An dem östlichen Fufse der Oordillere von Bogota fand ich diese, durch die Anheftung der Blumenkrone eigenthümliche Cin-
chonee, nicht fern von der Grenze der grasbedeckten Ebenen, auf einer Excursion, die. ich in Gemeinschaft m it meinem Freunde Jose
Triana in diese, von Botanikern bisher kaum besuchte und von den Bewohnern Bogota’s wegen des dort endemischen typhösen Fiebers
aufs höchste gefürchtete Gegend machte, in feuchten, schattigen Wäldern. Ich sah Bäume von 30— 3 5' Höhe, mit dicht belaubter
Krone, auf acht bis zehn Fufs hohem, mit graubrauner Rinde bedecktem Stamme. Die rothgcfärbten, nicht sogleich beim Entfalten der
Blätter abfallenden Nebenblätter, die zwischen den grünen, lanzettförmigen, kurzgestielten Blättern stehen, geben der Pflanze das Ansehn
einer echten Cinchone. Die Zweige sind stielrund, die jüngsten, kaum etwas kantigen, ein wenig kurz behaart. Die im Durchschnitt
zwei Decimeter langen und ein Drittel so breiten, an der.Spitze und Basis verschmälerten, mit einer längeren Spitze versehenen,
häutigen Blätter sind kurzgcstielt., ganzrandig, liederadrig, und mit vielen «fast parallelen, verzweigten und anastomosirenden Adern
netzartig durchzogen, die die 12— lß gröfseren, gebogenen, in’den Blattrand1’verlaufenden Seitennerven verbinden; sie sind an der Un-
terflächc etwas heller gefärbt als an der Oberfläche: letztere ist gänzlich kahl, während erstere an den Rippen stark seidenartig und an
der übrigen Fläche schwach behaart ist. Die länglichen, aufsen seidenhaarigen Nebenblätter sind innen kahl, an der Basis mit einer Reihe
von Drüsenhaaren besetzt; sie sind dreimal länger als die Blattstiele, zwischen denen sie stehen. Der gipfelständige Blüthenstand ist eine
gewöhnlich 5ästige Dolde, deren Aeste oft einmal gabeltheilig sind und einseitswendige, fast sitzende Blumen tragen, eine Wickeltraube
darstellend, die während der Knospenlage spiralig zurückgerollt ist-; die H auptblumenstiele sind vierkantig und striegelig behaart, ebenso
die sitzenden, regelmäfsigen Zwitterblumen, die zuweilen durch ein sehr kleines Deckblättclien gestützt sind, zuweilen ohne ein solches oft
demselben gegenüberstehen. Das verkehrteiförmige Kelchrohr ist dem Ovarium angewachsen, der freie, fünftheilige Saum ist innen kahl,
die lanzettlichen oder dreieckigen Zipfelchen sind zugespitzt und krönen d ie Frucht, bis sich dieselbe öffnet und in die verschiedenen Gewebe
zerfällt. Die weifse präsentirtellerförmige Blumenkrone ist dem Kelchsaume eingefügt; ihr 1 2— 14 Millimeter langes, walzenförmiges
Rohr ist doppelt oder dreifach länger als der Kelch, innen kahl; der Saum ist tief fünfspaltig, die lanzettlichen Zipfel liegen während
der Knospenlage klappig nebeneinander, an der Spitze endigen sic in zwei Lappen, die während der Knospenlage zusammengefaltet
und einwärtsgebogen sind, während des Blühcns sind sie ausgebreitet, ihr Rand ist gekerbt und wellig gekräuselt. Die fünf Staubgefäfse
wechseln mit den Zipfeln der Blnmenkrone, sie bleiben in dem Rohre, derselben verborgen und sind oberhalb seiner Basis angcheftet.;
die linealischcn Staubbeutel stehen mit der zweitheiligen Basis auf pfriemenförmigen, sehr kurzen Staubfäden, sie öffnen sich nach innen
mit zwei Längenspalten. Ein nngetheilter, stark behaarter Drüsenring umgiebt. die verdickte, behaarte Basis des kahlen, stielrunden,
von der letzteren sich trennenden Griffels; die beiden halbcylindrischen, aufrechten Narben sind in dem Blumenrohre eingeschlossen.
