V a r ic ta s a d i s c o lo r .
Tab. X n .
Quinquinas taf. V excl. fig. c. 1.
riunì in herb. rcg. berolinense.
G. i.ancifol!a Mot. W edd. hist na
G. anoustifolia Ruiz specimen <
F o l i i s o v a t o -la n c e o l a t i s , basi rotundatis, apice acutis, supra glabris nitentibus, subtus glaucescentibus totidem, praes.
tim in costa venisque, m inutissime puberulis; foliis floralibus o v a t i s a c u m in a i is.
In den letzten Decennien des vorigen Jahrhunderts entdeckte Mutis diese Pflanze Neugrannda’s zwischen le n n und Bogota
m e in e r Höhe von 7000 Fttfs über dem Meere, und veröffentlichte in der Litteraturzeitun'g von Bogota 1793 eine kurze Beschreibung
derselben. Er hielt diesen Baum, der dort T u n it a genannt wird, für sehr selten, was auch die spateren Schriftsteller, z.B .
Alihert, wiederholen. Dies ist jedoch nicht der Fall; die 0 . lancifolia ist vcrhältnilsmatsig nicht seltener, als andere tropische
Waldbäume, die fast regelmäßig einzeln im Walde zerstreut, selten in Gruppen nebeneinander Vorkommen. Vom Paramo de Olnta
bis zum Vulkan von Pasto d. h. vom 5ten Grade nördlicher Breite bis in die Nahe des Aequators finden sich in der von Nebel und
Regenwolken fast ununterbrochen verschleierten Waldregion unterhalb der hohen Gebirgsgipfel, die beständig oder vorübergehend
mit Eis, Reif oder Graupeln bedeckt sind, besonders in der östlichsten Gebirgskette, Wälder zerstreuter Cinchonenstümmc. Zuweilen
erreichen die größten Stämme eine Höhe von 80 Fnfs bei einem Durchmesser von nabe gegen 5 F u ß ; es sind dies jedoch
seltene Findlinge, indem durchschnittlich fclsdicke Stämme von 4 0— 5 0 Futs Höhe als ausgewachsene Bäume betrachtet werden.
Die Rinde der Stämme und Aeste ist mit M oos, Farm und Flechten mehr oder weniger dicht bedeckt; als fast gesetzmäßige Eigen-
thümlichkeit derselben finden sich tiefe schräglaufende Querfurchen, die einen Theil des Stammumfanges umgeben, als Andeutungen
der in der Borkenbildung zurückgebliebenen Anheftungsstellen der Blattorgane. Die jüngern Zweige sind etwas breitgedrückt, stumpf
vierkantig,' ebenso wie die Blattstiele und Verästelungen des Blüthenstandes mit anliegenden ¡deinen Hüärchcn bedeckt Die gegenüberstehenden
Blätter sind lanzettförmig, an jedem Ende zugespitzt, ganzrandig, oben völlig glatt und glänzend, unten auf der
Mittelrippe in der Jugend mit kleinen Haarclten besetzt, die besonders in den Achseln der Adern häufig sind, länger stehenbleihen
und hier ein Grübchen bedecken, das auf der Oberfläche des.Blattes als geringe Erhabenheit hervortritt. Die Blattfläche ist 12 Cen-
timeter lang 4 ’/, Centiincter breit; der halbrunde, .oben flache, kahle, unten kurz behaarte Blattstiel ist 16 20 Millimeter lang. Die
jungen Blätter sind glänzend grün geferbt; an den ausgewachsenen färbt sich zuerst der Blattstiel, dann die Mittelrippe, die Seitennerven
und Adern, endlich das ganze B latt roth, worauf es abfällt; ebenso verhalten sich die zwischen den Blättern stehenden hinfälligen,
lanzettförmigen, zugespitzten, glatten Nebenblätter, die an der Basis der innern Seife mit mehreren Reihen von haarförmigen,
Drüsen besetzt sind, und mehr oder weniger die Länge der Blattstiele haben. Der gipfelständige, rispenförmige Blüthenstand ist
ans Trugdolden zusammengesetzt, deren Hauptäste in der Achsel von verschmälerten kleinen Stengelblättem stehen, während die
kleineren Aeste nnd Blumen von pfriemenförmigen Deckblättchen gestützt werden. Das kegelförmige Kelchrohr ist dem Eierstock
angewachsen, durch kleine Häärchen striegelhaarig, ebenso wie det freie, glockenförmige, fünfzähnige, glatte Saum rothbrann gefärbt.
