboben ober im trodenett ©anbe fich erhalten fönnen,
genügen ihm boßfomnten gu feiner üftahrung. 'üiur an beri fteilen ®e*
hängen ber Serge fiebelt er fich nicht an;' er liebt ein betuliches, Be*
quemes Seben unb wählt fich beShalb immer bie ebenften ©teilen gu
feinem Wofnftau aus. Stuf folgen (Ebenen finb et ihn ber Säger ober
ber Dieifenbe, welcher baS eine ober baS anbere ©ebiet burchgieht, überall
unb in Sttenge auf. ©a, wo ber Sflcmgenreichthum größer ift, als ge*
wohnlich/ ift er gemein: man lann gugleicb bier bis fechs'©tüd bor W
herlaufen fehen.
©S fcheint wirllich, als ob unfer f)afe erft burch bie fftachfteßungen,
welche er erleibet, gn einem Sthiere geworben ift, welches fich nicht nur
äußerft furchtfam, fdheu unb flüchtig geigt, fonbern auch 9«* nicht feiten
.©Flauheit unb eine gewiffe Sift offenbart. Sn Slbiffinien rechnet man
ben §afen unter bie unreinen unter biejenigen nämlich/ beren
©enuß bereits fKofeS »erbietet, weil fie „gehaltene flauen" haben. Sn
anbern Sänbern SlfrifaS finb bie (Singebornen feineStoegS fo ftrengglänbig,
baß fie baS ledere VHlbpret beS ipafen. berachten foüten; in Slbiffinien
aber glauben bie fOfahammebaner ebenfowohl, wie bie ©hriften, ;ein großem
Unrecht gu begehen, Wenn fie baS SBilbpret beS §afen genießen. ©es*
halb wirb unfer ST^ier feitens beS ätfenfehen nicht im geringften beläftigt
unb hat alfo ben ©rgfeinb aßer ©efchöpfe bis heutigen ©ageS nD$ ^
fennen gelernt. StnberS fann ich mir bie ©ummbveiftigfeit beS langiöff=
liehen ©efeßen nicht erflären.
@S hält auch in Slbiffinien fehr fchtoer, einen §afen im Säger gu
entbeefen. ©ewöhnlich giebt fich „Sttinbele" gar nicht bie iDiühe,
fid) ein Säger gu graben; biefleidjt hinbert fie auch ber oft fehr harte Soben
baran, @ie brüeft fich aif° 9a«S einfach neben einem ©rasbufhe ober
felbft mitten in ber pflangenreichen ©bene auf ben Soben hin nnb ber*
traut auf ihre langen Söffet unb ihre langen Säufe, Sn ber Siegel fteht
fie fhan auf oiergig, ja auf fecßSgig ©chritt cor bem Säger auf 5 nun aber
(geigt fie eine ©ummbreiftigfeit ober llngef<htefiich>feit ohne ©leichen. ©S
■faßt ihr gar nicht ein, eiligen SaufeS ihr §eil in ber fflucht gu fucheu,
fonbern fie geht höchftenS auf gtoangig, breißig ©chritte langfam bahin,
tootnöglich bem nächften Bufche gu unb fe^t fich ^ier unter bem bünnen
J@egtoeige, welches ihre gange ©eftalt erfennen läßt, fo unbeforgt nieber,
als gäbe, es gar feinen ffeinb für fie. Siur bie Söffe! werben nach ber
|»erbächtigen ©egenb gerichtet; im übrigen belummert fich bie SDiinbele
faum um ben ©törenfrieb, Sch habe toieberholt gu erfahren berfucht,
toie nahe ber Ipafe ben Säger an fich h^ranfommen läßt, unb niebt bloS
gefunben, baß berfelbe bequem auf gute Schußnähe auShätt, fonbern
j fogar auf längere ,3eit eine Verfolgung möglich macht, ohne an bie flucht
|n benfen,- ■ ÜKanöhen §afen habe ich fünf bis fedjS fKal nach einattber
laufgeirieben unb enblid) boch noch erlegt. 9IuS gehlfchüffen macht er fich
nur fehr wenig;:ben, welchen man heute fehlte, fmbet man am nädjften-
©age ficheriieb genau an berfelben ©teile toieber unb ebenfo albern,
lebenfo breift, wie guoor, ©ie Ipafettjagb wirb bem §!orblänber fchließlich
gerabegu unangenehm: man fchämt fich förmlich, ben einfältigen ©efeßen
ignfammengufchießen ; unb Wenn eS fich nicht eben um nothwenbigeS
jffiilbpret hanbelt, befümmert man fich halb faum noch um ihn.
©ang anberS benimmt fich ber fpafe, wenn man in Begleitung oon
|§unben ihm nachfteßt. ©r beweift bann, baß er in üöolfshunb unb
|@chafai, in guchs unb Sagbleoparb geinbe fennen gelernt hat,
toeiche ihm gefährlicher werben, als ber gleichgiltige SDienfd;. freilich
[fann man noch immer nicht feftftellen, ob er ans eigenem 2Iittriebe
[fo etltg flüchtet ober nur bon bem ipunbe, welcher feine Verfolgung reget*
[mäßig mit ©ifer aufnimmt, getrieben wirb; fo biel aber glaube id;
I Bemerft gu haben, baß er fich bor bem $unbe ungleich mehr fürchtet, als