Der unterständige, zweifächrige Fruchtknoten enthält zahlreiche aufwärtsgerichtete, schildförmig angeheftete, sich dachziegelig deckende,
umgewendete Eichen, welche allseitig die lineaüschen Eiträger bedecken, die in jedem Fruchtknotenfache der L änge nach mit der Mittellinie
der Scheidewand verwachsen sind. Die zweifächrige, lincalische, 6 Centinieter lange und 2 —3 Mm. breite, von der Seite etwas
zusammengedrückte Kapsel ist schwach behaart, öffnet sich scheidewandspaltig, zweiklappig. Die Innenfruchthaut jeder Klappe löst
sich dann von dem äufseren, dem Kelche angehörenden Gewebe, spaltet der Länge nach in zwei Theile und rollt schraubenförmig auf.
DieSaamen sind mit einem linealischcn, häutigen Rande versehen, der sowohl an der zweispaltigen Basis als auch an der Spitzel gezähnt ist.
Die zweite zu dieser Gattung höchst wahrscheinlich gehörende Art wurd’e von Tafalla bei Chicoplaya in Peru gesammelt und
von Ruiz und Pavon in dem zweiten Theile der flora peruviana pag. 53 als C in c h o n a d ic h o tom a . beschrieben und Tafel 197 abgebildet;
sie unterscheidet sich von der J . umbellifera dadurch, dafs nicht wie bei dieser z w e i Paare von blüthentragenden Aesten unter
dem Hauptaste zusammenrücken, die die Form einer Dolde geben, besonders aber durch die Behaarung der oberen Blattfläche und
durch die kürzeren Nebenblätter. Die Blumen dieser J. dichotoma sind nicht bekannt. Weddel bezog auf diese Pflanze besonders den
Namen Ladenbergia (hist. nat. des Quinq. pag. 92) welchen Klotzscli den zu einer Gattung vereinigten Sectionen Buena (Buena P ohl et
Cascarilla Endl. ex pt.) und Cascarilla (Cascarilla Endl. e x pt.) beilegte, alle übrigen Arten der Ladenbergia Kl. Cascarilla nennend
und sie mit der Cascarilla Endlicheres identificirend, — Dies ist. jedoch nicht zu billigen, denn abgesehen davon, dafs der von Weddel für
seine Gattung Ladenbergia aufgestellte Charakter nicht, richtig ist, wie ich dies in Koch’s Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde
1858 nachgewiesen habe: mufs der von Klotzsch gegebene Gattungsname der Mehrzahl der Arten verbleiben, mögen diese als Gattung
oder Untergattung angesehen werden, und die Bezeichnung Cascarilla verbleibt der von Klotzsch als solche definirten Section seiner
Gattung (jetzt Untergattung) Ladenbergia. —
Von allen übrigen Gattungen der Cinchonengrappe ist die Joosia durch die Verwachsung der Blumenkrone mit dem Kelchsaume
verschieden, wie sic sich habituel durch den eigentümlichen Blüthenstand und die abweichende Bhuncnform von allen auszeichnet..
Taf. V. ist ein blühender Zweig der Joosia umbellifera Krst., in natürlicher Gröfse abgebildet, nobon demselben oin Tlieil einer reifen
Fruchldolde. 1. Ein isolirtes Nebenblatt etwas vergrößert, a vom Rücken, b von der Bauchseite mit don Drüsonhnaron am Grunde. 2. Eine
der Länge nach aufgeschnittcnc und ausgebreitete Blumenkrone vor der vollständigen Entwickelung und Entfaltung. 3. Eino aufgeblähte Blu-
menkrone ebenso ausgebreitet. 4. Der Fruchtknoten ebenderselben Blume besonders dargestellt, mit dom GrifTel, dreimal vergröfsert. G. Derselbe
Fruchtknoten .der Länge nach durchschnitten, mit dem. Kelchsaume, auf dem man die Basis der Blumenkrone sieht, dem Diaous und
dem unteren Endo des Griffels; Gmal vergröfsert. G. Der Querschnitt dioses Fruchtknotens in derselben Vergrößerung. 7. Ein Eichen desselben
Entwickelungszustandes stärker vergrößert, von der Nabelscile gesehen. 8. Zwei völlig reifo aufgesprungene Kapseln, aus denen schon die
Saamen und Saamenträger herausfielen. 9. Drei Saamen in natürlicher Größe. 10. Dieselben fthnnl vergröfsert.