Das cylindrische Rohr der Blumenkrone ist 10 Millimeter lang, außen scidcnhaarig, innen glatt mit dem fünftheiligen Saume fleischfarben
rötlilich gefärbt; die eirunden, spitzen Lappen tragen auf dem Rande der Innenfläche einen dichten weifsen Haarfilz; in der
Knospe liegen die Lappen des Saumes klappig nebeneinander, während der Blüthe sind sie ausgebreitet. Fünf Staubgefäfse sind
der Mitte des Blumenrohres eingefügt und ragen sehr wenig Bus demselben hervor; die fadenförmigen platten Staubgefäße sind
vier Millimeter lang; die linealischen Antheren öffnen sich nach Innen der Länge nach mit zwei Spalten; sie sind an där pfeilförmigen
Basis angeheftet, wenig kürzer als die Staubfäden. Der knglige Pollen zeigt drei kreisrunde hellere Stellen. Auf dem Fruchtknoten
steht ein fleischiger fünfkerbiger Drüsenring. Der unterständige Eierstock ist zweifäehrig, vieleug; die linealischen Eiträger
sind der Mitte der Scheidewand angeheftet und tragen die umgewendeten, aufsteigenden Eichen in mehreren Reihen. Der Stielfunde,
kahle Griffel ist länger als die Staubgefäfse, meistens in dem Blumenrohre eingesehlossen, seltner etwas hervorragend; er endet m
zwei linealische flach aneinanderliegende Narben. Die längliche, gestreift-gerippte, kahle Kapsel Bpringt der Länge nach wandspaltig,
von der Basis nach der Spitze hin fortschreitend, auf, nnd bleibt von dem Kelchsanme gekrönt, die verschiedenen Gewebeschichten
der Kapselwand bleiben mit einander vereinigt; sie ist 6 - 8 Millimeter breit nnd 1 7 - 2 0 M. M. lang. Der lanzettförmig-elliptische,
plattgedrückte Saame is t 7— 8 Millimeter lang, 2 - 3 M. M. breit, mit einem häutigen durchscheinenden Flügel umgeben, dessen
Rand gekerbt-gezähnt ist; der ovale Kern beträgt ein Sechstel der ganzen Länge des Saamens. Die Saamenlappen des graden in
der Axe des fleischigen Eiweißes liegenden Keimlinges sind oval nnd liegen flach aneinander, das stielrunde Würzelchen ist nach
unten gerichtet.
An den Blumen dieser Art wie an denen der C. coiymbosa Erst, wurde zur Zeit des Aufblühens nicht selten ein Längenrifs des
Blumenrohres bemerkt, was auch schon Weddel an den Blumen der 0 . Oalisaya und an anderen Arten beobachtete.
Die Varietät d i s c o l o r hat eirund-lanzetdiche oben zugespitzte Blätter mit abgerundeter Basis; ihre Oberfläche ist glänzend,
glatt und kahl, die Unterfläche bläulich grün, und besonders an den Nerven und Adern sehr fein rauhhaarig; die blüthenstandigen
Blätter sind eirund zugespitzt.
Ruiz und Pavon, die ersten Beschreiber dieser von Mutis benannten und bei Bogota in der Gegend von Tcna, in dem boca del
monte genannten Gcbirgswaldc zuerst aulgcfiimlcnen Art, glaubten wie später auch Zen annehmen zu dürfen, dats dieselbe auch in Peru
vorkomme, nach der grofsen Aehnlichkeit zu schließen, die die Rinde der C. l a n c i f o l i a , bei Bogota gesammelt, mit einer aus
Chicoplaya stammenden besitzt; indessen haben weder die Forscher Peru’s noch Weddel, der jüngste Reisende und Monograph der
peruvianischen un d ‘bolivianischen Oinchonen, in jenem Gebiete diese nördlich vom Aequator einheimische Art aufgefunden. Ruiz
nnd Pavon hielten anfangs die C. lancifolia mit ihrer C. la n c e o la t a (Cinch. glabra, Quinologia p. 64) für identisch, doch schon im
zweiten Bande der Flora von Fern widerrufen sie diese Ansicht, nnd geben dort Seite 51 und im dritten Bande Seite 1. nnd Tafel
223 die Beschreibung und Zeichnung der C. lanceolata als eine selbstständige, von der lancifolia verschiedene Art, deren breitere,
ziemlich glatte Blätter kürzer gestielt sind, so daß die eiförmigen, an der Spitze abgerundeten Nebenblätter die Länge der Blattstiele
viermal übertreffen, und deren Staubfäden an der Basis behaart sind. Auch ist die Rinde der C. lanceolata, die eich, von
Pavon gesammelt, in der königlichen Berliner pharmacognostischen Sammlung befindet, durchaus verschieden von der im Handel
als China flava dura bekannten Rinde der C. lancifolia. Auch in Pei n ist die Rinde der C. lanceolata Ruiz et Pav. nicht gebräuchlich,
wie schon aus dem Namen Quinn boba amarilla hervorgeht, den ihr die Eingebornen geben. Ruiz erhielt durch seinen Freund Lopez
einige trockene Zweige der Mutisschen C. lancifolia, doch erkannte er nicht an diesen die hier vorgeführten Varietäten, er zeichnete die
lanzettblättrige und bewahrte in seinem Herbarium die mit eirnndlanzettliohen Blättern versehene Pflanze unter gleichem Namen auf. De
Candolle Prodrom. IV p. 352 stellt die C. lanceolata Ruiz e t Pav. als Varietät zu der von diesen Botanikern aß C. angustifolin beschriebenen
0 . lancifolia Mut., die aber ans den angeführten Gründen, wie auch schon Ruiz ansspricht, eine gänzlich verschiedene Art bildet:
und noch weiter fehlgreifend zieht er mit Römer e t Schultes (S y st V. p. 9) die C. n it id a (Flora peruv. n . p. 50 t. 19 nec Weddel
hist. nat. des Quinq. p. 47 t X. A.) als dritte Varietät der lancifolia zu diesen beiden, die verkehrt eiförmige, gänzlich kahle,
größere nnd fleischigere Blätter, sowie eine ins Eotklichc gefärbte, härtere, faserige, außen schwärzlich-graue Rinde hat, ohne Zweifel
der 0. Oalisaya Wedd. näher stehend als der 0 . lancifolia Mut. — Weddel zieht diese C. lancifolia M. als Varietät zu der C. Oon-
d um in e a Hamb. Bonpl. (Kuntli nova gênera e t spee. I pag. 38 tat. X .), der Quirn,qui,m de la Condamiae’s (Histoire d e l’Aeademie royal
des seienees 1738 cum tab.), Cinchoua offioinalis Linné (speo. plant I. II.) Lamb. (Description o f the gomis Cinchona tah. I., „ec. Linné
spec. plantar. XII et X III.) Die kurzen, eiförmigen Kapseln, die ovalen Samncn mit gezähntem Rande, der sperrigere, ausgebreitetere
Blüthenstand, die länger gestielten größeren Blumen, die Form nnd Färbung der Blätter, so wie die gänzlich verschiedene Rinde
der 0 , Condaminea sprechen jedoch gegen eine solche Verbindung, obgleich ein Mangel an Grübchen in den Aderachseh, der Blatte
fläche bei der 0 . lancifolia nicht, wie Weddel glaubt, eine Verschiedenheit beider Formen darthul.
Tat XL stellt «man fruchttragenden Zweig der Mutis'sohen Cincliona la n e ifo lia vor; auf dar Taf. XII. ist die Varietät d isco lo r
mit Warnen and Früchten dargestellt. Fig. 1. a and b stellt ein abgefallenes Nebenblatt von der Rückseite and Vorderseite dar. 2. Ein Stück
Rinde eines älteren Astes, von dem die Oberhant entfernt ist, von außen gesehen. 3. Dasselbe von innen. 4. Ein Stück Stammelnde von
außen. 5. Ein Abschnitt eines zoUdicken, mit Rinds bedeckte,, Astee. 6. Eine Dluimmfciono kara vor dem Aufblühen der Länge nach durchschnitten.
7. Eine aufgeblähte Blume. 8. Die der Länge nach auigeaehnitteno Blnmenkroao der Leisteten ansgebreitet nnd von innen geneben
9. Der Fruchtknoten mit stehnngebllebnnem Kelch und Griffel nach der Entfernnag der Blumenkrone. 10. Derselbe Fruchtknoten von dem
die Hälfte des Kelehsaumss sbg.sehaittea wurde, um den auf dem Fruchtknoten stehenden Drfia.nring frelznlegen. 11. Drei 8taubgefäße von
verschiedenen Seiten gesehen. 12. PoUenkärner. 13. Eine querdnrehaehnittene Kapsel vor dem Oeünen derselben. 14. 15. 16. Drei etark ver-
grSfserte Saunen vom Riiokon, von der Bauchseite und nach Entfernung eines Theiles der Saamensehaele, um den Embryo frei in logen.